Boeses mit Boesem
Untergang der CIA bestimmt nicht wohlgesinnt, |314| schon gar nicht, wenn Cassandra plante, die Geheimnisse des Landes offenzulegen.
Es gab noch ein Dutzend andere Fragen, die ich Cal gerne gestellt hätte, die meisten davon über die Gründerinitiative. Das war die DI A-Organisation , die Jefferson Cassandra zufolge leitete, und Cal und Jack gehörten einer ihrer Zellen an. Mir fiel keine Möglichkeit ein, diese Fragen anzubringen, ohne zuzugeben, dass ich mit Cassandra in Kontakt stand. Falls ich es Cal sagte, würde er es an Jefferson weitergeben. Ich wollte aber nicht, dass der Bescheid wusste, bis ich herausgefunden hatte, ob ich eher ihm oder eher Cassandra trauen sollte.
»Ich bleibe an Emerson dran und Sie graben weiter bei Cassandra nach. Wenn wir eine Chance haben sollen, müssen wir einen von Glass’ Feinden zu unserem Freund machen.«
|315| 17
Ein lautes Summen weckte mich kurz vor dreiundzwanzig Uhr. Ich saß an meinem Schreibtisch. Ich blickte mich um. Nichts wies darauf hin, dass ich um mich geschlagen hatte. Wahrscheinlich war ich einfach nur eingeschlafen und hatte nicht einen weiteren Anfall erlitten. Jetzt, da mein Computer weg war, gab es keine Möglichkeit, darüber Gewissheit zu erlangen.
Das Summen kam von dem Empfänger, der mir sagte, dass Emersons Wagen unterwegs war. Er fuhr seinen üblichen Weg zur Arbeit, aber bisher hatte er noch nie nachts gearbeitet oder war abends ins Büro zurückgekehrt. Ich sprang in meinen Mietwagen und hoffte, dass dies der Durchbruch war, auf den ich gewartet hatte.
Ich stand schon neben dem Bürogebäude der Justizbehörde, als Emerson eintraf. Der ganze Block bestand aus Bundesbehörden und alle waren dunkel. Diesmal machte ich mir nicht die Mühe, den Wagen abzustellen: Fußgänger waren kein Problem und ich konnte jederzeit parken, falls eine Politesse sich auf mich stürzen wollte. Emerson hielt auf seinem Stellplatz, verließ den Wagen aber nicht. Wenn ich Glück hatte, wartete er auf seinen Wohltäter mit den Patschhänden.
Fünf Minuten später bog ein weiteres Auto auf den Parkplatz ein. Es war nicht derselbe Wagen, den ich beim Tätowierstudio gesehen hatte, und am Steuer saß auch nicht derselbe |316| Fahrer. Es war Emersons Titan-Leibwächter. Falls er Emerson aus Sicherheitsgründen gefolgt war, wäre er nicht so weit zurückgeblieben. Der Leibwächter wartete, bis Emerson eingestiegen war, und fuhr dann in nördlicher Richtung los.
Wir folgten ein paar Minuten der Centre Street und bogen dann in die Alphabet City ein. Das Tätowierstudio lag auf der anderen Seite des Village. Sie hielten an der Seventh Street, unmittelbar bevor diese in die First Avenue mündete. Ich konnte nicht anhalten, ohne dass der Titan-Mann gemerkt hätte, dass jemand ihnen folgte. Ich sah, wie sie ein altes rotes Backsteinhaus betraten, dann musste ich abbiegen.
Ich parkte um die Ecke und kehrte zu dem Gebäude zurück. Einem kleinen Schild war zu entnehmen, dass es ein Boutique-Hotel der Art war, wie sie in den letzten Jahren populär geworden waren; herrschaftliche Häuser, die in Wohnungen unterteilt worden waren, wurden noch weiter aufgegliedert. Zurück blieben sehr kleine Zimmer zu erschwinglichen Preisen.
Manche Leute benutzten solche Zimmer als eine respektablere Version von Isaacs Pension, aber nicht das war der Grund, warum ich so vertraut mit dem Arrangement war. Die allgemeine Überwachung hatte außereheliche Spielchen schwieriger gemacht als je zuvor in den letzten vierzig Jahren. Normale Hotels waren ein Risiko: Man wusste nie, ob der Angestellte an der Rezeption nicht auf jemandes Gehaltsliste stand oder wer in der Lobby herumhing. Diese Lücke wurde von Lokalitäten wie dieser hier geschlossen. Sie machten es unverheirateten oder anderweitig verheirateten Paaren leichter, sich zu treffen und in Ruhe zu schmusen.
Das System funktionierte folgendermaßen: Ein Hotel, selbst ein kleines, konnte seine Zimmer nicht stundenweise vermieten, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Einige der Zimmer wurden als billige Pennbuden monatsweise abgegeben; |317| der Rest wurde an Kundenfänger verpachtet, die sie stundenweise untervermieteten. Das Hotel besaß keine Unterlagen darüber und so war das Risiko ziemlich gering.
Niemand mietete ein Zimmer an einem solchen Ort, weil die Pendelstrecke nach Hause zu weit war. Ich glaubte auch nicht, dass Emerson hier war, um Patschhand zu treffen. Es hatte schon seinen Grund, dass es für solche Übergaben eine Routine gab.
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