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Böses Herz: Thriller (German Edition)

Böses Herz: Thriller (German Edition)

Titel: Böses Herz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ausgesehen hatte wie sie.
    Als er die knappen Höschen auf dem Wäscheständer in der Waschküche gesehen hatte, war ihm wieder bewusst geworden, wie lange er mit keiner Frau mehr zusammen gewesen war. Und beim Anblick der weichen Hügel unter Honor Gillettes T-Shirt und ihrer langen glatten Beine spürte er nur zu deutlich, wie gern er seine lange Abstinenzphase beenden würde.
    Offenbar ahnte sie, wohin seine Gedanken abgeschweift waren, denn als er den Blick wieder von ihren Brüsten hob und ihr in die Augen sah, beobachtete sie ihn ängstlich. Schnell meinte sie: »Sie sitzen bis zum Hals in der Tinte, und hier vergeuden Sie nur Zeit. Ich kann Ihnen nicht helfen. Eddie besaß bestimmt nichts wirklich Wertvolles.« Sie hob die Hände. »Sie sehen doch selbst, wie einfach wir leben. Als Eddie starb, musste ich sein Angelboot verkaufen, sonst wäre ich nicht über die Runden gekommen, bis ich wieder unterrichten konnte.«
    »Unterrichten.«
    »In der Grundschule. Zweite Klasse. Eddie hat mir nichts hinterlassen als eine kleine Lebensversicherung, die kaum die Beerdigungskosten abdeckte. Nachdem er nur acht Jahre bei der Polizei war, bekomme ich nur eine winzige Witwenrente. Und die wandert direkt in Emilys Collegefonds. Wir leben ausschließlich von meinem Gehalt, und davon bleibt so gut wie nichts übrig.«
    Sie holte tief Luft. »Man hat Sie falsch informiert, Mr. Coburn. Oder Sie sind einem Gerücht aufgesessen und haben die falschen Schlüsse gezogen. Eddie hat nichts Wertvolles besessen, und ich besitze auch nichts Wertvolles. Falls ich etwas hätte, würde ich es Ihnen liebend gern überlassen, um Emily zu schützen. Ihr Leben ist kostbarer als alles, was ich je besitzen könnte.«
    Er sah sie nachdenklich an und erwiderte nach einigen Sekunden: »Schön gesprochen, aber das überzeugt mich nicht.« Er stand auf, beugte sich vor, packte sie wieder am Oberarm und zog sie aus ihrem Stuhl. »Als Erstes nehmen wir uns das Schlafzimmer vor.«

4
    A uf der Straße nannten sie ihn Diego.
    Anders hatte man ihn noch nie genannt, und soweit ihm bekannt war, hatte er auch keinen anderen Namen. Seine frühesten Erinnerungen drehten sich um eine dürre schwarze Frau, die ihm befahl, ihr die Zigaretten oder eine Spritze zu bringen, und die ihn beschimpfte, wenn er nicht sofort gehorchte.
    Ob sie seine Mutter war, wusste er nicht. Sie hatte das nie behauptet, aber sie hatte es auch nicht abgestritten, als er sie ein einziges Mal danach gefragt hatte. Er war nicht schwarz, jedenfalls nicht richtig. Sein Name klang spanisch, aber das sagte nichts über seine Herkunft aus. Sogar in New Orleans, wo sich die Rassen schon immer gemischt hatten, war er nicht mehr als ein Straßenköter.
    Die Frau in seinen Erinnerungen hatte davon gelebt, Zopffrisuren zu flechten. Ihren Salon hatte sie nur geöffnet, wenn sie Lust hatte zu arbeiten, was selten genug vorgekommen war. Wenn sie schnell Geld gebraucht hatte, hatte sie im Hinterzimmer den männlichen Kunden andere Dienste geleistet. Sobald Diego alt genug gewesen war, hatte sie ihn losgeschickt, um auf der Straße Werbung zu machen. Die Frauen hatte er mit dem Versprechen angelockt, sie würden die festesten Rastazöpfe von ganz New Orleans bekommen. Männern hatte er die anderen Vergnügungen angedeutet, die hinter dem Glasperlenvorhang in der Tür zur Straße zu finden waren.
    Eines Tages war er nach Hause gekommen, nachdem er auf der Straße nach etwas Essbarem gesucht hatte, und hatte sie tot auf dem verdreckten Badezimmerboden gefunden. Er hatte bei ihr ausgeharrt, bis selbst er den Gestank nicht mehr ertragen hatte, und war dann getürmt. Sollte sich doch jemand anderer um den aufgedunsenen Leichnam kümmern. Seit jenem Tag war er auf sich allein gestellt. Sein Jagdgebiet war ein Stadtviertel von New Orleans, das selbst die Engel aus Angst mieden.
    Inzwischen war er siebzehn und seinen Jahren an Erfahrung weit voraus.
    Sein Handy vibrierte, und er sah auf das Display. Unbekannte Nummer . Anders gesagt, er bekam einen neuen Auftrag. Er antwortete mit einem mürrischen »Ja?«.
    »Das klingt ziemlich gereizt, Diego.«
    Schon eher stinksauer. »Warum hast du nicht mich eingesetzt, um die Sache mit Marset zu klären? Aber du wolltest ja nicht. Und jetzt sieh dir an, was passiert ist.«
    »Du hast von dem Lagerhaus und Lee Coburn gehört?«
    »Ich habe einen Fernseher. Flatscreen.«
    »Den du von meinem Geld gekauft hast.«
    Diego ließ das unkommentiert. Sein Gesprächspartner

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