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Böses Herz: Thriller (German Edition)

Böses Herz: Thriller (German Edition)

Titel: Böses Herz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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und konzentrierte sich darauf, sich so schnell und so weit wie möglich von dem Boot zu entfernen, ohne sich dabei in diesem Nebenstraßenlabyrinth zu verirren, in einem Bayou zu landen oder gegen einen Baum zu rasen.
    Honor brachte Emily schließlich zur Ruhe, redete besänftigend auf sie ein, drückte sie dabei an ihre Brust und strich ihr immer wieder mit der Hand übers Haar. Irgendwann hörte das Kind auf zu weinen, obwohl ihn jedes Mal, wenn er den Blick zur Seite wandte, vier vorwurfsvolle Augen ansahen.
    Schließlich gelangten sie auf eine größere Straße. Weil er keinesfalls wegen einer Geschwindigkeitsübertretung gestoppt werden wollte, nahm er den Fuß vom Gaspedal und fragte Honor, ob sie eine Ahnung hatte, wo sie gerade waren.
    »Südöstlich von Tambour, glaube ich. Wo willst du denn hin?«
    Wo wollte er hin?
    Scheiße, er hatte nicht die leiseste Ahnung.
    Im Moment verbrannte er nur kostbares Benzin, darum lenkte er den Wagen auf den Parkplatz einer vielbesuchten Raststätte, wo der Pick-up zwischen unzähligen ähnlichen Fahrzeugen kaum auffallen würde. Anscheinend kehrten an dieser Tankstelle mit angeschlossenem Supermarkt vor allem Menschen auf dem Weg zur Arbeit ein, die sich hier mit Kaffee, Zigaretten und einem Mikrowellen-Frühstück eindeckten, bevor sie weiter zu ihren Jobs fuhren.
    Nachdem er den Motor abgestellt hatte, sprach dreißig Sekunden niemand ein Wort. Schließlich sah er die beiden Frauen an, die sein Leben so unendlich kompliziert machten. Gerade als er das unverblümt klarstellen wollte, erklärte das Kind mit zittriger Stimme: »Es tut mir leid, Coburn. Ich hab das nicht gewollt.«
    Er klappte den Mund zu und blinzelte mehrmals. Er sah Honor an, und als die nichts sagte, sah er wieder das Kind an, dessen nasse Wange immer noch auf Honors Brust lag. Und schließlich murmelte er: »Es tut mir leid, dass ich dich zum Weinen gebracht habe.«
    »Nicht so schlimm.«
    Ihre Mutter hingegen vergab ihm nicht so schnell. »Du hast sie halb zu Tode erschreckt. Du hast mich halb zu Tode erschreckt.«
    »Mag sein, aber es hätte mich halb zu Tode erschreckt, wenn ich beim Aufwachen in den Lauf von Doral Hawkins’ Doppelflinte geblickt hätte.«
    Honor verkniff sich die Bemerkung, die ihr offenbar auf der Zunge brannte. Stattdessen beugte sie sich über Emily und küsste sie auf den Scheitel.
    Die tröstende Geste bewirkte merkwürdigerweise, dass er sich noch elender fühlte, weil er das Kind angeschnauzt hatte. »Hör zu, ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut. Ich kaufe ihr einen … einen … Ballon oder so.«
    »Sie hat Angst vor Ballons«, belehrte ihn Honor. »Sie fürchtet sich davor, dass sie platzen könnten.«
    »Dann besorge ich ihr eben was anderes«, meinte er gereizt. »Was mag sie denn?«
    Emilys Kopf hüpfte hoch, als säße er auf einer Sprungfeder. »Ich mag Thomas die kleine Lok.«
    Coburn starrte sie sekundenlang an, dann wurde ihm bewusst, wie absurd die Situation war, und er begann zu lachen. Er hatte sich mit Verbrechern duelliert, die alles darangesetzt hatten, ihm den Kopf wegzuschießen, weil sie ansonsten dem Tod geweiht waren. Man hatte ihn unter schweres Feuer genommen, er hatte sich unter einem Raketenwerfer weggeduckt und war aus einem Hubschrauber gesprungen, Sekunden bevor er am Boden zerschellt war. Er hatte dem Tod so oft ein Schnippchen geschlagen, dass es nicht mehr zu zählen war.
    Wäre es nicht zu komisch, wenn ihn ausgerechnet Thomas die kleine Lok den Kopf kosten würde?
    Honor und Emily sahen ihn argwöhnisch an, und er begriff, dass beide ihn noch nie hatten lachen hören. »Ein Insiderwitz«, sagte er.
    Emily war sofort wieder fröhlich. »Können wir jetzt frühstücken?«
    Coburn überlegte und antwortete dann halblaut: »Warum verflucht noch mal nicht?«
    Er stieg aus und öffnete eine Werkzeugkiste, die hinten auf die Ladepritsche montiert war. Am Vortag hatte er eine Jeansjacke darin gefunden. Sie stank nach Benzin und war ölverschmiert, doch er zog sie an. Im nächsten Moment stand er in der offenen Tür und beugte sich in die Kabine. »Was möchtet ihr denn?«
    »Soll nicht lieber ich gehen?«, fragte Honor.
    »Ich glaube nicht.«
    »Du traust mir immer noch nicht?«
    »Darum geht es nicht. Aber da drin …« Sein Blick glitt über ihr zerzaustes Haar und ihre immer noch leicht angeschwollenen Lippen. Er verharrte kurz auf ihrem eng anliegenden T-Shirt und den gefälligen Wölbungen darunter, die, wie er selbst gespürt hatte, echt

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