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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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hatte? Alfred war überzeugt, dass dies nicht der Grund für den nächtlichen Besuch war, doch Violet wusste nur zu gut, was in Erfinderkreisen so vor sich ging. Da wurden Spione aufeinander angesetzt und Pläne gestohlen, Prototypen sabotiert und Konkurrenten bei der Königlichen Akademie in Verruf gebracht.
    Vielleicht bin ich ja aus der Dunkelheit der wissenschaftlichen Bedeutungslosigkeit aufgestiegen ans Licht der akademischen Forschung …
    Dieser Gedanke kam ihr wunderbar, beunruhigend und lächerlich zugleich vor. Obwohl sie eigentlich hundemüde war, sinnierte Violet bis in den Morgen hinein unter ihrer Leinenbettdecke. Erst als es dämmerte, wurden ihre Augenlider schwer wie Blei, und der Schlaf beendete gnädig das wilde Kreisen der Gedanken in ihrem Kopf. Als das Dienstmädchen klopfte, um sie zu wecken, vergrub sie sich einfach in den Kissen und antwortete nicht. Insgesamt dreimal ignorierte sie Marys Weckversuche, beim vierten Mal klang das Klopfen energischer.
    »Violet, bist du wach?«, ertönte eine Männerstimme vor der Tür.
    Vater? Ein unangenehmes Ziehen in der Magengrube vertrieb alle Schläfrigkeit. Wenn Lord Reginald persönlich erschien, hatte das meist keinen angenehmen Grund. Hatte er mitbekommen, dass sie letzte Nacht unterwegs gewesen war?
    »Ja, Papa, komm rein.«
    Während sich Violet aufsetzte, trat Reginald Adair ein. Zu dem schwarzen Gehrock und dem schneeweißen Hemd trug er heute eine blutrote Ascot-Krawatte, in die Hosen hatte Alfred eine messerscharfe Falte eingebügelt. Ein fahler Lichtstrahl, der durch die nachlässig zugezogenen Vorhänge fiel, ließ die goldene Uhrkette an seiner Brokatweste kurz aufblitzen, als er näher trat. In dem Aufzug, da gab es keinen Zweifel, würde er heute wohl wieder ins Parlament gehen.
    Violet beendete ihr Recken und Strecken, gähnte noch einmal herzhaft und sah dann lächelnd zu ihrem Vater auf, der wie immer die Ernsthaftigkeit in Person war.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Kind? Ich habe dich beim Frühstück vermisst. Mittlerweile ist es schon fast zehn Uhr.«
    »Ja, Papa, ich … ich habe nur verschlafen, das ist alles. Bei dem grauen Wetter draußen doch kein Wunder, oder?«
    »Nein, wahrlich nicht, aber eine junge Dame sollte nicht den halben Tag im Bett verbringen. Deine Mutter benötigt sicher deine Hilfe bei den Vorbereitungen für den Ball.«
    Violet lag schon auf der Zunge, dass diese sich ohnehin nicht helfen lassen würde, doch da es eindeutig zu früh war für eine Schelte ihres Vaters, schluckte sie die Bemerkung hinunter.
    »Ich hatte gestern ein Gespräch mit Lord Stanton.« Lord Adair ließ sich neben ihr auf der Bettkante nieder.
    »Aha, und worüber?« Violets leerer Magen zog sich ahnungsvoll zusammen.
    Ihr Vater nickte. »Er hat großes Interesse daran, dass du seinen Sohn kennenlernst. Percival ist ein sehr wohlerzogener Bursche.«
    »Aber Vater!«, protestierte Violet. »Warum erzählst du mir das ausgerechnet jetzt, wo ich noch nicht mal angekleidet bin!«
    »Weil ich gleich ins Parlament muss und wahrscheinlich vor Mitternacht nicht zurück bin. Du sollst Zeit haben, dich vorzubereiten, immerhin ist der Ball bereits in einer Woche.«
    »Und warum sollte ich mich vorbereiten?« Violet schwante Böses. Dieses war wohl einer der ernsthafteren Verkupplungsversuche ihrer Eltern.
    »Immerhin wirst du bald dein Debüt feiern. Als Tochter eines Adelshauses wirst du die Ehre haben, vor Königin Victoria zu tanzen. Zu diesem Anlass brauchst du natürlich einen Begleiter.«
    O nein!, schrien tausend kleine Stimmen in ihrem Kopf. Damit ihre Stimmbänder nicht einstimmten, hielt sie sich schnell die Hand vor den Mund. »Meinst du wirklich, dass Percival Stanton der richtige Begleiter für mich ist?«
    »Das werden wir auf dem Ball herausfinden. Ich möchte dich bitten, diesmal auf deine kleinen Spitzfindigkeiten zu verzichten.«
    »Spitzfindigkeiten?« Violet zog eine Unschuldsmiene. »Was meinst du damit, Vater?«
    Reginald setzte ein gequältes Lächeln auf. »Violet«, sagte er in vorwurfsvollem Ton. »Du weißt doch genau, was ich meine, nicht wahr? Wie war das letztes Mal, als du Daniel McGrath mit den Möglichkeiten maschineller Bullenkastration verschreckt hast?«
    »Das hat er dir erzählt?« Violet versuchte empört dreinzublicken, doch wie Mr Blakley immer betonte, waren ihre schauspielerischen Fähigkeiten nicht besonders ausgeprägt.
    »Der junge McGrath wird wohl kaum gelogen haben, so blass, wie er war. Sein Vater

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