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Boeses Spiel in Oxford

Boeses Spiel in Oxford

Titel: Boeses Spiel in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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eines ansehnlichen Mannes wachsweich werden konnte.
    Sie verabschiedeten sich.
    »Also ich fand diesen Besuch ausgesprochen erfolgreich«, sagte Estelle auf dem Weg zum Auto. Kaum hatten sie die Druckerei hinter sich gelassen, als sie auch schon wieder zu ihrer üblichen, raschen Gangart und ihrer scharfen Stimme zurückfand. Wenn Owen Grigg eher auf sanfte, weibliche Typen stand, dann war es nur gut, dass er Estelle jetzt nicht sehen konnte.
    »Wenn ich ein bisschen Gas gebe, schaffen wir noch den Zug um zwei Uhr«, sagte Kate.
    »Hätten Sie nicht Lust auf ein kleines Mittagessen mit uns?«, fragte Estelle. »Hier gibt es doch sicher einen gemütlichen Landgasthof, wo wir hingehen könnten.«
    »Nicht hier im Gewerbegebiet. Außerdem muss ich leider nach Hause«, entgegnete Kate. »Sonst bekomme ich demnächst wieder zu hören, dass ich mich nicht intensiv genug um Spitfire Sweethearts kümmere.«
    »Ja richtig«, bestätigte Estelle, die zu Kates großer Erleichterung wieder vollständig zu ihrem gewohnten Verhalten zurückgefunden hatte. »Crispen und ich werden im Zug sicher etwas bekommen. Kommen Sie, Crispen.«
    Kate fuhr zurück nach Oxford und dachte darüber nach, wie Jeremy ausgerechnet an eine Papiervertreterin hatte geraten können. Na ja, wahrscheinlich so, wie man sich eben kennen lernte – in einem Club, einer Kneipe oder auf einer Party. Zwar konnte sie sich nicht vorstellen, dass Jeremy solche Orte besonders häufig frequentiert hatte, aber schließlich hatte sie ihn kaum gekannt. Vielleicht war er tief in seinem Innern ein wahrer Wildfang gewesen.
    Sie parkte auf dem Kurzzeitparkplatz und begleitete Estelle und Crispen zum Bahnhofseingang.
    »Vielen Dank fürs Chauffieren«, sagte Crispen.
    »Gern geschehen.«
    »Auf Wiedersehen, Kate«, sagte Estelle.
    »Auf Wiedersehen.«
    »Nun aber los, Crispen!«, fuhr Estelle ihren Adlatus in herrischem Tonfall an.
    »Einen Moment noch«, wandte Crispen mutig ein. »Kate, ich wüsste gern, ob ich Sie vielleicht um ein Exemplar von Flucht in die Freiheit bitten dürfte. Ich habe es noch nicht gelesen und würde das Versäumte nur allzu gern nachholen.«
    Wenn das keine geniale Art war, sich als Werbefritze bei einem Autor einzuschmeicheln! Kate war sich sicher, dass sie und Crispen bestens miteinander auskommen würden. Sie nahm ein Exemplar aus der Tasche und reichte es ihm.
    »Würden Sie es mir vielleicht auch signieren?«
    Kate kramte einen Stift hervor, zeichnete einen Schnörkel auf die Vorsatzseite und fügte eine herzliche, persönliche Widmung für Crispen hinzu.
    »Viel Spaß beim Lesen«, sagte sie.
    »Sie können es ja im Zug lesen«, bemerkte Estelle säuerlich. »Ich kümmere mich dann schon einmal um die ernsthafte Arbeit.«
    Kate bedachte Crispen mit einem freundlichen Lächeln. Er brauchte sich nicht vor Estelle zu fürchten – schließlich arbeitete er nicht für sie.
    »Ich melde mich«, sagte er. »Bald«, setzte er hinzu.
    Kate winkte hinter ihnen her. Schade, dass Crispen so jung war. Immerhin schien er einen ausgezeichneten Geschmack zu haben.

    Owen Grigg stand am Fenster und sah den drei Gestalten nach, die um die Gebäudeecke in Richtung Parkplatz verschwanden. Angesichts der Veränderung in Estelles Haltung musste er lächeln. Zwar konnte sie ihn nicht einwickeln, aber sollte er wieder einmal in London zu tun haben, wäre sie für ein, zwei Abende sicher ganz amüsant. Wahrscheinlich würde er ihre neckische Art ohnehin nicht viel länger ertragen. Er wusste genau, dass sie wieder zu der gewohnt herrischen Frau mutieren würde, sobald sie »den Mann gehabt« hätte, wie sie es wahrscheinlich formulieren würde.
    Crispen Southmore tat er als belanglos ab. Aber was war mit dieser Kate Ivory? Ihre Beobachtungsgabe hatte ihn beeindruckt – vielleicht mussten Schriftsteller so sein, selbst wenn sie solchen historischen Ramsch schrieben, wie sie es tat. Jetzt hoffte er nur, dass sie nicht mehr gesehen hatte, als gut für sie war. Schade, dass Stoker und Feet da gewesen waren. Und dann natürlich Tara. Der Kontakt zu Malden und Joiner gehörte zu ihren Pflichten, aber warum musste die dumme Kuh unbedingt zu Sanchos Beerdigung gehen? Das war doch nicht mehr als sinnloses Theater! Und wenn Sooz nicht zufällig gestern auf zwei Beerdigungen gewesen war – was er stark bezweifelte –, dann musste Ivory sie dort gesehen haben. Aber spielte das überhaupt eine Rolle? Wahrscheinlich nicht. Trotzdem würde er Jester Bericht erstatten – für

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