Boeses Spiel in Oxford
holen, als der Mörder in die Agatha Street kam. Vielleicht hat Tara sie vom Handy aus angerufen. Jede Art Nachricht, die den Fosters weisgemacht hätte, dass Tara mit ihnen über persönliche Dinge reden wollte, hätte sie wahrscheinlich sofort aus dem Haus gelockt.
Sie mussten jedenfalls teuer für ihre Neugier bezahlen. Ich musste die CD unbedingt loswerden, und dieses Mal wirklich.
Ich hatte den Verdacht, dass ich beobachtet wurde. Ein solches Vorgehen ihrerseits wäre nur logisch gewesen, und so bat ich eine Bekannte (Bekannte, also wirklich! , dachte Kate), die CD zum einzigen Mann in dieser Stadt zu bringen, dem ich voll und ganz vertraue. Ich spiele mit dem Gedanken, möglichst bald zur Polizei zu gehen, doch im Augenblick dürfte die CD erst einmal in Sicherheit sein. Vielleicht hätte ich sie vernichten sollen, aber so habe ich immer noch einen Trumpf in der Hand, falls es wirklich unangenehm werden sollte.
Aber zunächst einmal werde ich Jester besuchen. Zwar bin ich nicht im Besitz seiner vollständigen Adresse, aber in Brüssel habe ich den einen oder anderen Hinweis aufgeschnappt und bin sicher, dass ich ihn finden kann. Ich muss es tun, obwohl mein Entschluss sich auch als ziemlich dumm herausstellen könnte. Genau aus diesem Grund schreibe ich auch diesen Bericht hier. Auch wenn ich keine einschlägigen Beweise in der Hand habe, ist es gut zu wissen, dass vielleicht eines Tages jemand das hier liest.
Wenn ich zurückkomme – falls ich zurückkomme –, schreibe ich auf, wie es weiterging.
Kate musste unbedingt mit jemandem über die Niederschrift sprechen. Am besten eignete sich wahrscheinlich Roz, die sich um konventionelles Verhalten wenig scherte. Kate wählte die Nummer ihrer Mutter.
Leider erreichte sie nur den Anrufbeantworter, der sie sachlich darüber informierte, dass Roz Ivory derzeit nicht erreichbar war, aber gern zurückriefe, wenn Kate nach dem Signalton Name und Rufnummer hinterließ.
Also wirklich, Roz!
Als weiterer Gesprächspartner fiel ihr Paul Taylor ein, ein Freund, der bei der Polizei arbeitete. Allerdings hatte sie ihn schon vor der Beziehung mit George ein wenig aus den Augen verloren.
George vielleicht? Sollte sie ihn anrufen? Nach dem Tod der Fosters hatte er ihr jede Hilfe angeboten. Außerdem hatte George Kenntnisse und Kontakte, was den Antworten auf ihre vielen Fragen sicher zugutekäme. Kate dachte lange über das Für und Wider nach, ehe sie seine Nummer wählte.
Doch auch George ging nicht ans Telefon, und Kate stellte fest, dass sie ein Gefühl von Erleichterung verspürte. Sie nahm es als Zeichen einer wichtigen Veränderung. Nun wusste sie, dass ihre Beziehung endgültig vorbei war. Wenn sie gedacht hatte, es wäre unnötig, die Verbindung ganz und gar zu lösen, dann hatte sie sich selbst betrogen. Kate und George – das war Geschichte.
Das Telefon klingelte.
Verwirrt sah sie den Apparat an. Sie hatte so intensiv an George gedacht, dass sie hätte schwören können, dass er es war. Oder höchstens noch Roz, die zurückrief.
Im Zeitlupentempo nahm Kate den Hörer ab.
»Kate? Hier ist Emma.«
Das Gefühl des Spannungsabfalls war so stark, dass Kate beinahe laut herausgelacht hätte. Gerade noch rechtzeitig erinnerte sie sich, dass Emma gerade eine ernste Beziehungskrise durchmachte.
»Hallo Emma! Hast du schon mit Sam gesprochen?«
»Nein. Ich hatte gehofft, dass du dich inzwischen mit ihm getroffen hättest. Immerhin hast du es versprochen.«
»Versprochen bestimmt nicht.«
»Aber wir haben darüber gesprochen, weißt du noch? Du wolltest Sam anrufen, dich mit ihm auf einen Drink oder zu einem Mittagsimbiss treffen, damit er dir erklärt, was in letzter Zeit mit ihm los ist.«
Und ob er dich noch liebt. Und ob er dir untreu geworden ist. Und was er mit einem lila Vibrator vorhat. Ja, ja, Emma. »Ich kann mich an keine feste Zusage meinerseits erinnern«, erklärte Kate.
»Ich dachte, du wärst meine Freundin.«
»Bin ich auch.«
Emma schwieg.
»Wo ist er denn gerade? Auf der Arbeit oder zu Hause?«, gab Kate schließlich klein bei.
»Auf der Arbeit. Hast du seine Nummer?«
»Mit Sicherheit«, sagte Kate. »Ich rufe ihn sofort an.«
»Danke, Kate.«
Worauf habe ich mich da bloß eingelassen, dachte Kate, während sie Sams Nummer wählte.
»Sam? Hier ist Kate.«
»Hallo Kate.« Sam klang zurückhaltend.
»Es ist Ewigkeiten her, dass wir uns das letzte Mal so richtig nett unterhalten haben«, sagte Kate fröhlich, als ob sie und Sam
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