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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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sich in ihrem Nacken, ihr Gesicht war gerötet und glänzte wie eine Speckschwarte. Schon immer waren Po und Oberschenkel ihre Problemzonen gewesen, die sie recht gut kaschieren konnte. Doch jetzt hatten sie geradezu elefantöse Ausmaße angenommen, dazu schwollen ihre Beine bei der Hitze an. Deprimiert fuhr sie mit beiden Händen über ihr Hinterteil. Eigentlich kein Wunder, dass Florian seit Monaten keine Lust mehr verspürte, mit ihr zu schlafen, so, wie sie aussah!
    Plötzlich hörte sie gedämpfte Stimmen und horchte auf. Emma gehörte nicht zu der Sorte Frau, die an geschlossenen Zimmertüren lauscht, doch das Gespräch wurde so laut geführt, dass einzelne Satzfetzen nicht zu überhören waren. Eine Tür wurde aufgerissen, und Emma erkannte nun Corinnas Stimme, die ungewöhnlich aufgebracht klang.
    »… nicht schlecht Lust, das ganze Fest abzusagen!«, zischte sie.
    Die Erwiderung ihres Schwiegervaters konnte Emma nicht richtig verstehen.
    »Das ist mir vollkommen egal! Ich habe ihn immer wieder gewarnt, dass er es nicht übertreiben soll«, entgegnete Corinna scharf. »Allmählich habe ich wirklich die Nase voll davon! Als hätte ich sonst nichts zu tun!«
    »Aber jetzt warte doch mal! Corinna!«, rief der Schwiegervater.
    Schnelle Schritte näherten sich, es war zu spät, um in die Küche oder einen anderen Raum zu gehen.
    »Ach, hallo, Emma.« Corinna musterte sie mit einem eigenartigen Ausdruck in den Augen, und Emma lächelte unbehaglich. Hoffentlich glaubte die Freundin nicht, sie hätte heimlich an der Tür gelauscht!
    »Hallo, Corinna. Ich … ich bin etwas zu früh und … ich … ich habe Stimmen gehört und … da dachte ich, ihr hättet schon angefangen.«
    »Gut, dass du schon da bist.« Von ihrer Verärgerung war Corinna nichts mehr anzumerken. Sie lächelte ganz wie immer. »Dann können wir noch ein paar Punkte bezüglich der Gäste und der Sitzordnung durchgehen, bevor die anderen kommen. Lass uns raus auf die Terrasse gehen.«
    Emma nickte erleichtert. Zwar hätte sie zu gerne gewusst, was Corinna derart auf die Palme gebracht hatte, aber sie konnte unmöglich fragen, denn damit hätte sie zugegeben, dass sie tatsächlich gelauscht hatte, wenn auch unfreiwillig. Ihr Blick fiel durch die offen stehende Tür des Arbeitszimmers und sie sah ihren Schwiegervater, der an seinem Schreibtisch saß, das Gesicht in den Händen vergraben.

Montag, 14. Juni 2010
    Die Stimmung im Bereitschaftsraum der Regionalen Kriminalinspektion in Hofheim war angespannt. Das ganze Wochenende über hatte das Telefon beinahe unablässig geklingelt. Hunderte von Hinweisen aus der Bevölkerung waren eingegangen, Dutzende wollten das Mädchen irgendwo gesehen haben. Manches hatte zuerst vielversprechend geklungen, einer genaueren Überprüfung jedoch nicht standgehalten.
    Es gab keine Vermisstenanzeige, keine heiße Spur im Fall »Nixe«, nicht einmal eine lauwarme. Sie waren keinen Schritt weiter als am Freitag, und mit jedem Tag, der verging, wurde die Chance auf einen schnellen Ermittlungserfolg geringer.
    Pia rekapitulierte die Ergebnisse der Obduktion.
    »Das Mädchen war etwa fünfzehn oder sechzehn Jahre alt. Multiple Verletzungen am ganzen Körper lassen auf schwerwiegende Misshandlungen schließen, und das über einen längeren Zeitraum hinweg. Die meisten dieser Verletzungen wurden nicht ärztlich versorgt. Dazu gehören unter anderem in Fehlstellung verheilte Brüche von Ober- und Unterarm, Schlüsselbein.« Die Brutalität, die sich hinter diesen so lapidar klingenden Worten verbarg, war unfassbar. »Es wurden zahlreiche Narben an Rumpf, Armen und Beinen festgestellt, außerdem Spuren sexuellen Missbrauchs und Brandnarben, die an Zigarettenverbrennungen erinnern. Dazu kommt ein extremer Vitamin-D-Mangel, eine signifikante Hautblässe und rachitische Veränderungen der Knochenstruktur, die den Schluss zulassen, dass das Mädchen über sehr lange Zeit nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt gewesen ist.«
    »Wie lange hat sie im Wasser gelegen?«, erkundigte sich ein Kollege, der normalerweise in einem anderen Dezernat arbeitete, aber wie alle Beamten der RKI , die nicht an einem aktuellen Fall arbeiteten, für die Soko abgestellt worden war.
    »Die Liegezeit im Wasser betrug etwa zwölf bis vierundzwanzig Stunden«, erwiderte Pia. »Der Eintritt des Todes ist nicht genau bestimmbar, allerdings höchstens zwei Tage vor Auffinden der Leiche.«
    Kai Ostermann notierte die Eckdaten auf der Wandtafel, die bisher noch

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