Böses Herz: Thriller (German Edition)
Zum einen, ob sein Tod tatsächlich ein Unfall war.«
»Es sollte so aussehen, aber ich glaube das nicht.«
»Ich muss das wissen«, erklärte sie bewegt. »Falls er bei einem Unfall ums Leben kam, ist das zwar schlimm genug. Tragisch, aber hinnehmbar. Schicksal. Gottes Wille. Was weiß ich. Aber wenn jemand den Unfall, bei dem er umkam, absichtlich verursacht hat, dann will ich, dass er dafür bestraft wird.«
»Kann ich verstehen. Und wie lautet die zweite Frage?«
»War Eddie ein böser Bulle oder ein guter Bulle? Ich kenne die Antwort. Ich will auch Sie davon überzeugen.«
»Mir ist das absolut gleich«, sagte er mit voller Überzeugung. »Er ist tot. Mir geht es allein darum, den Bookkeeper zu entlarven und sein Geschäft trockenzulegen. Der Rest, und das schließt den Ruf Ihres Mannes ein, interessiert mich nicht.«
»Mich interessiert das aber. Und Stan wird es genauso interessieren.« Sie deutete auf das Handy, das er immer noch in der Hand hielt. »Ich sollte ihn anrufen und ihm sagen, dass es uns gut geht.«
Er schüttelte den Kopf und schob das Handy in die Hosentasche.
»Er ist bestimmt außer sich vor Sorge, wenn er erfährt, dass wir vermisst werden.«
»Bestimmt.«
»Er wird das Schlimmste befürchten.«
»Dass Sie in der Hand eines Mörders sind.«
»Woher soll er wissen, dass das nicht stimmt? Also bitte …«
»Nein.«
»Das ist grausam.«
»Das ganze Leben ist grausam. Sie können ihn nicht anrufen. Ich traue ihm nicht.«
»Sie misstrauen prinzipiell jedem.«
»Allmählich lernen Sie mich kennen.«
»Aber Sie vertrauen mir.«
Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. »Wie kommen Sie denn darauf?«
»Sie müssen mir wenigstens teilweise vertrauen, sonst hätten Sie mich nicht mitgeschleppt.«
»Ich vertraue Ihnen nicht mal so weit, wie ich Sie werfen könnte. Wahrscheinlich noch weniger, als Sie mir vertrauen. Aber ob es uns gefällt oder nicht, wir sind aufeinander angewiesen.«
»Wieso das denn?«
»Sie brauchen meinen Schutz zum Überleben. Ich brauche Sie, um das zu finden, wonach ich suche.«
»Ich habe Ihnen immer wieder erklärt …«
»Ich weiß, was Sie mir erklärt haben, aber …«
»Mommy?«
Die Kinderstimme unterbrach ihn. Honor drehte sich zu ihrer Tochter um. »Was ist denn, Herzchen?«
»Bist du böse?«
Honor streckte eine Hand nach hinten und tätschelte Emilys Knie. »Nein, ich bin nicht böse.«
»Ist Coburn böse?«
Sein Magen krampfte sich zusammen, als er seinen Namen aus dem Mund des Kindes hörte. Noch nie hatte eine Kinderstimme seinen Namen ausgesprochen. Aus einem Kindermund klang er ganz anders.
Honor setzte ein Lächeln auf und log dreist: »Nein, er ist auch nicht böse.«
»Er sieht aber so aus, als ob er böse ist.«
»Ist er aber nicht. Er ist nur … nur …«
Er gab sich redlich Mühe, nicht wütend auszusehen. »Ich bin nicht böse.«
Das Kind kaufte es ihm nicht ab. Nicht wirklich, trotzdem wechselte es das Thema. »Ich muss mal.«
Honor sah Coburn an, eine unausgesprochene Frage im Blick. Er zuckte mit den Achseln. »Wenn sie muss, dann muss sie eben.«
»Können wir an einer Tankstelle halten? Ich könnte mit ihr …«
»Auf keinen Fall. Sie kann ins Gebüsch gehen.«
Fünfzehn Sekunden lang versuchte Honor ihn umzustimmen, dann beendete ein klagendes »Ma-miie« die Diskussion. Sie öffnete die Wagentür und stieg aus. Während sie Emily vom Rücksitz holte, erklärte sie ihrer Tochter, dass sie ein Abenteuer erleben würden, und führte sie dann hinter den Wagen.
Coburn hörte nichts weiter als ein verschwörerisches Flüstern. Einmal musste Emily kichern. Er blendete so weit wie möglich aus, dass er eben zwei Frauen gezwungen hatte, in der Wildnis pinkeln zu gehen, und versuchte sich stattdessen auf drängendere Probleme zu konzentrieren. Wie auf die Frage, was er jetzt unternehmen sollte. Wie Honor ganz richtig bemerkt hatte, konnten sie nicht ewig in einem gestohlenen Wagen herumfahren.
Wohin sollten sie also? In sein Apartment konnten sie auf keinen Fall. Dort würde man ihnen mit Sicherheit auflauern. Gleichzeitig wollte er sich nicht darauf verlassen, dass Stan Gillette sie beschützen würde. Schließlich war er eng mit den Hawkins-Brüdern befreundet, und es war gut möglich, dass er ebenfalls Dreck am Stecken hatte. Honor war überzeugt, dass er sie liebte und dass er alles für sie und Emily tun würde, aber Coburn würde das nicht unbesehen glauben. Vielleicht würde sich Gillette als gesetzestreuer
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