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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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ihm rief mich an. Eine Frau. Ich weiß nicht mehr, wie sie heißt.«
    »Sie rief Sie an? Auf der Entbindungsstation? Um Ihnen zu erzählen, daß Ihr Mann herumbumste? Wie geschmackvoll.«
    »Ja. Nein, nicht – geschmackvoll.«
    »Fanden Sie das nicht ein bißchen sonderbar?«
    »Schon. Aber teils hörte sie sich überzeugend an, teils war mir klar, als er abfuhr, daß es aus war zwischen uns. Er fand,
    daß ein Kind reichte. Conny war ein Betriebsunfall. Aber ich wollte nicht abtreiben.«
    »Und Sie können sich wirklich nicht erinnern, wie diese Kollegin heißt?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, daß ihr Vorname Elisabeth ist. Mehr weiß ich nicht. Bengtsson? Berntsson? Baklava? Biskopsnäsa?«
    Erneutes Spulen. Kerstin betrachtete Hjelms Vor– und Zurückspulen mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Wissen Sie, ob diese E–Mails noch auf seinem Rechner sind?«
    »Nein. Ich weiß nur, daß Laban sagte, es gehe Lars–Erik schlecht deswegen. Ich kann mir das zwar nicht gut vorstellen, aber das hat er gesagt.«
    »Wie alt ist Laban?«
    »Dreiundzwanzig.«
    »Wohnt er zu Hause?«
    »Er hat eine Wohnung in Kungsklippan, wenn Sie meine Aussage verifizieren wollen oder wie das nun heißt. Laban Jeremias Hassel.«
    »Und was arbeitet er?«
    »Lachen Sie jetzt nicht. (Pause.) Er studiert Literaturwissenschaft.«
    Hjelm drückte wieder auf Stop und wollte gerade weiterspulen, als Kerstin auf seine Stoptaste drückte; es schien dringend notwendig zu sein.
    »Das reicht jetzt«, sagte sie.
    Er starrte sie befremdet an, wie aus einer anderen Welt. Widerwillig machte er Schluß und fand sich in dieser wieder ein. Er sank auf den Stuhl ihr gegenüber und blickte sich im Zimmer um. Es war das Büro, das Kerstin mit Gunnar Nyberg teilte. Das Chorsängerzimmer. Ein stilles, aber kühles Herbstlicht fiel durch die ständig halb geöffneten Fenster herein. Hier saßen sie zuweilen und übten Tonleitern und gaben Einsingstücke a cappella zum besten, er mit dem charakterfesten Baß, sie mit dem verschleierten Alt. Hjelm dachte im Vergleich an sein eigenes Büro, in dem Chavez die ganze Zeit im Internet surfte und die Konversation sich gegenwärtig hauptsächlich um Fußball drehte. Er kam sich geistlos vor. Er brauchte eine Dosis John Coltrane. Und vielleicht sollte er es wagen, sich Kafka wieder zuzuwenden, obwohl der Kurswert der Literatur während der letzten Tage drastisch gesunken war.
    Was er jedoch am nötigsten hatte, war, Kerstin etwas zu sagen.
    Er fragte sich, was.
    »Kannst du es nicht einfach zusammenfassen?« fragte sie.
    Er betrachtete sie. Sie wich ihm nicht aus. Keiner von beiden verstand den Blick des andern.
    »Drei Dinge«, sagte er professionell. Erstens den dreiundzwanzigjährigen Sohn Laban Hassel, den Literaturstudenten besuchen. Zweitens mehr über die Kollegin Elisabeth Biskopsnäsa herausfinden, die in der Entbindungsstation angerufen und geklatscht hat. Drittens nachsehen, ob die E–Mails mit den Drohungen noch auf dem Rechner sind, zu Hause oder in der Redaktion.«
    »Bist du überhaupt bei Hassel zu Hause gewesen?«
    »Nur kurz. Jedenfalls keine direkten KGB–Signale, die wie die Vampire umherflattern. Geschmackvolle große Kungsholmswohnung mit leicht jugendlichem Touch. Und Trainingsgeräten. Willst du gucken?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab da eine Sache, die ich nachprüfen muß. Versuch, Jorge mit raus in die Sonne zu locken.«
    Er nickte, zögerte einen Moment in der Tür und warf einen raschen Blick auf das Tonbandgerät. Dann ließ er es bei ihr.
    Sie betrachtete es eine Weile. Dann blickte sie auf die geschlossene Tür und wieder auf das Tonbandgerät.
    Sie spulte zu einem Punkt in der Mitte zwischen den Stellen, zwischen denen Hjelm sich so frenetisch hin und her geworfen hatte. Nach einer Weile sagte er zu der Exfrau:
    »Wer ist Ihr neuer Mann?«
    »Das hat doch wohl mit dieser Sache nichts zu tun.«
    »Ich möchte nur wissen, was Sie anstelle von Hassel bekommen haben. Was Sie statt seiner gesucht haben. Die Unterschiede. Das kann einiges über ihn sagen.«
    »Ich lebe mit einem Mann aus der Reisebranche. Wir kommen gut miteinander zurecht. Er arbeitet hart, aber die Arbeit läßt er im Büro, und wenn wir zu Hause sind, hat er Zeit für mich. Wir führen eine normale Beziehung. Ist das die Antwort, die Sie wollten?«
    »Ich glaube, ja«, sagte Paul Hjelm.
    Kerstin Holm betrachtete die geschlossene Tür.
    Lange.
    Hjelm lockte Chavez wirklich mit hinaus in die Sonne. Er ergriff die

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