Bokeh
Augenblick seiner Aufmerksamkeit.
Und als ich mich am Ende des Tages von ihm verabschiede, er mich lobt, mich noch einmal an sich zieht, sein Arm um meine Taille und dem ganzen Team dankt, fühle ich seine Lippen auf meinen liegen und nehme dieses Geschenk mit mir zurück nach Hamburg.
10 Purer Luxus
Hightech Büro. Viel Glas, blankes Metal. Ich mag die sterile Atmosphäre im Büro meiner Agentin.
Lisa ist deutlich älter als ich, auch wenn man es ihr kaum ansieht. Top modisch angezogen mit heller Bluse, kurzer grauer Rock und schwarzer Nylonstrumpfhose. Perfekt geschminkt, die dunkelblonden, welligen Haare aufwändig gestylt, die langen Finger sorgfältig manikürt. Sie verbringt mindestens zwei Stunden morgens im Badezimmer, darauf könnte ich wetten und ihr Kleiderschrank hat bestimmt die Größe ihres Schlafzimmers. Soweit ich weiß, hat sie früher auch mal gemodelt.
„Guten Morgen, Joschi. Wie war der Job in London?“ Kein Geplänkel, Lisa kommt immer direkt zur Sache.
„Wie immer.“ Ich lasse mich in den Besuchersessel fallen. Weißes Leder. Lisa liebt Luxus und vor allem: damit anzugeben. Die Gemälde an den Wänden sind natürlich Originale. Ihr gläserner Schreibtisch ist riesig und lenkt den Blick zwangsläufig auf ihre langen, übergeschlagenen Beine. Lisa ist attraktiv und weiß sich ebenso zu verkaufen wie ich. Sie ist hetero oder vielleicht auch bi, vermutlich eher abhängig vom Nutzen als von Gefühlen. Auch ihre Karriere wird so einige Betten enthalten haben. Meins nicht und ich hatte auch nie das Bedürfnis, was mit ihr anzufangen. Wir respektieren einander viel zu sehr und sind eher so etwas wie Freunde.
Doch, wir sind wirklich Freunde.
Sie mustert mich, tippt kurz etwas in ihr Handy, steht auf und setzt sich in den anderen Sessel. Sie trägt ein teures, dezentes Parfüm und ihre Nägel sind frisch gemacht. Ihre Assistentin eilt herein und stellt uns Wasser und hübsch angerichtete Melonenstückchen hin. Sie sagt keinen Ton und ist auch schon wieder verschwunden.
„Spuck es aus: Was läuft da zwischen dir und dem Fotografen?“ Lisas hellgrüne Augen sezieren mich, versuchen hinter ihrer Maske meine zu durchdringen. Das klappt nicht, wir sind uns ebenbürtig. Ich lächle sie offen an und nehme mir ein Melonenstückchen.
„Was soll da laufen? Ein guter Job halt.“ Ich winkle ein Bein lässig an. Draußen ist es heiß, hier drinnen klimatisiert. Alles in perfekter Kontrolle, so wie Lisa es liebt. Ihre schmalen Augenbrauen ziehen sich kaum merklich zusammen.
„Verarsch mich nicht, mein Süßer. Seit drei Jahren nimmst du jeden Auftrag an, bei dem Dirk Landers auch nur in der Nähe ist oder sein könnte.“ Ihre Finger trommeln auf dem Glastischchen, während sie uns Wasser einschenkt. Es sind ihre Hände, die mir am meisten über ihre eigentlichen Gefühle und Gemütszustände verraten. Wenn sie diese mit den Fingerspitzen aneinanderlegt, dann rauscht ein Hurrikan heran, vor dem jeder, der bei Verstand ist, Schutz suchen sollte.
„Wir arbeiten gut zusammen, ich mag seine professionelle Art. Und er macht definitiv die besten Bilder.“ Das weiche Melonenfleisch zergeht auf meiner Zunge, hinterlässt angenehme Säure und Süße. „Ich mag es, mit ihm zu arbeiten.“
„Er soll ein ziemlich schwieriger Typ sein. Leicht aufbrausend, schwer zufrieden zu stellen.“ Lisas Finger umschließen das gekühlte Glas. Ein Tropfen rinnt über ihren Zeigefinger.
„Nicht für mich.“ Ich lächle sie offen an und erzähle von dem Job. Ich berichte ausführlich von den anderen Models. Lisa liebt Tratsch, saugt ihn auf wie ein Schwamm. Ich sehe, wie sie sich gedanklich Notizen macht und Model Heulsuses Karriere endgültig ein Ende findet. Auch Vivians Zukunft könnte auf der Kippe stehen, nach dem ich ein paar entsprechende Bemerkungen gemacht habe. Lisa hat viel Einfluss und ein sicheres Gespür für gute Leute oder Schleimlecker. Natürlich bestimmt sie nicht, wer mit Dirk zusammenarbeitet. Nicht direkt.
Tja, Caleb, auch deine Zukunft könnte weniger rosig aussehen. Außer, du stehst auf rosa Reizwäsche, der billigeren Sorte.
„Joschi, nun rück endlich raus“, unterbricht Lisa mich genervt und mein verdächtig zufriedenes Schmunzeln erlischt. Zu unvorsichtig gewesen. Pech, nun hat Lisa angebissen und wird nicht mehr loslassen. „Ich sterbe vor Neugierde, du weißt ganz genau, dass ich auf Klatsch jeder Art stehe.“ Sie durchbohrt mich mit ihrem Blick und seufzt: „Und auf Dramen
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