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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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oder tot. Nein, ich denke, der Beobachter war jemand anderes. Vielleicht bekomme ich heraus, wer.«
    »Aber wer sollte mich beobachten? Die Leute von der Society?« Violet stieß ein spöttisches Lachen aus, als ihr wieder ihre Gedanken von heute früh einfielen.
    »Nicht unbedingt«, entgegnete Alfred. »Es gibt viele Möglichkeiten. Unter anderem auch die, dass jemand versuchen könnte, Sie zu entführen.«
    »Entführen? Mich?« Violet schüttelte den Kopf.
    »Ihr Vater ist ein wohlhabender und einflussreicher Mann. Sie erinnern sich doch bestimmt noch an den Fall der jungen Phyllis Maddington.«
    »Die Tochter des Spielzeugfabrikanten. Die von diesem Verrückten in den Keller gesperrt wurde und dort mit den Ratten hausen musste.«
    Alfred nickte. »Ganz recht. Es heißt, dass der Täter das Mädchen schon Wochen zuvor ausspioniert hat. Vielleicht versucht hier jemand etwas Ähnliches.«
    »Nun, Phyllis Maddington hatte keinen Butler wie Sie, Alfred.«
    »Aber auch ich bin nicht immer zur Stelle. Es gibt durchaus Sicherheitslücken, besonders dann, wenn Sie mit Ihrer Frau Mutter unterwegs sind.«
    Violet überlegte kurz. Auch diesmal hatte Alfred recht. Nur, wer konnte es sein? Und woher sollte ein mutmaßlicher Entführer wissen, dass in dem Labor die Tochter eines Parlamentsmitglieds arbeitete? Oder hatte ihr Vater vielleicht mitbekommen, was sie trieb, und nun einen Detektiv auf sie angesetzt? Das wäre wirklich die Höhe!
    »Also gut, finden Sie heraus, wer da lange Ohren macht«, wies Violet den Butler an. »Aber lassen Sie sich um Himmels willen nicht erwischen.«
    »Diskretion ist mein zweiter Vorname, Mylady.«
    »Mag sein, Mr Diskretion, aber vergessen Sie auch Ihren dritten Vornamen nicht, der da Vorsicht lautet, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Wie Sie wünschen, Mylady.« Alfred verneigte sich lächelnd und verließ dann die Küche.
    Grün glommen die Lampen in dem kleinen Schacht, der das Ergebnis jahrelanger zermürbender Arbeit war und von dem kaum jemand in ganz London wusste. Die zunehmende Technisierung der Stadt war dem Mann bei seiner Unternehmung zu Hilfe gekommen. Je lauter es oben wurde, desto sorgloser konnten er und seine Gehilfen graben.
    Der Transportgleiter, auf dem er sich jetzt fortbewegte, war eine seiner brillanteren Erfindungen, die man an der Royal Academy allerdings abgewiesen hatte mit der Begründung, man sehe darin keinen Nutzen für das Volk.
    Doch er würde diesen verbohrten Hohlköpfen schon zeigen, welchen Nutzen zum Beispiel so ein Transportgleiter hat. Dann, wenn ICH zu bestimmen habe, welche Erfindungen umgesetzt werden und welche nicht.
    Mit einem leisen Rattern bewegte sich die motorbetriebene Draisine, die der Mann über zehn Hebel steuerte. Ein Spaziergang gegenüber dem, was er zuvor hatte leisten müssen. Ganz bequem konnte er nun einiges an Ladung mitnehmen, ohne sich groß anzustrengen.
    Die heutige Fahrt war vorrangig ein Test. Nachdem es ihm gelungen war, eine leichte Ladung unbeschadet unter der Themse hindurch zu transportierten, hatte er beschlossen, das erste »Geschenk« persönlich beim Adressaten abzuliefern.
    Beinahe hätte Miss Copper ihn angesteckt mit ihren Bedenken, doch nun sah er, dass sich sein Wagemut auszahlte. Das Fahrgefühl ähnelte dem Fliegen mit einem Luftschiff und beflügelte regelrecht seinen Verstand.
    Schon bald würden mithilfe dieser Draisine die Todesboten transportiert und in die Abwasser- und Luftschächte der Stadt entlassen werden, nichts und niemand in London würde mehr vor ihnen sicher sein.
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Zuerst werden die Säulen fallen und dann der Palast.
    In rasantem Tempo huschte er unter frischen Spinnweben hindurch und gab sich seinem Traum hin, die Welt ins Chaos zu stürzen.
    Nicht mal eine Viertelstunde später erreichte er sein Ziel. Er erkannte es an der rot leuchtenden Tafel, die er hier wie auch an anderen Häusern angebracht hatte, um nicht aus Versehen in ein falsches Gebäude einzusteigen. Die Bewohner des noblen Hauses über ihm hatten nicht die geringste Ahnung von seinen unterirdischen Tätigkeiten. Dass er einen Durchbruch zu ihrem Weinkeller geschaffen hatte, war selbst dem Butler, der öfter hier unten war, entgangen.
    Nachdem er die Draisine zum Stehen gebracht hatte, schnallte er sich ab und stieg aus. Der Zugang zum Keller war hinter einem Weinregal versteckt, das er mit einer mechanischen Öffnungsmöglichkeit versehen hatte. Mittels einer kleinen Kurbel gelang es

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