Böses Blut der Vampire
sich so gut mit Ayatollah Torquemada versteht und so drauf ist, wie er das andeutet, dann hätte ich auch Angst. Der hat zwei Polizisten echt einfach so mit ein paar Sätzen außer Gefecht gesetzt?“ Sein immer noch ziemlich bleicher Freund nickte. „Was wollen die hier überhaupt? Außer Polizisten annagen?“ „Im Gewerbegebiet suchen die ein Grundstück, angeblich wollen sie da eine Spedition oder so bauen. Hab nicht so genau hingehört während des Essens, irgendwie ist man etwas abgelenkt, wenn man neben sich einen echten Vampir sitzen hat“, seufzte Sebastian. „Es war wie im Kino. Verdammt, ich bin achtzehn, habe gerade Abi gemacht und ich hatte noch nicht mal richtigen Sex. Was hab ich denn bis jetzt vom Leben gehabt?“ „Na immerhin Frühmesse, Mittagsmesse, Angelus, Abendmesse, Spätmesse, regelmäßigen Gebetskreis und Bibelstunde im eigenen Haus, wer hat das schon in so reichlicher Auswahl?“, flachste Malte und kassierte nebst einem genervten Blick einen Stoß in die Rippen. „Danke, dass du mich daran erinnerst, wie konnte ich das nur vergessen. Was würde ich bloß ohne diese unschätzbare Bereicherung meines Lebens machen?“, grummelte Sebastian. „Und erst diese wunderschönen Songs von Xavier Naidoo, die meine Mutter tagaus tagein in der Küche runterdudelt.“ „Also haben wir demnächst öfter das Vergnügen mit den Vampiren, wenn die sich hier wirklich niederlassen“, meinte Malte und kam wieder auf das Wesentliche. „Ich ganz bestimmt nicht, ich verschwinde aus Dunkeldeutschland. Hier ist doch nichts los. Rechte Spinner von der NPD machen sich breit, die im Akkord betenden Freischärler meines Vaters vom wahren Glauben und jetzt auch noch Vampire. Nee, das ist nix für mich, ich will hier weg. Kannst gern mitkommen.“ „Hast recht, es hat mir vorher schon gereicht, dass wir hier soviel braunes Pack haben, wenn jetzt auch noch rumänische Vampire dazukommen, wird’s wohl erst richtig lustig“, pflichtete Malte ihm bei. Dann hellte sich seine düstere Miene auf. „Vielleicht klappt es ja, dass wir zusammen in einer Stadt studieren können.“ „Vergiss meinen Vater und seine Katholiban nicht“, erwiderte Sebastian etwas kläglich, um dann etwas munterer zu werden. Die Aussicht, mit Malte irgendwo zu studieren, baute ihn wieder auf. Darüber hatten sie schon oft gesprochen nach dem Abitur. „Pest und Cholera, man weiß nicht, was schlimmer ist.“ Malte lachte und Sebastian war froh, ihn zu Freund zu haben. „Dann lass mal sehen, was wir noch zu erledigen haben, um das Projekt abzuschließen.“
Die nächsten drei Tage arbeiteten die beiden Freunde konzentriert an dem Spiel und das half Sebastian auch, das Erlebnis mit Cosmin zu verdrängen. Zwei Anrufe kamen von dem Vampir, er fragte Sebastian, ob er vielleicht mit ihm einen Kaffee trinken würde. Beim zweiten Mal antwortete Sebastian ihm sehr deutlich, dass er keinen Kontakt wünschte und dass Cosmin ihn in Ruhe lassen sollte. Dann war Ruhe, wenn man von den SMS absah, die Cosmin schickte. Bis Basti ihn auf seine Blacklist setzte.
„Stalkt der Typ mich jetzt? Was will der?“, knurrte er. „Am liebsten würde ich den komplett aus meinem Gedächtnis streichen.“ „Häng ein paar Knoblauchzöpfe an dein Fenster und leg dir eine Wasserpistole mit Weihwasser auf den Nachtisch“, riet ihm Malte, dem auch nicht ganz wohl war.
An Nachmittag rauchten den beiden die Köpfe und die Augen tränten von der Bildschirmarbeit. Sie fuhren zum Training in die Sporthalle, machten sich warm und fingen an mit ihren Übungen. Sebastian übte am Boden Überschläge und FlicFlacs, nachdem er seine Bänder und Muskulatur gedehnt hatte.
Wie immer, wenn ihre Truppe trainierte, saßen ein paar Zuschauer und Freunde der Sportler auf der Zuschauertribüne. Malte trainierte an den Ringen und fing mit einem Handstand an, beobachtet von Sebastian, der ihn gnadenlos kritisierte, wenn er einen Fehler sah oder eine unsaubere Bewegung. „Komm schon, das kannst du doch besser, Malte!“, rief er mahnend und beim dritten Anlauf klappte es dann. Sein Freund sprang ab und landete sauber auf dem Boden. Grinsend kam er auf ihn zu und for derte ihn auf, selber zu zeigen, was er sich für seine Kür vorstellte. Sebastian stellte sich in eine Ecke des Feldes, hob die Arme und legte los. Er querte das Feld mehrfach und zeigte eine Kombination von Überschlägen, Salti und Schrauben, zwischendurch eine Standwaage, eine Pose, bei der es darauf ankam, möglichst
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