Boeses Spiel in Oxford
Kenrick, »aber das dürfte nicht allzu schwierig sein. Die Adresse steht ja hier. Aber wenn das, was Sie sagen, stimmt, dann könnte es sehr wichtig für uns sein.«
»Gut, aber warum muss ich mich dann trotzdem ein zweites Mal von Tel Carter angreifen lassen?«
»Weil wir ihn noch nicht mit den anderen Personen in Verbindung bringen konnten. Wir können ihm die Morde nicht nachweisen, obwohl wir wissen, dass er sie begangen hat. Sie möchten uns doch sicher helfen, den Mörder der Fosters ins Gefängnis zu bringen, nicht wahr? Und natürlich auch den von Mr Wells.«
»Eigentlich ist das Ihr Job und nicht meiner.«
»Sie könnten uns unterstützen. Und Sie brauchen auch keine Angst zu haben – für Sie besteht nicht die geringste Gefahr. Wir bleiben natürlich ständig in Ihrer Nähe und passen auf Sie auf. Sogar unser schwerstes Geschütz fahren wir auf, damit Ihnen nichts passiert.«
Kate ahnte, dass der letzte Satz witzig gemeint war, doch ihr war nicht nach Lachen zumute.
»Wir arbeiten mit einer Beamtin, die Ihnen ähnlich sieht. Sie bekommt eine blonde Perücke und Kleider von Ihnen.«
»Ist das wirklich nötig?« Kate gefiel der Gedanke nicht, dass eine fremde Frau in ihren Kleidern herumlaufen sollte. Sie hatte das merkwürdige Gefühl, ihr Leben könnte an dieser Stelle in zwei Teile zerfallen und sie würde nie mehr in der Lage sein, in ihre Hälfte zurückzufinden.
»Ja, ich fürchte, es ist nötig.«
»Nun gut.« Kate konnte sich der Aufgabe nicht entziehen – nicht, wenn sie in Frieden mit sich selbst leben wollte.
Jon Kenrick belohnte sie mit einem wundervollen Lächeln.
»Und was soll ich tun?«, fragte sie.
»Wenn Sie mir zeigen, wo die Küche ist, mache ich uns beiden erst einmal eine Tasse Tee«, antwortete Kenrick.
Bestimmt werden Leute wie er auf spezielle Kurse geschickt, wo man ihnen beibringt, wie man beeinflussbare Frauen für seine Zwecke gewinnt, dachte Kate. Trotzdem zeigte sie ihm den Weg zu den Teebeuteln.
Ehe Kenrick sich wieder auf den Weg machte, gab er ihr seine Handynummer für den Fall, dass sie sich noch an etwas Wichtiges erinnerte. Irgendwann im Lauf des Abends meldete sich Kates Gewissen. Sie rief ihn an und erzählte ihm von dem Zettel, den sie unter Jeremys Habseligkeiten gefunden hatte.
Kenrick tadelte sie nicht dafür, dass sie die Information zunächst unterschlagen hatte, sondern bat sie nur, die Wortfragmente deutlich vorzulesen, damit er mitschreiben konnte.
»Hilft Ihnen das weiter?«, fragte Kate.
»Schon möglich.«
24
Wie einfach es doch sein konnte, sich in die Schusslinie zu begeben, dachte Kate. Es war überhaupt nichts dabei!
Allem Geschehenen zum Trotz ging sie an einem sonnigen Mittwochmorgen zu Fuß mitten durch Oxford. Sie trug keine Kopfbedeckung. Ihr hellblondes Haar strahlte in der Sonne. Trotz Kenricks Bitte hatte sie sich jedoch geweigert, ihre hellsten Kleidungsstücke anzuziehen.
»Dann können Sie mir auch gleich eine Zielscheibe auf den Rücken malen«, hatte sie geschimpft, als er eine weiße Jacke aus ihrem Kleiderschrank nahm.
»Normalerweise zielen diese Leute eher auf den Brustbereich«, entgegnete er ernsthaft.
Na herzlichen Dank , Jon Kenrick .
»Gehen Sie einfach die St Aldate hinunter, und suchen Sie die Polizeiwache auf.«
»Möchten Sie, dass ich Zickzack laufe und mich ab und zu ducke?«
»Ehrlich gesagt können wir uns nicht vorstellen, dass Sie am helllichten Tag mitten im Zentrum von Oxford angegriffen werden. Eine Flucht wäre im dichten Verkehr und in unmittelbarer Nähe einer Polizeiwache viel zu schwierig.« Natürlich wusste er, dass es Kates Nervosität war, die sie so reden ließ.
»Und was soll ich auf der Wache sagen? Werde ich dort erwartet? Wissen sie, was ich da mache?«
»Es ist besser, wenn so wenig Leute wie möglich Bescheid wissen.«
»Also?«
»Erzählen Sie ihnen irgendetwas. Sagen Sie, Ihr Auto wäre gestohlen worden.«
»Aber es steht genau vor meinem Haus.«
»Dann fahren Sie es zu Miss Rogers, stellen es in ihre Auffahrt, und melden Sie es dann als gestohlen.«
Am liebsten hätte sie ihn gefragt, warum sie nicht einfach sagen konnte, dass sie mit Jon Kenrick zusammenarbeitete und dass man ihr bitte etwas Hochprozentiges anbieten solle, um ihre Nerven zu beruhigen, aber vielleicht kannte der Sergeant, der in der Wache von St Aldate Dienst schob, Kenrick auch gar nicht. War Kenrick überhaupt der, der er vorgab zu sein? Hatte sie ihn nach seinem Ausweis gefragt, als er vor
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