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Boeses Spiel in Oxford

Boeses Spiel in Oxford

Titel: Boeses Spiel in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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hatte. Allerdings konnte sie sich dunkel erinnern, dass irgendwo noch eine Mozart-CD liegen musste – das Überbleibsel einer längst vergangenen Beziehung, in deren Verlauf sie sich intensiv bemüht hatte, einen intellektuellen Geschmack zu entwickeln.
    Und so ließ sie sich von Mozarts schönste Melodien in ihr Arbeitszimmer begleiten, um ihre Konzentration beim Auspacken der Karteikarten zu fördern. Falls es den Nachbarn jetzt in den Sinn käme, Posaune zu üben oder ihr Haus in die Luft zu sprengen – Kate wäre es egal. Außer Eine kleine Nachtmusik und dem beginnenden Flirt der jungen Avril mit einem verheirateten GI drang nichts mehr in ihr Bewusstsein ein.
    Gegen eins unterbrach sie ihre Arbeit, um einen Teller Suppe und einen Apfel zu essen. Dankbar registrierte sie, dass Roz bei ihrem Auszug ein paar Grundnahrungsmittel zurückgelassen hatte. Doch diese würden bald zur Neige gehen. In den nächsten Tagen käme sie wohl nicht umhin, einen Großeinkauf zu machen. Kate wechselte die CD, wobei sie sich dieses Mal für etwas weniger Erbauliches entschied, und ging wieder hinunter in ihr Arbeitszimmer. Wenn sie weiter in dieser Geschwindigkeit vorankam, würde sie gegen Ende des Monats ihren ersten Entwurf vorlegen können. Vielleicht wäre ihre Agentin dann wenigstens einmal rundum zufrieden mit ihr.

    Nachdem Kate zu Abend gegessen hatte, klingelte das Telefon.
    »Hallo, Kate?«
    »Ja?«
    »Hier ist Emma. Emma Dolby.« Die Freundin klang, als wolle sie sich entschuldigen.
    »Du bist immer noch die einzige Emma, die ich kenne«, sagte Kate. »Und dass ich mich von George getrennt habe, sollte unsere Freundschaft nicht beeinträchtigen, oder?«
    »Nein, natürlich nicht.« Emma schien erleichtert, doch hörte sich ihre Stimme immer noch nicht entspannt oder heiter an.
    »Was ist los, Emma?«
    »Hast du Zeit, mit mir zu reden?«
    »Den ganzen Abend, wenn es sein muss. Und du?« An Emmas Rockzipfel hing üblicherweise ein halbes Dutzend Kinder, die alle etwas von ihr wollten.
    »Ich habe ein oder zwei Stunden Zeit. Sam hat die Großen zu McDonald’s ausgeführt, und die Kleinen sind im Bett und schlafen.«
    »Wunderbar!« Kate fragte nicht, warum Sam mit den älteren Kindern unterwegs war. Normalerweise war Emma strikt dagegen, dass die Kinder Fastfood bekamen. »Na dann – was hast du auf dem Herzen?«
    »Es geht um Sam, Kate. Ich mache mir Sorgen um ihn.« Emma klang, als verriete sie Kate ein Staatsgeheimnis.
    »Inwiefern?«
    »Er ist nicht mehr er selbst.«
    Diese Feststellung machte Kate natürlich keinen Deut klüger. Also ließ sie die Freundin weitersprechen, bis der Sachverhalt klar war.
    »Ich weiß, dass ich im Augenblick nicht gerade anziehend bin«, fuhr Emma fort. »Mir ist jeden Morgen schlecht, meine Haut ist fettig und fleckig geworden, und mit meinen Haaren ist absolut kein Staat zu machen. Außerdem passe ich in nichts mehr rein, was einigermaßen nett aussieht.«
    »Mit anderen Worten, du bist schwanger«, stellte Kate fest und brachte es fertig, sich das Wort »wieder« zu verkneifen.
    »Ja.«
    »Na, herzlichen Glückwunsch. Ich weiß doch, dass du und Sam euch noch ein Kind gewünscht habt.« Das war, gelinde gesagt, eine Übertreibung. Emma hatte noch ein Kind gewollt. Sam hingegen war der Meinung gewesen, dass die Anzahl ihrer vorhandenen Kinder ausreichte, und Kate konnte ihm da nur zustimmen.
    »Kate, ich glaube, er geht fremd. Manchmal verschwindet er einfach, ohne Bescheid zu sagen, wo er hingeht. Und wenn er zu Hause ist, zeigt er sich immer von seiner allerbesten Seite. Dieser Tage hat er mir sogar einen Blumenstrauß mitgebracht, und heute war er es, der vorgeschlagen hat, die Kinder mitzunehmen, damit ich mich ein bisschen ausruhen kann.«
    »Aber das ist doch unheimlich nett von ihm! Er ist eben ein freundlicher Mensch.«
    »Ja natürlich ist er das. Aber normalerweise zeigt er es nicht so deutlich. Ich glaube, er hat etwas anderes laufen. Was soll ich bloß tun, Kate?«
    »Ehrlich gesagt glaube ich, dass du dir etwas einbildest. Vielleicht liegt es an deiner Schwangerschaft. Sam würde nie eine andere Frau auch nur ansehen!«
    »Schwangerschaft macht schließlich nicht blöd! Es ist ein körperlicher Zustand, kein geistiger«, entgegnete Emma mit scharfer Stimme.
    »Darüber weißt du sicher besser Bescheid als ich«, sagte Kate hastig. »Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass du ein wenig empfindlicher und verletzlicher bist als sonst.«
    »Meinst du, ich soll es einfach

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