Bomann, Corinna - Clockwork Spiders
die Oktopuslady vorsichtig an und trugen sie in das windschiefe Zelt.
Zitternd schaute Blakley ihr nach, und erst als sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren, wandte er sich Violet zu. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll. Ohne Sie wäre sie sicher gestorben.«
»Sie wird mir die Ohren langziehen, wenn sie den Brandfleck auf ihrer Brust sieht. Wahrscheinlich behält sie dort eine Narbe.«
Blakley winkte mit dem gesunden Arm ab. »Was ist schon eine Narbe gegen das Leben? Die Narbe wird sie immer daran erinnern, dass Sie ihr das Leben gerettet haben, Lady Violet. Bitte verzeihen Sie, dass ich an Ihnen gezweifelt habe.«
»Die Zweifel waren durchaus angebracht, denn so eine große Erfinderin, wie Sie vielleicht glauben, bin ich dann doch noch nicht. Aber in dieser Sache war ich mir ziemlich sicher.«
»Und dafür danke ich Ihnen sehr.«
Violet spürte nun doch einen Funken echter Verlegenheit. Und während die Spannung allmählich von ihr abfiel, wurde ihr auch wieder bewusst, was hier geschehen war. Zwei hatten überlebt – von über dreißig! Wer hatte nur solch ein Gemetzel veranstaltet?
Da Mr Blakley immer noch unter Schock zu stehen schien, beschloss Violet, sich erst einmal um seinen Arm zu kümmern und nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Bei der Reparatur würden sie genug Zeit zum Reden haben.
»Gehen wir am besten da rüber, damit ich mir Ihren Arm ansehen kann«, schlug sie vor und bugsierte den Zirkusdirektor unter die hellste der Gaslampen in der Umgebung. Während sich der Mann setzte, fielen Violet ein paar Scharten im Lampenmast ins Auge, die aussahen, als seien sie mit einer großen Axt ins Metall gehackt worden.
Waren das Spuren der Angreifer? Hatte es sich bei ihnen vielleicht um Maschinen gehandelt? Es hieß, die Königin ließ Maschinenmenschen bauen. Was, wenn der Verrückte, der auch ihren Vater töten wollte, den Schlüssel zu den Werkstätten gestohlen und sie losgelassen hatte?
Nein, das erschien ihr zu unwahrscheinlich. Aber dass Schäden wie diese nicht von einfachen Menschen verursacht werden konnten, war sonnenklar.
»Mr Blakley, können Sie mir sagen, was hier geschehen ist?«, fragte Violet nach einer Weile, während sie die schadhaften Kabel hervorzog. »Autsch!«, rief sie, als eines der Kabel ihr einen kleinen Stromschlag in die Hand verpasste. Der Schmerz zuckte bis zu ihrer Schläfe hinauf.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Natürlich, nur ein kleiner Stromschlag. Sie wissen doch, dass körpergetragene Prothesen nicht mit lebensgefährlichem Starkstrom betrieben werden dürfen.«
Blakley lächelte schief. »Ja, das weiß ich. Und was das Grauen betrifft, das über uns hereingebrochen ist …« Plötzlich hielt er die Luft an, als würde ein Schmerz ihm den Atem nehmen.
»Ist das ein Neuronalkabel?«, fragte Violet, als sie vorsichtig ein rot isoliertes Kabel nach oben bog.
»Ja, auf jeden Fall geht mir der Schmerz bis in den Unterkiefer.«
»In Ordnung, ich glaube, dieses Kabel löte ich zuerst, dann haben Sie wenigstens wieder Gefühl im Arm.«
»Gut.« Blakley biss die Zähne zusammen. Mit Neuronalkabeln hatte Violet bisher noch nicht gearbeitet, aber sie wusste einiges darüber. Wenn ein solches Kabel gelötet wurde, konnte der Patient Schmerzen fühlen, also musste sie ziemlich behutsam vorgehen.
Der tragbare Lötkolben lief an, Dampf entwich dem Ventil. Wenig später erschien ein kleiner Lichtstrahl. Ein bisschen von der roten Ummantelung ging flöten, als Violet die Kabel verband, doch die Drähte verschmolzen wenig später.
Blakley atmete heftig gegen den Schmerz an, doch er konnte ein Wimmern nicht unterdrücken.
»Wird gleich gut, ich beeile mich«, murmelte Violet, während sie versuchte, ihre Hände so ruhig wie möglich zu führen. Schließlich konnte sie den Lötkolben zurückziehen.
Blakley saß noch eine Weile mit geschlossenen Augen da und wagte nicht, sich zu bewegen. Dann schlug er die Lider auf und ein unsicheres Lächeln glitt über sein Gesicht. »Ich spüre meinen Arm wieder. Ob es geglückt ist, kann ich allerdings erst sagen, wenn ich die Finger bewegen kann.«
»Dann verliere ich am besten keine Zeit mehr.«
Nacheinander verlötete Violet die farblich zusammenpassenden Kabel. Dabei entdeckte sie, dass ein paar feine Kabel auf einer Platine durchgeschmort waren. Diese ersetzte sie mit ein wenig Lötdraht aus ihrem Etui, woraufhin ein Zucken durch den Arm ging. Offenbar war er wieder dienstbereit.
»Würden Sie
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