Boeses Spiel in Oxford
Ermordung der Fosters nicht das Geringste mitbekommen, also konnte ich der Polizei auch nichts erzählen. Wenn Sie allerdings etwas Wichtiges wissen, sollten Sie sich direkt an die Beamten wenden.«
»Wann erwarten Sie Roz?«
»In drei, höchstens fünf Minuten.«
»Das, was ich Ihnen erklären will, dauert länger. Darf ich morgen früh wiederkommen?«
»Ich muss arbeiten.«
»Vielleicht ganz früh? Sagen wir, halb acht?«
»Lieber um acht.« Es schien die einzige Möglichkeit zu sein, das Gespräch zu beenden und den Mann davon zu überzeugen, dass er gehen sollte.
Jeremy kippte seinen Whisky in einem Zug hinunter und wandte sich zur Tür. »Es geht um die Fosters«, sagte er.
»Das dachte ich mir.« Sie folgte ihm die Treppe hinunter. »Aber ich weiß wirklich nichts über sie. Auch nicht, warum sie sterben mussten.«
Er sah aus, als wolle er noch etwas sagen, doch in diesem Augenblick schellte es an der Haustür.
»Wenn Sie wollen, können Sie durch die Hintertür gehen«, schlug Kate vor. »Ungefähr in der Hälfte des Zauns ist ein Loch, durch das Sie in Ihren Garten schlüpfen können.«
»Danke«, sagte Jeremy, verschwand in die Küche und schloss die Tür hinter sich. Er benahm sich, als wären nicht Laura und Edward, sondern er in eine dubiose Angelegenheit verwickelt. Allerdings fragte sich Kate, welches schwere Verbrechen ein unbedeutender Akademiker wohl auf dem Kerbholz haben konnte.
Ein Sonderling, wie so häufig in Oxford, dachte sie, während sie ihrer Mutter die Tür öffnete.
»Ich musste um die Ecke parken«, sagte Roz beim Eintreten. »Und dann hat mich so ein kleiner Dicker in einer Lederjacke angehalten und nach meiner Meinung über Laura und Edward Foster befragt. Nur, dass er sie Lorna und Edmund nannte. Wahrscheinlich ein Reporter von der Klatschpresse.«
An der Tür klingelte es Sturm.
»Geh nicht hin«, riet Roz. »Das ist bestimmt wieder einer.«
Kate spähte durch die Milchglasscheibe neben der Tür und beschloss, dass der Umriss draußen auf der Schwelle nach einem Reporter aussah.
»Ich stelle nur schnell die Klingel ab«, sagte sie. »Du kannst schon mal nach oben gehen. Der Whisky wartet schon.«
»Ich habe dir deine Katze mitgebracht«, sagte Roz. »Ich dachte, du kannst vielleicht Gesellschaft gebrauchen, wenn du schon nicht aus dem Haus gehen willst.«
Bei dem ganzen Wirbel um aufdringliche Zeitungsleute hatte Kate gar nicht bemerkt, dass ihre Mutter einen sehr vertraut aussehenden Drahtkorb bei sich hatte, in dem ein rot getigerter Insasse kauerte.
»Susanna!«, rief sie.
Susanna fauchte böse.
»Ich lasse sie raus«, kündigte Roz an und beugte sich zum Korb hinunter. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, als die Katze auch schon wie der Blitz mit hoch erhobenem Schwanz die Treppe hinaufsauste. »Ich bin sicher, dass sie sich freut, dich zu sehen«, erklärte Roz diplomatisch. »Aber sie hasst diesen Transportkorb. Ich habe auch all ihre Utensilien mitgebracht. Sie sind draußen im Wagen. Allerdings würde ich vorschlagen, dass wir abwarten, bis die Paparazzi sich zurückziehen, ehe wir uns hinauswagen.«
»Inzwischen kann sie aus einer meiner Schüsseln fressen. Ich habe gesehen, dass du eine Dose Katzenfutter dagelassen hast.« Kate stand in der Küche, öffnete Schranktüren und hantierte mit Geschirr.
»Sie hat heute Abend schon gefressen.«
»Egal. Ein kleiner Nachschlag kann ihr nicht schaden.« Besorgt löffelte Kate allerbestes Katzenfutter in eine grüne Müslischale. Dann klopfte sie mit dem Löffel an das Porzellan. Doch die schlanke, rote Katze rührte sich nicht.
»Mach dir keine Sorgen. Sie wird sich bald wieder an dich gewöhnen.«
»Hoffentlich hast du Recht«, entgegnete Kate zweifelnd. »Ich schenke dir einen Whisky ein, und dann machen wir es uns gemütlich.«
»Willst du wirklich hier bleiben?«, fragte Roz einige Minuten später. »Man fühlt sich ja fast im Belagerungszustand.« Sie saß in Kates bequemstem Sessel und war, anscheinend mit Rücksicht auf die Tragödie in der Nachbarschaft, ganz in Schwarz gekleidet. Der blau-grüne Schal in Ausbrenneroptik, den sie dazu trug, entsprach schon eher ihrem gewohnten Stil.
»Camilla hat mir ihren Zweitschlüssel dagelassen. Sie ist für ungefähr eine Woche fort, und ich kann im Notfall bei ihr unterkriechen. Wer weiß – vielleicht muss ich es ja wirklich tun. Aber der Auftrieb hier wird doch sicher nicht endlos dauern, oder?« Kate kuschelte sich auf ihr rosa Sofa und nippte an dem
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