Böses Herz: Thriller (German Edition)
…«
Statt weiterzusprechen, schwenkte er den Taschenlampenstrahl über das Gelände. Sie befanden sich inmitten einer monotonen, grauen, gottverlassenen Wildnis, in der sich ein Fleck vom anderen nur durch die tödlichen Bewohner unterschied, die in der scheinbar friedlichen Stille lauerten.
»Ja«, seufzte Fred, der genau wusste, was sein Bruder sagen wollte. »Aber wie gesagt, wenigstens haben wir damit einen neuen Ausgangspunkt.«
»Du solltest anrufen.«
»Stimmt.« Fred holte sein Handy heraus.
Während der nächsten halben Stunde trafen immer mehr Polizisten ein, wurden auf den neuesten Stand gebracht und dann losgeschickt, um über das Gebiet auszuschwärmen. Die FBI-Agenten aus Tom VanAllens Büro wurden alarmiert. »Sagen Sie Tom Bescheid«, erklärte Fred ihnen. »Er muss sofort davon erfahren. Vielleicht brauche ich Verstärkung durch das FBI. Sie haben mehr technisches Spielzeug als wir.«
Doral zündete sich eine Zigarette an und nahm ihn beiseite. »Was ist mit Stan? Soll ich ihn anrufen und ihm sagen, er soll noch einmal ein paar von den Freiwilligen zusammentrommeln, die uns gestern geholfen haben?«
Fred blickte nach Osten auf den Horizont oder das, was er zwischen den dicht wachsenden Zypressen davon erkennen konnte. »Warten wir ab, bis es hell geworden ist. Stan weiß mehr übers Spurenlesen als du und ich zusammen. Aber manche von den Jungs könnten eher hinderlich sein als uns helfen.«
Doral stieß eine Rauchwolke aus. »Einem geborenen Schwindler kannst du nichts vormachen, Bruder. Du willst diese Horde von Freiwilligen genauso wenig hier haben, wie du noch mehr Polizisten haben willst. Oder die Bundesbullen. Wenn es nach dir geht, willst du Lee Coburn ganz allein aufspüren.«
Fred grinste. »Du hast mich wie immer durchschaut.«
»Weil wir gleich denken.«
Sie stießen wieder zu den anderen. Die Karten wurden konsultiert. Wasserläufe, die komplizierte Schleifen legten, wurden den verschiedenen Suchtrupps zugeteilt. »Coburn braucht bestimmt Trinkwasser«, ermahnte Fred die Gruppe. Seit der Ölpest im Golf von Mexiko trank niemand, der auch nur einen Funken Verstand hatte, aus diesen Kanälen. »Weiß jemand von irgendwelchen Fischerhütten, Lagerhäusern, Schuppen, Verschlägen oder Ähnlichem in der Gegend? Wo er trinkbares Wasser finden könnte?«
Mehrere Möglichkeiten wurden genannt. Alle sollten überprüft werden. »Seid vorsichtig«, warnte Fred die Männer, bevor sie in den kleinen Booten ausschwärmten, in denen sie schon die ganze Nacht patrouilliert hatten. »Stellt den Motor ab, bevor ihr euch den Hütten nähert.«
Doral bot an, den am wenigsten befahrenen Wasserlauf zu übernehmen, und Fred nahm sein Angebot an. »Wenn sich jemand da zurechtfindet, ohne sich zu verirren, dann du. Halt dein Handy griffbereit, so wie ich auch. Falls dir irgendwas auffällt, rufst du zuerst mich an.«
»Das versteht sich von selbst. Und du bleibst solange auf dem Revier?«
»Damit mir die Reporter Löcher in den Bauch fragen können?« Fred schüttelte den Kopf. »Schau her.« Sie hatten ihre Karte auf relativ trockenem Grund ausgelegt. Jetzt beugten sich die Zwillinge darüber, und Fred fuhr mit dem Finger eine dünne blaue Linie entlang, die für einen langen, schmalen Kanal stand. »Siehst du, wohin der führt?«
»Zu Eddies Haus.«
Die Zwillinge sahen sich lang und eindringlich an. Fred sprach als Erster. »Das gefällt mir nicht.«
»Du sprichst mir aus der Seele«, stimmte Doral ihm zu. »Eigentlich war Stan dort gestern Abend zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen, aber später hat er mir erzählt, dass Honor ihn wieder ausgeladen habe, weil sie und Emily sich eine Darmgrippe eingefangen hätten. Es kann nicht schaden, mal bei den beiden vorbeizuschauen.«
Fred faltete die Karte wieder zusammen und schob sie hinten in die Tasche seiner Uniformhose. »Danach fühle ich mich bestimmt besser. Außerdem muss sowieso jemand diesen Bayou absuchen. Da kann ich das auch gleich selbst übernehmen.«
Als Honor aufwachte, überraschte es sie weniger, dass ihre Hände vom Kopfende losgebunden waren, als dass sie überhaupt aufgewacht war. Sie hätte nicht geglaubt, dass sie einschlafen könnte. Draußen leuchtete das rosafarbene Licht der frühen Morgendämmerung.
Sie lag allein im Bett.
Sofort sprang sie auf und rannte in Emilys Zimmer. Die Tür war angelehnt, genau wie gestern Abend, als sie das letzte Mal nach ihrer Tochter gesehen hatte. Emily schlief friedlich, ihr von
Weitere Kostenlose Bücher