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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Feuer. Im Zimmer war es angenehm kühl, und ich wunderte mich darüber, dass er den Kamin in Betrieb setzte. Er ging zu Elke, nahm sie an die Hand und führte sie ans Fenster. Wie bei mir deutete er an, dass die Sonne ihren Mittsommernachtstand erreicht hatte.
    Toyala kehrte ins Zimmer zurück. Sie legte hauchdünne Fladenbrote, die an Tortenböden erinnerten, aber aus Roggenmehl gebacken waren, aus. Auf einem Holzbrett zerschnitt sie eine Dauerwurst, die sich mit ihrer kaminroten Farbe von unserer Salami unterschied. Das Feuer im Kamin brannte lichterloh, warf schattige Flammen, spendete aber keine Wärme.
    Pekkeni sah mich an, lächelte, als würde er meine Gedanken erraten. Er hatte die Scheite so gelegt, dass sie nur abbrannten.
    Toyala setzte braune, irdene Teeschalen auf den Tisch, hängte den Teetopf über das Feuer im Kamin und sagte: »Ein Willkommensgruß!«
    Wir folgten dem Beispiel unserer Gastgeber, brachen das kernige Brot und schoben häppchenweise die kaminrote Wurst in den Mund. Toyala holte den Teepott vom Kaminfeuer und sagte: »Ein russischer Tee. Er wirkt beruhigend und müsste auch Ihnen munden.«
    Sie hatte recht, es war nicht der Elke und mir vertraute ostfriesische Teegeschmack. Er kam mir würziger, vielleicht auch süffiger vor. Aber, gemischt mit dem kernigen Brot und der herzhaften Wurst, hätte ich ihn stundenlang genießen können.
    Als Pekkeni die letzte Scheibe wegnahm, sagte Toyala: »Mehr ist zu viel. Elchwurst bereitet den Kreislauf auf die Sauna vor.«
    Elke warf mir einen besorgten Blick zu. Sie fühlte sich verunsichert und dachte entsetzt daran, sich vor Pekkeni und Toyala als die Jüngste von uns nackt in einen uns unbekannten Schwitzkasten begeben zu müssen. Aber Toyala sagte freundlich: »Elke, wir beide gehen zuerst. Hajo und Pekkeni müssen warten.« Sie stand auf, griff nach Elkes Hand und zog sie aus dem Zimmer.
    Ich schielte auf meine Armbanduhr. Entsetzt begriff ich, dass es bereits auf Mitternacht zuging. Unser Ferienhaus hatten sie noch nicht erwähnt.
    Pekkeni legte frische Scheite auf das glimmende Kaminfeuer. Dann kam er zu mir, führte mich an die Wand und deutete auf die Waffen. Er sprach Finnisch, und ich verstand kein Wort. Deshalb entnahm er einem kleinen Schrank ein heftgroßes Buch, schlug eine Seite auf und deutete mit seinen Fingern fragend auf einen Hasen.
    Ich nickte, als er auf eine Schrotflinte zeigte.
    Die Tierbilder wechselten, immer entsprechend auch die Waffen. Es ging hin bis zum Elch und Rentier.
    Ich hatte mich nie für die Jägerei interessiert, fühlte aber instinktiv, dass Pekkenis Naturell hier seine Leidenschaft fand. Wie zum Hohn zeigte die letzte Seite seines Büchleins einen Menschen in der Situation eines Bösewichts, der herausfordernd alles Bürgerliche infrage stellte. Pekkeni grinste genüsslich und wies mit weit ausholenden Gesten über alle Waffen, und ich verstand ihn und lachte, denn für das Böse war ihm jede Waffe recht.
    Er stopfte seine Pfeife, blies den Rauch weit von sich und schaute mich gutmütig an. Ich wusste nicht so recht, was ich mit mir anfangen sollte.
    Pekkeni stand auf und so, als hätte er mich durchschaut, öffnete er eine Schublade des kleinen Schränkchens und warf mir eine Packung Zigaretten entgegen. Gierig entfernte ich die Banderole, und meine Hände griffen wie die eines Süchtigen in die Packung. Genussvoll sog ich den Rauch tief ein.
    Die Zigarette beschäftigte mich. Auch Pekkeni hielt schweigend seine Pfeife an den Mund, bis Elke und Toyala aufgemuntert das Zimmer betraten. Sie hatten sich in weite Tücher gehüllt.
    Pekkeni winkte mir zu, und ich folgte ihm zur Sauna. Wir zogen uns aus. Auf der Bank vor dem Schwitzraum lagen Tücher. Die Hitze war hervorragend, der Zeiger des Thermostats lag auf der 100.
    Pekkeni setzte sich auf die höchste Bank. Ich nahm neben ihm Platz. Wir schwiegen, während mir der Schweiß vom Körper floss. Ich begriff, dass es eine hohe Ehre war, am ersten Abend bereits mit unseren Vermietern saunieren zu dürfen.
    Pekkeni freute sich, als er bemerkte, dass ich Gefallen an seiner Sauna fand, was er aber nicht wusste, das war meine Absicht, Aufregungen und Sorgen auszuschwitzen, von denen er sich als Naturbursche keine Vorstellungen hätte machen können. Ennos Selbstmord, die Moortruppe mit ihrem »Eins, zwei«, und die enttäuschende Situation beim Staatsanwalt. Ich dachte an meinen dicklichen Direktor, der mit Hosenträgern als Vorsitzender des Heimatvereins schöne

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