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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen.
    Die Stimme, die mir entgegendrang, klang ländlich: »Bei Warfenknecht, Janssen.«
    »Herr Janssen, mein Name ist Beruto, ich bin der Klassenlehrer von Enno«, sprach ich in den Telefonhörer. »Ich möchte Ihnen und Ihrer Familie auch im Namen meiner Klasse unser aufrichtiges Beileid aussprechen.«
    »Ich bin der Schwager«, hörte ich. »Es ist so schrecklich.«
    »Herr Janssen, wann ist die Beisetzung?«, fragte ich.
    »Am Samstag um dreizehn Uhr in der Kirche in Upplewarf«, entgegnete der Gefragte.
    Ich bedankte mich und trennte die Verbindung. Für Sekunden hielt ich die Hand am Hörer. Der Direktor betrat das Büro. Er stellte sich seitlich. Ich spürte, dass er meine Gefühle verstand.
    »Der Schwager war am Apparat«, sagte ich. »Ich kenne Enno schon so lange und wusste nicht einmal, dass er eine Schwester hatte.«
    »Wann ist die Beerdigung?«, fragte er.
    »Am Samstag um dreizehn Uhr«, antwortete ich.
    »Den Termin habe ich leider bereits verplant, Herr Beruto. Vertreten Sie bitte unsere Schule!«, ordnete er an und verließ das Schulbüro.

3
    »Was muss noch kommen?«, fragte ich mich, als ich das Kaufhaus an der Marktstraße verließ. Ich hatte dort preiswert Kartoffelsalat mit Kabeljau gegessen und näherte mich dem ZOB. Ich überquerte die Bahnhofsstraße und ging entlang meiner Dienststelle. Unsere Schule, im Stil preußischer Kasernen um 1910 erbaut, wirkte äußerlich nicht hässlich. Im Gegenteil, verglichen mit den Betonbunkern unserer Zeit strahlte ihr rotes Mauerwerk Solidität und Wohnlichkeit aus.
    Mein Ziel war Kleinwangerooge, wie die Bürger der Stadt das Gewässer hinter dem Deich vor dem Hafengelände der Bundeswehr nannten.
    Mich bewegten die letzten Minuten in Ennos Leben. Der Junge war weder schwermütig noch kriminell im üblichen Sinne gewesen. Wo lag sein Motiv? Der großväterliche Hof wurde, davon musste ich ausgehen, wirtschaftlich geführt und musste genügend Rendite abwerfen, denn Enno konnte sich einen Wagen leisten. Vor ihm hatte eine hoffnungsvolle Laufbahn gelegen. Sein sportlicher Ruf ging über die Grenzen unserer Stadt, ja sogar über unsere Landesgrenzen hinweg. Die bei seinem Besuch mir gegenüber angedeutete Trainingsaufnahme räumten ihm berechtigte Hoffnungen auf die Deutsche Meisterschaft ein. Auch die bildhübsche Elke, die sich selbstlos der kleinen, tödlichen Mündung der Pistole genähert hatte, sprach dafür, dass irgendetwas Geheimnisvolles Enno zu dieser Tat verleitet hatte.
    Mit diesen Gedanken näherte ich mich der Strandhalle. Vom Deich blickte ich auf den Meerbusen. Das Wasser der Flut beleckte mit kleinen Wellen den Fuß des mattgrünen Deiches. Über den Himmel jagte ein aufgebrister Wind Wolken aus Richtung Helgoland herüber. Der Rundbau der Strandhalle mit den vielen Fenstern nahm die Ecke vor der Schleuseneinfahrt fast ganz für sich in Anspruch. Die Passagiere der »MS Jadingen«, die hier während der Saison zu Tagesfahrten nach Helgoland ablegte, fanden gerade genügend Platz, sich im Massenandrang über die ausgelegte Gangway an Bord zu begeben. Ihre Autos mussten sie hinter der Klappbrücke auf dem nach dem Kriege geräumten Hafengelände abstellen. An der Kaimauer lagen nur einige Hochseeschlepper an dicken Tauen festgemacht.
    Ich betrat das mir vertraute Café »Strandhalle« und blickte vom Fensterplatz verträumt hinaus auf das grau-grüne Meer. Das Kännchen Kaffee, das die Bedienung mir servierte, sah appetitlich aus. Ich goss mir den Kaffee ein und trank ihn schwarz und heiß. Ich rauchte Zigaretten und grübelte, blickte auf das Wasser und fand keinen Zugang zu den Motiven, die Enno dazu bewegt hatten, seine schreckliche Tat auszuführen.
    Hier hatte ich mit Erika früher oft gesessen, und ich erinnerte mich genau daran, als wir, was selten vorgekommen war, im Keller des Cafés bis spät in die Nacht getanzt hatten und Erika beschwipst mit mir hier oben am Rundfenster gesessen hatte und lauter Blödsinn geplappert hatte, während sie als liebenswerte Schönheit die Bewunderung der Gäste gefunden hatte. Es war seltsam, genau in diesem Augenblick dachte ich an Elke, die sich vom Schock im Landeskrankenhaus erholen musste.
    Ich bezahlte den Kaffee und fühlte, dass ich sie besuchen musste. Elke konnte mir vielleicht Hinweise liefern, die das seltsame Geschehen um Enno aufzuhellen halfen. Sie war schließlich seine Geliebte und als Studentin der Wirtschaftswissenschaften an der Fachhochschule

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