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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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zurück in ihre Wagen, und die Artisten setzten sich abends zusammen, um zu feiern.
    Doch jetzt war alles dunkel.
    »Halten Sie!«, rief sie Alfred zu.
    Kaum war die Droschke zum Stehen gekommen, rannte sie los.
    »Warten Sie!«, riefen ihr Alfred und Black im Chor hinterher, doch sie wollte nicht hören. Ihr Herzschlag donnerte in ihren Ohren, und ihr Magen schmerzte schon wieder.
    Am Zirkuszelt angekommen war tatsächlich alles dunkel. Schon der furchtbare Geruch hätte sie warnen müssen. Doch in ihrer Eile hatte sie ihn nicht wahrgenommen. Jetzt stach er ihr in die Nase: Metallisch wie Rost, süß-klebrig wie verdorbener Nektar – Blut. Als sie auf den Boden blickte, sah sie, dass eine dunkle Flüssigkeit ihren Rocksaum tränkte. Außerdem roch es verbrannt.
    Das Zirkuszelt war zerfetzt und angesengt. Einige Streben ragten als mahnende Finger in den Nachthimmel, vor dem die mondbeschienen Wolken wie Geisterpferde entlangjagten.
    »O mein Gott, nein!« Mit einem erstickten Wimmern lief sie los, gefolgt von Alfred und Black. Nur wenige Schritte weiter fanden sie den ersten Toten.
    »Joe!« Entsetzt schlug Violet die Hand vor den Mund. Etwas hatte ihm den gesamten Körper von oben bis unten aufgeschlitzt. Ein Ausdruck des Entsetzens lag auf seinem Gesicht.
    »Du meine Güte!«, gab Alfred erstickt von sich. Obwohl er schon viel Schrecken in seinem Leben gesehen hatte, musste er sich abwenden.
    »Das kann kein Mensch getan haben«, murmelte Black finster, während er sich neben den toten Artisten kniete. »Das sind präzise Schnitte, wie sie nur von einer Maschine ausgeführt werden können.«
    Maschinenmenschen?, schoss es Violet durch den Kopf, doch das Grauen schnürte ihr dermaßen die Kehle zu, dass sie ihren Gedanken nicht laut aussprechen konnte.
    »Mylady, alles in Ordnung?«, fragte Alfred besorgt.
    Violet nickte, obwohl nichts in Ordnung war. Joe war gewiss nicht der einzige Tote. War dies die Rache dafür, dass sie die Zirkusleute angewiesen hatten, Lady Sissleby im Auge zu behalten?
    Wie betäubt erhob sie sich, dann ging sie weiter.
    »Mylady?«, fragte Alfred hinter ihr besorgt, doch sie hörte nicht auf ihn. Nicht einmal drei Fuß weiter entdeckte sie den nächsten Toten. Jim, den Vogelmann, der mit seinen Metallschwingen fliegen konnte. Er war nicht dazu gekommen, sich seine Flügel anzustecken, sonst wäre er der Gefahr gewiss davongeflogen. Weitere tote Artisten folgten, bis Violet schließlich ganz nah beim Zelt, hinter dessen zerfetzten Planen alles kurz und klein geschlagen war, Hiracus fand. Kleine Blitze liefen über die mechanischen Teile seines Körpers, doch alles, was noch Fleisch und Blut an ihm war, war tot, aufgeschlitzt und versengt.
    Violets Augen füllten sich mit Tränen und heftige Schuldgefühle übermannten sie. Diese Menschen könnten noch am Leben sein, wenn ich Mr Blakley nicht gebeten hätte, sie für mich spionieren zu lassen.
    Blakley! Wo war er überhaupt? Violet wandte sich um und lief mit tränenblindem Blick voran. Wer auch immer die Angreifer gewesen waren, sie hatten nicht einmal die halb mechanischen Tiere verschont. Lediglich den plappernden Papageien war es gelungen, aus ihren Käfigen zu entkommen.
    Mit jedem Schritt nahm ihre Verzweiflung zu. Hatte denn wirklich niemand diesen Angriff überlebt?
    Dann entdeckte sie unweit der Dampfmaschine eine Gestalt auf dem Boden.
    »Das ist Mr Blakley!«, rief sie aus und rannte sogleich zu ihm. Dabei erkannte sie, dass jemand vor ihm lag. Siberia! Ihre Tentakel ragten schlaff unter ihrem Rocksaum hervor. Auch sie hatte zahlreiche Schnitte auf dem gesamten Körper. Ihr Haar war nass von Blut.
    Während er leise vor sich hin wimmerte, hielt der Zirkusdirektor sie zärtlich in den Armen und wiegte sie.
    Nein!, hallte es durch Violets Verstand. Nicht Siberia!
    Sie beugte sich über ihn. »Mr Blakley?«
    Der Mann reagierte nicht. Seine Gefährtin im Arm haltend schien er alles rings um sich vergessen zu haben. Verzweifelt überlegte Violet, ob sie nicht etwas tun konnte. Siberias Wunden sahen nicht halb so schlimm aus wie das, was den anderen angetan worden war. Vielleicht war sie auch nur ohnmächtig …
    »Sie ist tot«, sagte Blakley mit tränenerstickter Stimme.
    »Sind Sie sicher?« Violet hockte sich neben Siberia und nahm ihre schlaffe Hand. Noch fühlte sie sich warm an.
    »Ich habe nach ihrem Puls gefühlt, aber da ist nichts.«
    Auch Violet fand kein Lebenszeichen, weder pochte der Puls noch strömte Atem aus Siberias

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