Boeses Spiel in Oxford
und auf ihrem makellosen Teint lag ein frischer Schimmer.
Sie tranken Kaffee, knabberten Plätzchen und sprachen darüber, was die Gäste zu sehen wünschten. Estelle stellte ein geradezu einfältiges Dauerlächeln zur Schau. Kate war sich nicht ganz sicher, ob ihre Agentin damit bei Owen Eindruck schinden konnte, doch Grigg lauschte ihr aufmerksam und lächelte über ihre Bonmots.
Schließlich verließen sie den mit Rosenholz getäfelten Konferenzraum und begaben sich in die eigentliche Druckerei.
»Ich finde es sehr nett von Ihnen, dass Sie sich die Zeit nehmen, uns persönlich herumzuführen«, sagte Kate. Vielleicht hatte sie sich ja geirrt. Vielleicht war Owen ebenso interessiert an Estelle wie sie an ihm – schließlich gab es sonst keinen Grund für ihn, ihnen höchstpersönlich Zeit zu opfern für etwas, was durchaus ein Angestellter hätte erledigen können.
»Mir macht es Spaß, Besuchern mein Reich zu zeigen«, erwiderte er mit einem jungenhaften Lächeln. »Dieses Vergnügen lasse ich mir nur ungern nehmen.«
In diesem Augenblick wurde wohl eine Maschine angeschaltet, denn der Lärmpegel stieg plötzlich auf eine Lautstärke, die kein Gespräch mehr zuließ.
»Ich bringe Sie jetzt in die Halle, wo Kates Buch produziert wird«, brüllte Owen in Estelles Ohr. Sie nickte lebhaft, um ihre Zustimmung auszudrücken.
In der nächsten Halle ebbte der Lärm wieder ab. Ein imposantes Förderband transportierte Stapel bedruckten, ziehharmonikaartig gefalteten Papiers von einer Seite zur anderen. Rechts standen riesige Papierrollen, hinter denen man aus Glas und Faserplatten ein kleines, einigermaßen vor Maschinenlärm geschütztes Büro errichtet hatte. In dem Raum hielten sich etwa sechs Leute auf – nur Männer, bis auf eine hochgewachsene, weibliche Gestalt, die Kate recht bekannt vorkam. Sie trat einen Schritt hinter Crispen, um besser zu sehen, und erhaschte einen Blick auf feuerrotes Haar.
Es handelte sich tatsächlich um die junge Frau, die am Tag vor dem Tod der Fosters bei Jeremy gewesen war.
»Wer ist das?« Mit erhobener Stimme unterbrach Kate die Unterhaltung der anderen.
»Was?« Estelle drehte sich zu ihr um. Sie sah alles andere als erfreut aus.
Kate wandte sich an Owen Grigg. »Können Sie mir sagen, wer die Frau mit dem atemberaubend roten Haar ist?«
»Wo denn?« Er folgte Kates Blick. »Ach, das ist Sooz Hailey«, sagte er.
Kate hatte sich also nicht geirrt. Die Frau, die Jeremy besucht und auch an seiner Trauerfeier teilgenommen hatte, war tatsächlich Sooz Hailey gewesen. Schon damals war sie sich einigermaßen sicher gewesen, doch jetzt wusste sie es genau. »Arbeitet sie hier?«
»Nein. Sie ist Vertreterin für Papier und arbeitet für eine der größten Firmen in diesem Bereich. Mag sein, dass sie ein wenig extravagant aussieht, aber auf ihrem Gebiet ist sie eine echte Koryphäe. Warum interessieren Sie sich für sie?«, fuhr er fort. »Kennen Sie sie?«
»Eigentlich nicht. Sie war gestern bei der Beerdigung eines Freundes, und es hat mich nur ein wenig überrascht, sie hier wiederzusehen.«
»Möchten Sie sie kurz begrüßen?«
Am liebsten hätte Kate bejaht, doch dann fiel ihr gerade noch rechtzeitig ein, dass Sooz Jeremy gekannt und dass Jeremy sich mit zwielichtigen Leuten eingelassen hatte.
»Nein, vielen Dank«, sagte sie.
»Wirklich nicht? Ich könnte mir vorstellen, dass Sie sich für den Namen ihres Friseurs interessieren.« Owen lachte.
Crispen und Estelle schienen mit den Füßen zu scharren. Offensichtlich wünschten sie sich, vom Fleck zu kommen. Crispen hantierte am Objektiv seiner Kamera herum.
»Sie ist wohl ziemlich beliebt«, meinte Kate und betrachtete die angeregt diskutierende kleine Gruppe. Von ihrem Standort aus konnte sie Sooz’ durchdringende Stimme nicht hören; abgesehen davon war diese eine wirklich attraktive Frau.
»Vielleicht sollten wir jetzt weitergehen«, drängte Estelle. »Schließlich wollen wir den Andruck von Kates Buch nicht verpassen.«
»Wir arbeiten hier mit modernsten Druckmethoden«, erklärte Owen. Er wandte seine Aufmerksamkeit erneut Estelle zu, die sofort wieder lammfromm wurde, nachdem Owen sich ausschließlich auf sie und nicht mehr auf Kate konzentrierte. Auf dem Weg durch die einzelnen Hallen jedoch drehte er sich öfter zu Kate um und erklärte die unterschiedlichen Druckprozesse.
»Die Druckplatten werden heute nach den vom Verlag zugesandten Daten im Computer hergestellt«, sagte er, als sie an einem Gestell
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