Böses Herz: Thriller (German Edition)
ihren Weg kreuzte. In ihrer Schulzeit war sie ein paar Mal mit Doral ausgegangen. Als sie seine Hände oberhalb des Nabels abgefangen hatte und sie nicht weiter abwärts wandern lassen wollte, war er gemein geworden. Er hatte sie als Schlampe beschimpft, woraufhin sie erwidert hatte, dass selbst eine Schlampe einen gewissen Standard hätte. Seither konnte er sie nicht ausstehen.
Jetzt sah er fies und gefährlich aus, und er tat ihr weh. Sie kannte die Männer gut genug, um zu wissen, dass sie jetzt keine Angst zeigen durfte, weil er das als Einladung auffassen würde, sie weiter zu misshandeln. Diese holprige Straße hatte sie mit Ehemann Nummer eins beschritten. Sie würde lieber sterben, als sie noch einmal zu betreten. Selbst bei einem geistig zurückgebliebenen Rowdy wie Doral war Angriff die beste Verteidigung.
Sie rammte ihr Knie zwischen seine Beine.
Er jaulte auf, ließ ihr Gesicht los, um sein Geschlecht zu umfassen, und hüpfte rückwärts aus der Gefahrenzone.
»Fass mich nie wieder an, Doral.« Sie griff nach dem Top, das sie gerade erst ausgezogen hatte, und streifte es wieder über ihren Kopf. »Du bist hässlich und beschränkt, und wie kommst du überhaupt auf den Gedanken, ich könnte wissen, wo Honor steckt?«
»Ich lass mich nicht verarschen, Tori.« Er zog eine Pistole aus einem Holster an seinem Rücken.
»O nein, eine Pistole!«, mokierte sie sich in gespieltem Falsett. »Soll ich jetzt etwa in Ohnmacht fallen? Um Gnade winseln? Steck das Ding weg, bevor du jemandem damit wehtust, hauptsächlich mir.«
»Ich will wissen, wo Honor steckt.«
»Willkommen im verfluchten Club!«, brüllte sie ihn an. »Wir wollen alle wissen, wo sie steckt! So wie es aussieht, wurde sie von einem Mörder als Geisel genommen.« Sie konnte nach Belieben Tränen in ihre Augen zaubern, aber die Tränen, die ihr jetzt über die Wangen rannen, waren echt. »Ich hab es im Fernsehen gesehen und bin aus dem Studio direkt hierher gefahren.«
»Wieso?«
»Damit ich bereit bin für den Fall …«
»Für welchen Fall?«
»Für jeden Fall.«
»Du rechnest damit, dass sie sich bei dir meldet.« Es klang wie ein Vorwurf.
»Nein. Ich hoffe es, aber so wie sie diesen Coburn darstellen, befürchte ich das Schlimmste.«
»Dass er sie und Emily abserviert.«
»Mann, du bist ein echtes Genie.«
Er ignorierte die Beleidigung. »Hat sie in letzter Zeit mit dir über Eddie gesprochen?«
»Natürlich. Sie redet ständig von ihm.«
»Ja, aber ich meine, hat sie dir was Neues über Eddie erzählt? Was Wichtiges? Hat sie dir vielleicht ein Geheimnis anvertraut?«
Sie legte den Kopf schief und sah ihm scharf in die Augen. »Kiffst du immer noch so viel?«
Im nächsten Moment baute er sich bedrohlich vor ihr auf. »Verarsch mich nicht, Tori. Hat sie? «
»Nein!«, wehrte sie sich und schubste ihn zurück. »Was redest du da? Ich weiß nichts von einem Geheimnis. Was für ein Geheimnis soll das überhaupt sein?«
Er betrachtete sie nachdenklich, als versuchte er festzustellen, ob sie ihn anschwindelte, und grummelte dann: »Vergiss es.«
»Einen Dreck werde ich vergessen. Warum bist du hergekommen? Worauf bist du aus? Der Typ, der deinen Bruder erschossen hat, hat jetzt Honor und Emily entführt. Warum bist du nicht da draußen und suchst nach ihm?«
»Weil ich nicht sicher bin, ob er sie entführt hat.«
Sie war wie vor den Kopf geschlagen. »Wie meinst du das?«
Er beugte sich noch weiter vor. »Ich weiß doch, wie eng du mit Honor bist.« Er hielt seine Hand unter ihre Nase und legte den Mittelfinger über den Zeigefinger. »Wenn sie diesen Typen schon länger kennt …«
»Du meinst diesen Coburn?«
»Genau, diesen Coburn. Lee Coburn. Kennt sie ihn schon länger?«
»Wo sollte Honor einem Ladearbeiter begegnen, der sich als Massenmörder entpuppt?«
Nachdem er sie lange eindringlich angesehen hatte, drehte er ihr den Rücken zu, marschierte aus dem Zimmer und schob die Pistole wieder in das Holster, während er durch den Flur polterte.
»Momentchen.« Tori hielt ihn am Ellbogen fest und drehte ihn wieder um. »Was willst du damit andeuten? Dass sie mit ihm unter einer Decke steckt?«
»Ich will gar nichts andeuten.« Er riss seinen Ellbogen aus ihrem Griff und packte sie stattdessen am Oberarm. »Aber ich werde an dir kleben wie eine Fliege an der Windschutzscheibe. Du tätest gut daran, mir Bescheid zu sagen, sobald du etwas von deiner Freundin hörst.«
Sie reckte trotzig das Kinn vor. »Sonst?«
»Sonst
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