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Boeses Spiel in Oxford

Boeses Spiel in Oxford

Titel: Boeses Spiel in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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gewohnt hatte, pflegte nach einem strengen Stundenplan zu leben, zu dem zu bestimmten Zeiten ein sehr laut aufgedrehtes Radio gehörte – die alte Dame liebte den morgendlichen Gottesdienst und die Seifenoper The Archers . Zu anderen Zeiten hingegen war sie so leise, dass man sie fast vergaß. An diesem Morgen hatte Kate gehört, wie Jeremy zur gleichen Zeit wie sie selbst in der Küche werkelte, wo er vermutlich Kaffee aufbrühte. Wahrscheinlich saß er jetzt ebenfalls in seinem Arbeitszimmer und arbeitete an seinen akademischen Aufgaben. Kate klopfte mit dem Füller ein paar Mal auf die Tischplatte. Doch auch das half nichts.
    Vielleicht würde eine weitere Tasse Kaffee ihre kreativen Kräfte wecken. Als sie sich gerade zur Tür wandte, begann das Telefon einen Stock höher zu klingeln. Kate bemühte sich, nicht allzu dankbar für die Unterbrechung zu sein.
    Sie nahm ab. »Hallo?«
    Sie hörte jedoch nur ein Freizeichen. Der Anrufer hatte bereits aufgelegt. Wenn es wichtig ist, wird er sicher wieder anrufen, dachte Kate.
    Sie brühte Kaffee auf und trug den Becher in ihr Wohnzimmer, von dem aus sie die Agatha Street überblicken konnte. Müßig starrte sie aus dem Fenster. Ein metallicblaues Auto fuhr vor. Vielleicht bekam sie Besuch! Eine junge Frau stieg aus dem Wagen. Sie war sehr groß, hatte feuerrotes Haar – die Farbe stammte eindeutig aus der Flasche! – und trug ein kurzes, schwarzes Kleid, das ein Paar schier endlose Beine enthüllte, deren Länge noch durch Schuhe mit Zehnzentimeterabsätzen betont wurde. Die Frau betrat den Garten von Nummer 8, ließ das Gartentor lautstark ins Schloss fallen und stöckelte mit adretten Schritten zu Jeremys Haustür hinauf. Das rote Haar wippte vor ihrem Gesicht, sodass Kate ihre Züge nicht erkennen konnte. So viel also zu den Verkupplungsversuchen von Laura und Edward gestern Abend, dachte Kate, obwohl sie nie vermutet hätte, dass Jeremy vom Typ her eine solche Zuckerschnecke in seinen Bann ziehen konnte. Aber vielleicht war die Lady ja seine Schwester. Ohne das Fenster zu öffnen und sich auf unelegante Weise hinauszulehnen, konnte sie allerdings nicht viel mehr sehen.
    Kate nippte an ihrem Kaffee und hoffte, dass die Agatha-Street-Show weitergehen würde. Und so war es auch! Kaum eine Minute später hörte sie, wie die Haustür von Nummer 12 zufiel. Laura Foster erschien auf dem Bürgersteig. Sie trug einen pinkfarbenen Jogginganzug und weiße Laufschuhe und joggte an Kates Haus vorbei. Kate hob die Hand zu einem freundlichen Gruß, doch Laura sah nicht zu ihr hinauf, sondern betrat ebenfalls den Vorgarten von Nummer 8. Der gute alte Jeremy konnte sich jedenfalls über einen gesellschaftlich ereignisreichen Vormittag freuen. Kate hörte zwar die Türklingel von Nummer 8 läuten, doch es dauerte geraume Zeit, ehe die Haustür geöffnet wurde. Kate überließ es ihrer schriftstellerischen Fantasie, die Zeitlücke zu füllen.
    »Jeremy!«, kreischte Lauras Stimme, die mühelos bis zu Kates Fenster drang.
    Ein hastiges Murmeln deutete Kate als Stimme eines Mannes, der einen unerwünschten Besucher kurz angebunden an der Tür abfertigte. Doch dann wurde die Tür von Nummer 8 wieder geschlossen, und zwar offenbar mit Laura im Innern des Hauses.
    Etwa eine halbe Minute lang geschah nichts, ehe die Tür von Nummer 12 wieder ins Schloss krachte, und Edward in einem blau-weiß gestreiften Hemd und smaragdgrünen Hosen in Kates Blickfeld auftauchte. In einer Hand trug er seinen Werkzeugkasten, in der anderen einen elektrischen Schlagbohrer. Er wirkte ganz wie ein Mann, der im Begriff stand, eine gute Tat zu vollbringen. Er klingelte ebenfalls an der Tür von Nummer 8, rief: »Der Handwerker ist da!«, und verschwand im Innern des Hauses.
    In Jeremys Interesse hoffte Kate, dass sich ihr Nachbar nicht ausgerechnet für diesen Morgen vorgenommen hatte, ernsthaft und intensiv am Computer zu arbeiten oder sich mit dem Rotschopf zu vergnügen, denn sein Haus war inzwischen ziemlich voll. Und laut wurde es obendrein. Kate konnte die Stimmen der Fosters unterscheiden, die gut durch die Wand zu hören waren und nur manchmal von kurzem Schweigen unterbrochen wurden – vermutlich immer dann, wenn Jeremy antwortete.
    Kate hatte gerade ihren zweiten Becher Kaffee in Angriff genommen, als sich die Tür von Nummer 8 erneut öffnete. Die pinkfarbene Gestalt erschien auf dem Gartenweg.
    »Es war nett, Ihre süße kleine Freundin kennen gelernt zu haben«, rief Laura und winkte fröhlich,

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