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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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intelligent genug, die Vorfälle analysierend einzuordnen.
    Ich fuhr in den sich abzeichnenden Abend. Angestellte und Arbeiter der Maschinenfabrik verstopften mit ihren Fahrzeugen die Ausgangsstraßen. An der Ampel entkrampfte sich der Verkehr.
    Das Landeskrankenhaus in Leer erreichte ich erst in der Dunkelheit. Mir reichten die Hinweise des müden Pförtners, da ich selbst nach dem Unfall in einem der riesigen Blocks um mein Überleben gekämpft hatte. Ennos Freundin lag privat, sodass keine festen Besuchszeiten meinem Auftauchen in ihrem Krankenzimmer im Wege standen.
    Ich nahm die vielen Treppen, eilte über die langen Gänge an weißen Krankenzimmertüren entlang. Die mir entgegenkommenden Krankenschwestern trieben mir Schweißperlen auf die Stirn, denn immer noch lastete der Druck auf mir, den meine Angst aus meinem Unterbewusstsein auf mich ausübte. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht einfach mein Vorhaben abzubrechen. Mutig schritt ich voran.
    Endlich erreichte ich das Zimmer. Vor der Tür standen Blumen in vielen Vasen auf dem Schachbrettmuster des Bodenbelags.
    Als ich mit meinen Fingern gegen die Tür klopfte, bemerkte ich, dass meine Hände knochig geworden waren. Die Ereignisse hatten mich schlanker gemacht. Vorsichtig drückte ich die Klinke und schob die Tür einen Spalt breit auf.
    Das typische Krankenzimmer!
    Ich sah Elke. Ihr Gesicht war blass, und ihr schwarzes Haar lag ausgebreitet auf dem weißen Kissen. Auf dem Bettrand saß eine ältere Frau mit verhärmtem Gesicht.
    »Entschuldigung«, sagte ich und wollte das Zimmer wieder verlassen, als Elke den Kopf drehte. Ich sah, wie für Sekunden ein schattenhaftes Lächeln über ihr Gesicht huschte. Sie freut sich, dachte ich froh.
    »Kommen Sie«, rief sie.
    Mutig schritt ich an ihr Bett. Sie reichte mir ihre Hand.
    »Meine Mutter«, sagte sie und zeigte auf die Landfrau, die Schwarz trug, das sie sehr alt machte. »Mutter, das ist Oberstudienrat Beruto. Er war Ennos Lehrer.« Tränen liefen über ihr hübsches Gesicht.
    Mein Versuch, meine Hand aus ihrer zu lösen, war erfolglos. Ich bemerkte den irritierten Blick der durch die Landarbeit geprägten Frau. Sie strich ihrer Tochter mitfühlend über die bleichen Wangen.
    »Mein Kind, morgen dürfen wir Dich abholen, hat der Professor gesagt.«
    Ich kam mir hier überflüssig vor.
    »Wir müssen mit dem, was Gott uns auferlegt, fertig werden«, sagte sie, und ich schaute fasziniert in das hübsche Gesicht des Mädchens, das meine Hand hielt, und stellte verwirrt fest, dass nicht nur ihr Äußeres Erika ähnelte, sondern auch ihr Wesen, ihre Art zu reagieren, denn sie drückte hin und wieder meine Hand, für die Mutter nicht sichtbar, und ich sah darin eine Bestätigung ihrer Freude über meine Anwesenheit.
    Die Mutter sagte steif: »Herr Lehrer, mit dem Jungen war es wie bei einem eigenen Kind. Er war bei uns wie zu Hause. Mein Mann trauert, als hätten wir einen Sohn verloren.«
    »Das haben Sie auch«, sagte ich. »Wir alle haben Enno verloren. Auch meine Klasse kämpft gegen diesen Schock an.«
    Die Bäuerin erhob sich von der Bettkante. Ihr breiter Körper, mit wuchtigen Hüften und geneigter Haltung, zeigte die Spuren ihres harten Landlebens. In den tiefen Gesichtsfalten entdeckte ich eine innere Zufriedenheit, die nur von der Sorge um die Tochter überschattet wurde.
    »Die Männer rätseln herum«, sagte sie zu mir, »denn Enno war ein Aushängeschild von Upplewarf. Er war im Sportverein und boßelte mit in unserer Dorfmannschaft.«
    »Sie kannten Enno besser als ich«, antwortete ich. »Können Sie mir einen Grund für seinen Selbstmord nennen?«
    Die Frau strich den Rock glatt, ihre Hand ordnete das graue Haar. »Nein«, sagte sie traurig. »Keiner in unserem Dorf kennt einen Grund.«
    Ich sah, dass ihr Blick auf die Hand ihrer Tochter fiel, die meine noch immer umschlossen hielt. »Kind, ich gehe jetzt, Vater wartet«, sagte sie und fragte mich mit sorgenvoller Miene: »Sie bleiben doch auch nicht mehr lange?«
    »Nein«, antwortete ich entschlossen, und es gelang mir, meine Hand aus Elkes Umklammerung zu lösen. »Ihre Tochter und ich waren die Letzten, die Enno lebend umgaben. Wir müssen diese scheußliche Situation noch einmal besprechen, denn Kommissar Feenwegen wird sich in Kürze mit vielen Fragen an uns wenden.«
    »Elke hat mir erzählt, dass Sie versucht haben, sie zu schützen, weil Sie befürchteten, Enno wolle auf sie schießen.«
    »Ja«, sagte ich, »aber es war mehr ein

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