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Bollinger und die Barbaren

Titel: Bollinger und die Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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ganz ...«
    »Das kannst du aber singen. Dass du plötzlich so heiß drauf bist ... Weißt du, das macht mich unheimlich an: Dass du heiß
     bist. So richtig heiß. So warst du noch nie. Immer muss ich dich bitten – oder gar zwingen. Glaubst du, das tue ich gerne?
     Meiner Liebsten erst eine semmeln, bevor ich mein Ding in sie reinstecke. Unsereiner will doch auch ein bisschen Harmonie
     und Zärtlichkeit. So wie jetzt. Wo ich spüre, du willst es. Du brauchst es. Wir machen es jetzt gleich zweimal, und einmal
     sitzt du auf mir drauf.«
    »Wart’s ab!«
    »Siehst du, dir läuft’s doch auch schon raus. Wieso zierst du dich? Was ist schon dabei, wenn du mal auf mir draufsitzt? So
     wie im Fernsehen.«
    »Wir Frauen sind kompliziert. Aber wenn wir beide wollen, dann muss es gleich sein.« Das klang wie eine Drohung. »Also komm
     endlich!«
    »Aber mein Vater und Luc ...«
    »Du hörst sie doch: Die beiden Deppen haben sich in ihrem Schuppen verkrochen und zählen Benzinkanister.«
    »Dann komm, schnell!«
    Sie rannten hinaus, ich hörte die Tür des Schlafzimmers zuschlagen. Wenig später knarrte das Bett, und Charles grunzte wie
     ein Schwein. Agneta schrie: »Langsam, nicht so schnell.« Und dann: »Genau so. Ja, schneller, jetzt schneller, fester.«
    Es war die Hölle. Aber ich wusste ja, wofür sie es tat. Für mich. Sie schauspielerte die brünstige Gattin. Und wie sie das
     tat! Sie war wirklich begabt. Eine solche Lust, sich zu verstellen. Wo sie |101| doch erfüllt war von Abscheu vor diesem grässlichen Charles – und von Angst um mich.
    Ich drückte fest gegen die Tür. Doch Agneta hatte den Schrank abgeschlossen. Ich drückte fester. Das alte Schloss quietschte,
     dann war es auf. Ich schlüpfte durch die Küchentür hinaus in den Pferch, verjagte die Hühner und Schweine, die mir gackernd
     und grunzend folgten, machte einen großen Bogen um den toten Hund im Hof und erreichte gerade den Waldrand, als auf der anderen
     Seite des Anwesens die Tür des Schuppens aufflog und der Alte den jungen Hagenau wütend vor sich hertrieb.
    »Ich hab gesagt: Gib acht, verschütt nix! Eine Zigarette unachtsam weggeworfen, und unser Hof brennt ab.«
    Luc flüchtete ins Haus, der Alte hinterher. Damit war das Liebesspiel von Charles beendet – und Agneta war von der Last befreit,
     meinetwegen die Geilheit ihres Gatten ertragen zu müssen.
    Ich kletterte die Böschung hoch, erreichte keuchend meinen Wagen und raste davon. Mein Herz klopfte noch, als ich in die Einfahrt
     des Bürgermeisters bog.

|102| 8. KAPITEL
    Gegen vier Uhr schreckte ich schweißgebadet aus einem Albtraum hoch. Lotte und Agneta hatten sich auf der Straße getroffen.
    Ich sah von der anderen Straßenseite aus zu, wie die beiden Frauen sich unterhielten. Dabei verstand ich jedes Wort. Lotte
     wollte Agneta davon überzeugen, dass die verfahrene Situation nur eine Lösung zuließ: Sie mussten beide die Finger von mir
     lassen. Sie machten den Eindruck, als ginge es nur um eine Kleinigkeit. Agneta war zwar etwas unsicher, aber Lottes klare
     Haltung schien sie zu beeindrucken. Ich versuchte, durch Gestikulieren auf mich aufmerksam zu machen. Die beiden sahen mich,
     aber sie waren zu sehr mit sich beschäftigt. Ich wollte die Straße überqueren. Doch als ich einen Fuß auf die Fahrbahn setzte,
     raste ein Wagen heran. Beinahe wäre ich überfahren worden. Kaum hatte ich mich von dem Schreck erholt, da kam schon das nächste
     Fahrzeug. Ein Überqueren der Dorfstraße war unmöglich.
    Lotte und Agneta waren sich mittlerweile einig geworden. Als sie sich umarmten, wachte ich auf. Erst im Morgengrauen schlief
     ich entnervt wieder ein.
    Als ich zur Tür hereinkam, hielt Louis den Hörer hoch. »Ein Anruf aus dem Rathaus.«
    Es war schon nach neun. Ich hatte verschlafen. Zum ersten Mal. Der Bürgermeister war persönlich am Apparat.
    »Ich versuche schon seit einer Stunde, Sie zu erreichen.«
    |103| »Ich hatte einen Termin außer Haus«, log ich.
    Louis und Alain warfen sich verstohlene Blicke zu.
    »Kommen Sie sofort! Es ist etwas passiert.«
    Pierre Brücks Büro befand sich im ersten Stock. Es gab keinen Pförtner und kein Vorzimmer. Als ich klopfte, bellte er: »Nun
     kommen Sie schon rein!«
    Er stand am Fenster. Von dort aus hatte er mich über den Marktplatz kommen sehen. Pierre Brück war wütend. Er fand es nicht
     einmal nötig, mich zu grüßen.
    »Wo bleiben Sie denn, Bollinger?!«
    »Wie gesagt, ich hatte ...«
    »Setzen Sie sich! Die

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