Boeses Spiel in Oxford
and Nephew? «, wollte Kate wissen.
»Ich glaube ja.«
»In aller Regel werden meine Bücher dort gedruckt.«
»Und sie sind gerade dabei, das nächste in Angriff zu nehmen«, schob Estelle rasch hinterher. »Sie wissen schon, die Taschenbuchausgabe, die im Oktober erscheint. Ich dachte mir, es wäre vielleicht eine nette Idee, zusammen hinzufahren und zuzusehen, wie das erste Exemplar frisch aus der Presse kommt«, sprudelte sie hastig hervor.
»Das würde mir riesigen Spaß machen«, sagte Kate, um ihr aus der Verlegenheit zu helfen. »Wann wollen Sie fahren? Ich gehe doch davon aus, dass Sie mitkommen wollen, oder?«, setzte sie verschlagen hinzu.
»Wissen Sie was? Ich rufe Mr Grigg – also, ich meine Owen – an und mache einen Termin aus, damit er uns herumführen kann. Persönlich«, ergänzte sie, als ob Kate nicht längst verstanden hätte.
»Prima. Geben Sie mir einfach das Datum und die Uhrzeit durch. Außer meiner Arbeit habe ich in den nächsten Wochen nichts Besonderes vor.«
»Ich melde mich«, versprach Estelle und legte auf.
Die gute Estelle! Immer waren es sehr reiche, leicht übergewichtige Männer, bei denen sie schwach wurde. Meistens dauerte es höchstens ein paar Monate, bis der jeweilige Herr sich als Windei entpuppte, und doch ging Estelle jede neue Beziehung mit einem wunderbaren Optimismus an, um den Kate sie nur beneiden konnte. Aber das war, soweit Kate sie kannte, Estelles einzige Schwäche. Wenn sich die Liaison mit Grigg ihrem Ende entgegenneigte, sollte sie ihre Agentin vielleicht einmal mit Harry Joiner zusammenbringen. Er war mit Sicherheit genau ihr Typ, und sie würde ihm wahrscheinlich auch gefallen. Reich war er vermutlich ebenfalls. Kate konnte sich nicht vorstellen, dass es einen anderen Grund gab, weshalb das Bartlemas College ihn als Rektor eingestellt hatte.
Erst viel später an diesem Tag fiel Kate auf, dass Jeremy noch immer nicht zurückgerufen hatte. So viel Energie hätte er nun wirklich aufbringen können! Wenigstens ein kleines Dankeschön für den Botengang, den sie für ihn erledigt hatte, fand Kate mehr als angebracht.
Aber vielleicht zeigte diese Nachlässigkeit auch nur, dass er tatsächlich nicht ganz richtig tickte.
7
Es war fast dunkel, als Jeremy sich endlich meldete.
Kate stand in der Küche und schnippelte Gemüse für ihr Abendessen, als es leise an der Hintertür klopfte. Zunächst dachte sie unwillkürlich an Harley Venn, der regelmäßig zu Besuch gekommen war, wenn er Hilfe bei seinen Hausaufgaben brauchte oder auch nur dem Tumult zu Hause entfliehen wollte. Doch Harley war umgezogen, und man erzählte sich, dass er inzwischen sogar eine kleine Freundin hatte.
Vorsichtig öffnete Kate die Tür.
»Treten Sie ein, Jeremy«, sagte sie.
Er trug schwarze Jeans, ein schwarzes Polohemd und ein schwarzes Jackett. Seine helle Haut und das noch hellere Haar waren so jedoch nicht zu verbergen und für einen möglichen Verfolger jederzeit deutlich erkennbar.
»Wo sind Sie gewesen?«, fragte sie, und als sie sah, wie er in Richtung ihres Gemüseberges schielte, hakte sie nach: »Haben Sie Hunger?«
»Und wie!«, platzte er heraus. Kate nahm ein Paket Hühnerbrustfilets aus dem Kühlschrank und begann, sie in Streifen zu schneiden. »Danke, dass Sie mich hereinlassen und Ihr Essen mit mir teilen«, fügte Jeremy deutlich höflicher hinzu. »Ich habe nichts gegessen, weil ich mich nicht blicken lassen wollte.«
»Ja natürlich«, pflichtete Kate ihm bei, weil sie ihrer Strategie, diesen gestörten Menschen bei Laune zu halten, auf keinen Fall untreu werden wollte. »Ich mache uns eine Gemüsepfanne mit Hühnchen. Sie müssen also nicht allzu lang warten. In etwa zwölf Minuten ist der Reis gar. Inzwischen können Sie uns schon einmal ein Glas Wein einschenken.« Sie zeigte auf die Flasche auf der Anrichte.
»Ich muss aus meinem Haus verschwinden«, sagte Jeremy. »Das Problem ist nur, dass ich nicht weiß, wohin.«
Kate vermied es, Jeremy zu fragen, warum er sich verstecken wollte. Stattdessen erkundigte sie sich betont locker: »Haben Sie keine Familie? Können Sie nicht zu Ihren Eltern gehen?« Zu spät fiel ihr ein, dass Joiner davon gesprochen hatte, dass Jeremys Vater in einer Anstalt lebte.
»Da würden sie doch als Erstes nach mir suchen«, entgegnete Jeremy. »Außerdem will ich nicht, dass mein Vater da mit hineingezogen wird. Er ist ein alter Mann. Zwar habe ich ein paar Vettern, doch die sind älter als ich und sehr gesetzt. Nie
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