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Boeses Spiel in Oxford

Boeses Spiel in Oxford

Titel: Boeses Spiel in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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den Fosters überschwänglich für ihre Gastfreundschaft und ging nach Hause.
    Ihre Nachbarn gehörten zu jener Art Menschen, deren Leben und deren Beziehungen zu anderen wie eine ständige Selbstdarstellung wirken, dachte Kate auf dem kurzen Heimweg. Es war schwierig festzustellen, was für ein Charakter sich wirklich hinter ihrem fröhlichen Lächeln und ihren optimistischen Worten verbarg. Aber vielleicht wussten sie es ja selbst nicht mehr.

    Im Haus Nummer 8 grübelte Jeremy Wells über den Abend nach. Dabei trank er ein Glas Eiswasser, um den Alkohol in seinem Blut zu neutralisieren.
    Natürlich lag es ihm fern, die Gefühle der Fosters zu verletzen – sie waren harmlose, wenn auch manchmal nervtötende Leute –, doch er durfte Laura auf keinen Fall gestatten, sich in sein Leben einzumischen. Schon jetzt wusste er genau, dass er sich nach mehreren Abenden in ihrer Gesellschaft – und der sämtlicher Schmarotzer aus der Nachbarschaft – bald unendlich langweilen würde. Am besten wäre es, sich ein zeitraubendes Hobby oder eine aufwendige Arbeit auszudenken, die eine gute Langzeitentschuldigung bieten konnten, um nicht an ihren kleinen Zusammenkünften teilnehmen zu müssen.
    Gedankenverloren grub er die Finger in die Blumenerde seiner Beloperone guttata . Er fand sie ein wenig zu trocken und füllte daher eine kleine Gießkanne mit lauwarmem Wasser, von dem er der Pflanze ein gutes Maß zukommen ließ. Er hasste es, wenn Leute Geld für Zimmerpflanzen ausgaben, um sie dann zu vernachlässigen oder gar falsch zu behandeln. Vielleicht sollte er Laura eine schriftliche Anleitung geben, damit sie ihre Pflanzen weniger misshandelte.
    Und dann war da noch Kate Ivory. Er war froh, dass sie sich kennen gelernt hatten und einander offiziell vorgestellt worden waren. Sie war nicht wirklich sein Typ, dazu fand er sie zu unruhig. Zwar war sie eine angenehme Gesprächspartnerin, allerdings argwöhnte er, dass sie in unbeherrschten Momenten ganz schön giftig werden konnte. Nach seiner Erfahrung war das eine der Hauptschwächen bei intelligenten Frauen, vor allen Dingen in akademischen Kreisen. Nicht, dass er Kate Ivory als besonders intellektuell eingeschätzt hätte, doch er konnte sich vorstellen, dass sie ihre unmaßgebliche Meinung zu jedem Thema äußern würde, sobald man ihr Gelegenheit dazu gab. An diesem Abend war sie nach ihrer Reise wahrscheinlich müde gewesen und außerdem musste sie Lauras indiskretes Mitleid wegen einer offenbar in die Brüche gegangenen Beziehung zu irgendeinem Mann ertragen, doch er befürchtete, dass sie sich bei ihrem nächsten Treffen gnadenlos gescheit und munter geben könnte.
    Allerdings musste er zugeben, dass sie sehr ungewöhnliche Augen hatte. Sie waren einfach nur grau, ohne eine Spur von Blau oder Grün. Ihre Haarfarbe war zwar nicht natürlich, aber sehr geschickt gefärbt. Doch – Kate Ivory war eine wirklich in jeder Hinsicht durchaus akzeptable Nachbarin.
    Was jedoch sollte er mit ihrer Geschichte von dem Mann mit der Perücke anfangen? Glücklicherweise waren die Fosters nicht besonders interessiert gewesen, und vielleicht hatte sie das Thema inzwischen ja ganz fallen lassen. Sie würde die Bedeutung des Vorfalls ohnehin nicht verstehen, selbst wenn sie ihn mit ihrem neuen Nachbarn in Verbindung brachte – wahrscheinlich würde sie es auf das allgemein bekannte, exzentrische Benehmen der Oxforder Akademiker schieben und nie wieder darüber reden. Er inspizierte seine Ficus benjamina . Nein, sie brauchte noch mindestens ein bis zwei Tage kein Wasser.
    Andererseits, überlegte er und kehrte zu seinem vorigen Gedankengang zurück, was wäre, wenn diese scharfäugige Frau das Thema doch noch einmal zur Sprache brachte? Vielleicht sollte er mit ihr darüber reden, ehe sie anfing, Fragen zu stellen. Er könnte sie zum Beispiel anrufen.

    Kate war froh, wieder zu Hause zu sein. Sie lag im Bett und las in ihrem Taschenbuch. Plötzlich fiel ihr auf, dass sie sich nur wenige Meter von den Leuten entfernt befand, mit denen sie den Abend verbracht hatte – hinter der einen Wand schliefen Laura und Edward, hinter der Wand auf der anderen Seite lag Jeremy. Kate legte ihr Buch beiseite und knipste die Nachttischlampe aus, die Laura so ähnlich sah. Bei dem Gedanken, dass Laura jetzt vielleicht auf der anderen Seite der Mauer eine schmale, schwarz-goldene Lampe ausknipste, die sie an Kate Ivory erinnerte, musste sie lächeln.
    Sie dachte daran, wie Laura über die Kinder gesprochen

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