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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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ein paar Stunden zurück. Bis dahin habe ich mit Fallon gesprochen. Er wird etwas wissen. Ich bin mir sicher, dass viele Menschen nach Ihnen suchen.«
    »Vielen Dank, Nick«, sagte sie und berührte mich am Arm. »Schlafen Sie gut.«
    Ich gab ihr eine der Taschenlampen, und sie ging in das Gästezimmer und schloss die Tür. Einen halben Herzschlag später hörte ich, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte.
    Normalerweise hätte ich Larry draußen vor der Tür der Tänzerin gelassen. Aber der Köter, der eines Morgens vor zwei Jahren aufgetaucht war, halb verhungert und krank, war bei Rue. Sie war sein Ein und Alles, nachdem sie ihn wieder aufgepäppelt hatte. Ich hatte ihn
Schwindler
nennen wollen. Anscheinend durfte niemand dem Club der
Dumb Luck
beitreten, der nicht zumindest einmal fast ums Leben gekommen war. Aber Rue bestand darauf, sein Name sei Larry. Warum? Weil er aussah wie ein Larry.
    Zufrieden, dass die Tänzerin keinen Bodyguard benötigte – hündisch oder sonst wie –, entschied ich mich, die Flasche Jameson Vintage Reserve zu öffnen, die ich mir für eine besondere Gelegenheit aufgehoben hatte. Bislang war die Nacht besonders genug gewesen.
    Nach dem, was er gesagt hatte, überraschte es mich, Sloane in der Bibliothek vorzufinden, hellwach auf dem Sofa liegend. DenKopf hatte er auf ein Gobelinkissen gestützt, das Saint Patrick zeigte, der die Schlangen besiegte, ein Geschenk der Schwestern.
    Bei meinem Anblick schob er sich ins Sitzen hoch.
    »Da ist was, das du wahrscheinlich nicht weißt«, sagte Sloane. »Sonst hättest du es erwähnt.«
    »Und was?«
    »Ich habe der Dame Antibiotika verabreicht …«
    »Das weiß ich«, sagte ich.
    Sloane schüttelte den Kopf wie ein Lehrer, der es gerade aufgegeben hat, einem vorlauten Schüler Zurückhaltung beizubringen.
    »Ich habe auch ihren Verband gewechselt«, sagte er. »Sie hatte mir gesagt, sie sei vorsichtig gewesen, aber er ist trotzdem in der Dusche nass geworden. Derjenige, den ich angelegt habe, ist mit einem neuen wasserfesten Material beschichtet. Er wird ein paar Tage halten. Wir haben Glück, dass Meriwether die Mentalität eines Belagerten hat. Er hat ausreichend Vorräte an Erste-Hilfe-Sachen, um eine kleine Balkanarmee auszustatten.«
    »Sind die Verletzungen schlimm?«, fragte ich.
    »Ja«, antwortete er. »Sehr schlimm. Ich meine das nicht in dem Sinn, dass sie nicht heilen oder schreckliche Narben hinterlassen werden …«
    »Was gibt es noch für einen Sinn?«
    »Ihr Angreifer hat ihr sehr sorgfältig die Zahl 44 in den Rücken geritzt. Warum hat dieser Internist dir das nicht gesagt?«
    »Er hat die Wunde nicht versorgt«, erwiderte ich. »Hat sie es gesehen?«
    »Nein«, entgegnete Sloane. »Und ich habe es nicht erwähnt – denn falls sie jemals gewusst hat, was es zu bedeuten hat, hätte sie sich nicht daran erinnern können, ebenso wenig wie sie sich daran erinnern kann, wer das getan hat.«
    »Na ja, danke, Edward«, sagte ich. »Das kriegen wir schon noch raus. Oder Fallon. Jetzt geh mal schlafen.«
    Aber er machte keine Anstalten aufzustehen. Tatsächlich lehnte er sich zurück und schlug die Beine übereinander. Er trug ein Paar seiner belgischen Schuhe, dazu Socken mit Karomuster.
    Unterschiedliche Schattierungen von Blau auf dem Perserteppich, gewoben zu komplizierten Mustern, schienen sich zu wellen. Die Kerzen auf dem Beistelltisch waren fast niedergebrannt. Und Sloane konnte ewig warten, bis ich reagierte.
    »Und?«
    »Möchtest du reden?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Gut«, sagte er, schlug die Hände auf die Oberschenkel und machte sich jetzt daran aufzustehen. »Wenn ich als Arzt praktizieren würde, wäre mein Rat sowieso viel zu teuer für dich.«
    »Bin froh, dass das geklärt ist«, sagte ich.
    »Aber, Nick …«, begann er und stieß sich vom Sofa hoch.
    »Edward, ich möchte nicht über Julia sprechen.«
    »Du hast nie über sie sprechen wollen«, sagte er, nicht unfreundlich.
    »Stimmt«, gab ich zu. Und meinte es so.
    Als Sloane schließlich zu Bett ging, war der Himmel immer noch dunkel, und der Regen war dank einer Allianz mit einem neuen Unwetter, das sich von Nordosten heranwälzte, noch stärker geworden.
    Ich lag auf meinem Bett, müde und aufgedreht, entdeckte eine Packung alter Camels in einer Schublade des Nachttischs und klopfte eine heraus.
    Ich rauchte die erste Zigarette und sah zu, wie der Rauch an die Decke stieg.
    Der Mensch ist zur Mühsal geboren, wie Feuerfunken, die

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