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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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begleiten.
    Der Aufzug brachte uns nach unten.
    Der Tag zehrte inzwischen doch reichlich an unseren Kräften.
    Im Clubzimmer, ebenfalls repräsentativ, luxuriös eingerichtet, stand der große Konferenztisch, an dem ich den Botschafter, die Grenzschutzbeamten, den Sekretär und einige mir unbekannte Männer erblickte.
    »Nehmen sie Platz, meine Herren«, sagte der Sekretär.
    Pekkeni und ich setzten uns auf die freien Sitzgelegenheiten.
    »Herr Beruto, irgendwer hat auf Angehörige oder Besucher der Deutschen Botschaft geschossen. Völkerrechtlich bedeutet das eine Verletzung der uns zugesicherten territorialen Autonomie. Denn wir befinden uns auf einem hoheitlich geschützten Boden.«
    Diese Aussage ging an mir vorbei. Mir war nicht klar, ob er begriffen hatte, dass der üble Anschlag nicht der BRD gegolten hatte, sondern mir. Auf dem Hügel im einsamen unendlichen Wald war nicht die Bundesrepublik blutend ins Gestrüpp gesunken, sondern Elke, meine Geliebte.
    »Mein Leben, an dem ich nicht mehr besonders hänge«, sagte ich, »wird bedroht, weil ich all das sage, was ich weiß. Handeln Sie endlich und lassen Sie mir meine Ruhe! Ich bin seit nicht mehr zählbaren Stunden ohne Schlaf!«
    Das war kein Theater, ich war echt am Ende. Ich lehnte meinen Kopf auf einen Holztisch und fühlte, wie meine Glieder zitterten. Danach bin ich wohl vor Erschöpfung weggetreten, denn das Stühlerücken und Scharren der Schritte weckte mich.
    Nur der Sekretär saß am langen Tisch.
    »Sie sind ab sofort unsere Gäste«, sagte er. »Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.«
    Pekkeni nahm meinen Arm. Er trug meine Tasche, und ich folgte ihm nach unten. Die Tür eines Zimmers lag offen vor mir. Ich spürte das Zittern in meinen Beinen und wusste, dass ich nicht mehr lange durchhalten würde.
    Ich ließ mich auf die Bettkante fallen und trat ab ins Reich der Träume. Wie ein Spuk erschienen die Räume des Grafen von Birkenhain, fanden Konturen und lösten sich wieder auf. Fanfarenklänge schmetterten ins Zimmer, der Männerruf »Eins-Zwei« war zu hören. Die Trommelwirbel spielten auf zum Lockmarsch. Ich suchte Orientierung, und zur vollständigen Verwirrung erklangen sanfte, alles übertönende, lauter und lauter werdende Lieder aus der neuen Welt von Dvořák zu mir.
    Die Angst, mich hätte der Wahnsinn gepackt, trieb mich in die Höhe.
    Pekkeni saß auf der Bettkante und betrachtete mich freundlich. Auf dem runden Tisch vor dem Fenster standen Teller und eine hergerichtete Fleischplatte.
    Pekkeni zog mich hoch an den Tisch.
    Heißhungrig zermanschte ich die Kartoffeln, goss Soße über den Brei und zerschnitt hastig mit dem Messer die Bratenstücke.
    Ich fand mich langsam wieder ein in die Wirklichkeit, und jeder Bissen stärkte meinen verausgabten Körper. Als ich mehr als satt war, schaute ich durch das Fenster und betrachtete die alten Holzhäuser aus fernen Zeiten, die den ansteigenden Hügel bedeckten. Sie erinnerten mich an Bilder, die ich flüchtig in Lexika gesehen hatte.
    Pekkeni freute sich darüber, dass es mir geschmeckt hatte. Auch er wirkte ausgeglichener. Sollte ich überleben, was noch längst nicht sicher war, dann wollte ich Finnisch lernen, das nahm ich mir ernsthaft vor, denn ich wollte mich mit meinem Freund Pekkeni einmal richtig aussprechen können.
    Ich schlug ihm dankbar auf die Schulter, denn nichts anderes hielt ihn hier in der Botschaft fest als seine Freundschaft, die noch so jung, aber bereits so verlässlich war.
    Jemand klopfte an die Tür.
    »Herein«, sagte ich und blickte misstrauisch hoch.
    Der Botschaftssekretär stellte zwei dampfende Tassen Kaffee vor uns auf den Tisch, lud das Geschirr auf das Tablett und sagte: »Ich hoffe, Sie erholen sich bei uns und sammeln Kräfte.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Ostfriesen-Tee konnten wir so schnell nicht herbeizaubern. Aber Kaffee schmeckt immer«, sagte er. Im Gesicht des Sekretärs verdeckte ein künstliches Lächeln den Ernst, der ihn dazu verleitete, uns wie ein Ober zu bedienen.
    »Wozu soll ich noch Kräfte sammeln? Für mich ist alles gelaufen«, sagte ich überzeugt, »selbst wenn die mich abknallen. Ich habe alles verloren, bis auf meine Ehre und meine Treue zu unserer Verfassung. Den Schaden, den sie noch anrichten können, trifft andere.«
    Er stand still, betrachtete mich und meinen Freund.
    »In wenigen Stunden landen Beamte vom BKA auf dem Flugplatz, Herr Beruto«, sagte er. »Zusätzlich haben wir Interpol eingeschaltet. Wir benötigen Ihre Hilfe.«
    Ich

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