Boeses Spiel in Oxford
Unterbrechungen zu Hause schwierig werden. Vielen Dank, Millie. Das ist wirklich eine gute Idee.«
»Wenn du magst, kannst du meine Pflanzen gießen.«
»Natürlich.«
Camilla wohnte nur ein paar hundert Meter von Kate entfernt in einem freistehenden Haus mit einem ziemlich großen Garten drumherum. Soweit sich Kate erinnerte, besaß Camilla ein paar gepflegte Zimmerpflanzen. Ihr nach einem eigenen Design entworfener Garten bestand hauptsächlich aus gekiesten Flächen und einigen wenigen exotischen Gewächsen. Rings um das Grundstück wuchs eine dichte Hecke, die junge Vandalen am Eindringen hindern sollte. Die Hecke wurde regelmäßig von einem Mann geschnitten, der mit einem grünen Lieferwagen vorfuhr – mit anderen Worten, Kates Verpflichtungen würden sich in vernünftigen Grenzen halten.
»Bist du wirklich sicher, dass es dir nichts ausmacht, heute Abend allein zu bleiben?«, fragte Camilla, während sie die Einkäufe in Kates Auto verstauten.
»Mit so vielen Polizisten ringsherum, bestimmt.«
»Du weißt, was ich meine.«
»Schon gut, mach dir keine Sorgen um mich. Konzentriere du dich lieber darauf, neue Kräfte für den Umgang mit deinen vornehmen, jugendlichen Barbarinnen zu sammeln. Fährst du allein?«
»Ich treffe mich mit jemandem«, sagte Camilla in einem Tonfall, der sich jede weitere neugierige Frage verbat – was eigentlich nur bedeuten konnte, dass Camilla wieder einmal ein ihr völlig unangemessenes Mannsbild gefunden hatte. Glückliche Camilla!
Auf dem Rückweg zur Agatha Street sank Kates Mut deutlich. Vielleicht war es ein wenig voreilig gewesen, zu behaupten, es mache ihr nichts aus, unmittelbar neben dem Tatort eines Doppelmordes zu wohnen, doch je näher sie ihrem Haus kam, desto mehr scheute sie sich, es zu betreten.
Ein Auftragsmord?, überlegte sie, als sie aus der Fridesley Road abbog. Warum sollte jemand Tausende von Pfund auf den Tisch legen (und so viel würde ein Auftragsmord doch sicher kosten, oder?), um die Fosters zu töten? Aber ganz ehrlich, Kate – was weißt du schon über sie? Nur das, was sie selbst dir erzählt haben, nämlich dass Edward pensionierter Lehrer war und Laura eine Buchillustratorin. Doch das kann auch Fassade gewesen sein. Vielleicht arbeiteten sie in Wirklichkeit als Juwelenräuber, Drogenkuriere oder Spione, die sich mit ihren Komplizen überworfen oder ein Doppelspiel mit ihnen getrieben hatten. Quatsch, was für eine dumme Idee. Laura und Edward waren absolut durchschaubar und respektabel gewesen. Trotzdem hat es in ihrem Leben vielleicht düstere Winkel gegeben, die du nur erraten kannst, Kate, sagte sie sich.
Nachdem Kate die Lebensmittel verstaut hatte, schenkte sie sich einen kleinen Whisky ein und ging mit dem Glas ins Wohnzimmer. Sie zog die Vorhänge zu, um nicht sehen zu müssen, was draußen vor sich ging: das Flutlicht im Nachbargarten und die Männer, die in Nummer 12 vermutlich jedes Härchen, jedes Staubkorn und jeden Fingerabdruck untersuchten. Auch den Fernseher mochte Kate nicht einschalten. Als sie jedoch feststellte, dass der Anrufbeantworter blinkte, rief sie die Nachricht ab und hoffte, dass Camilla mit ihren Unkenrufen bezüglich der Reporter falsch gelegen hatte.
»Kate, hier ist noch mal Jeremy. Wir müssen unbedingt miteinander reden.« Es gab eine kurze Pause, und Kate dachte, dass Jeremy im Begriff stand aufzulegen, doch dann fuhr seine Stimme fort: »Sie haben mich erkannt, nicht wahr?« Neuerliche Pause. »Natürlich haben Sie das. Aber ich muss wissen, ob Sie der Polizei davon erzählt haben.« Drei Piepstöne. Die Nachricht war zu Ende.
Ihn erkannt? Wann? Was redete der Mann da?
Kate fühlte sich müde und erschöpft. Sie dachte an die Lebensmittel, die sie gerade in Kühlschrank und Gefriertruhe verstaut hatte, konnte sich jedoch nicht vorstellen, jemals etwas davon essen zu wollen, und widmete sich wieder ihrem Whisky.
Nach allem, was geschehen war, erschien es Kate unmöglich, dass Jeremy über etwas anderes als den Tod der Fosters sprechen wollte. Sie verstand jedoch beim besten Willen nicht, worauf seine Fragen abzielten.
Das Telefon klingelte. Kate ließ den Anrufbeantworter gar nicht erst zu Wort kommen, sondern nahm sofort den Hörer ab. Vielleicht war es ja wieder Jeremy.
»Kate? Hier ist George.« George Dolby, der Mann, den sie vor fast einem Monat verlassen hatte. Er sprudelte los, als hätte er Angst, dass sie auflegen könnte. »Ich habe gerade in den Nachrichten davon gehört. Geht es dir
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