Bombay Smiles
Trophäe, die er durch den Sieg über den Kriegsgott Indra erhalten hat). Vishnus Gefährtin ist Lakshmi, die, wie Krishna oder Rama, über 22 Inkarnationen verfügt.
Shiva ist der Zerstörer. Trotzdem glaubt man im Hinduismus daran, dass durch ihn die Schöpfung erst möglich wurde. Seine schöpferische Kraft wird durch das Lingam verkörpert, ein Phallussymbol, das in vielen Tempeln des Landes verehrt wird. Shiva, der 1008 Namen hat, wird auch als Herrscher des Yoga mit aschgrauer Haut und einem dritten Auge auf der Stirn dargestellt, das seine Weisheit symbolisieren soll. Von Schlangen umgeben, reitet er mit
seinem Dreizack auf dem Stier Nandi. Seine Gemahlin heißt Parvati und tritt ebenfalls in etlichen Formen auf.
Christliche Inder missbilligen, dass die Hindus so viele Götter verehren. Und sie sind nicht die einzigen, die so denken. Auch die Sikh erlauben die Vergötterung so mannigfaltiger Figuren nicht, obwohl sie den Hinduismus mit mehr Respekt behandeln. Man geht davon aus, dass ungefähr 19 Millionen Sikh in Indien leben. Sie stammen ursprünglich aus Punjab im Norden des Landes, wo diese Religion von Guru Nanak Ende des 15. Jahrhunderts begründet wurde. Ursprünglich war der Sikhismus als ein Gegenentwurf zum Kastensystem des Hinduismus gedacht, er sollte die wertvollsten Aspekte des Hinduismus und des Islam zusammenführen. Die heilige Schrift der Sikh ist das Guru Granth Sahib. Sie glauben an eine auserwählte Armee von Gotteskriegern, die einen festen moralischen Verhaltenskodex befolgt.
Mit den fünf kakars , den symbolträchtigen Merkmalen, wird die Eintracht der Krieger ausgedrückt; als da sind: kesh (ungeschnittene Haare und Bart verkörpern die Unsterblichkeit), khanga (Holzkamm zur Pflege der Haare), kaccha (Shorts, die auf die Tugend der Bescheidenheit hinweisen), kirpan (kurzes Schwert oder Säbel - steht für Macht) und kada (eiserner Armreif, der am rechten Handgelenk getragen wird und von Furchtlosigkeit zeugen soll).
Es ist nicht schwer, die Sikh an ihrem Turban zu erkennen. Auch in den Namenslisten der Schule kann man sie durch ihren Nachnamen bestimmen, der immer mit Singh gebildet wird, was »Löwe« heißt. Die Sikh sind hervorragende Händler und große Unternehmer.
Ich schloss auch mit einigen Jainas Freundschaft. Etwa fünf Millionen Menschen gehören in Indien dieser Religion an, die im 6. Jahrhundert v. Chr. von Mahavira (einem Zeitgenossen Buddhas) gegründet wurde. Der Jainismus geht davon aus, dass man nur durch die vollkommene Reinheit der Seele in den höchsten Himmel aufsteigen kann. Er predigt Gewaltlosigkeit gegenüber allen Lebewesen. Häufig haben Jainas kleine Besen dabei, mit denen sie den Boden vor sich fegen, damit sie nicht aus Versehen kleine Tiere zertreten. Und sie tragen einen Mundschutz, damit sie kein Insekt schlucken.
Auch die steigende Zahl von Buddhisten unter den Dalit oder Unberührbaren weckte meine Aufmerksamkeit. Die Zahl von Anhängern der Schriften Siddhartas nahm besonders in den 1950er Jahren zu, der Zulauf ist jedoch auch heute noch ungebrochen.
An dieser Stelle muss Bhimrao Ramji Ambedkar genannt werden, einer der ersten indischen Politiker, die sich für die Dalit einsetzten. Ambedkar entstammte den Mahar, einer Unterkaste der Unberührbaren, die aus dem Bundesstaat Andhra Pradesh
kommt. Er machte sein Abitur am Elphinstone College in Bombay. Es war außerordentlich, dass ein junger Mann seiner sozialen Herkunft eine dermaßen angesehene Schule besuchen konnte. Hiernach ging er in die USA und studierte an der Columbia University Wirtschaftswissenschaften, anschließend noch Jura in London. 1923 kehrte er nach einer gut zehnjährigen Ausbildung im Ausland nach Indien zurück. 1935 ließ er verlauten, dass er »nicht als Hindu zu sterben gedenke« und suchte nach einer Religion, die die Kaste der Dalit bzw. der Unberührbaren nicht diskriminierte.
Lange erwog Ambedkar den Übertritt in verschiedene Religionen, bis er schließlich kurz vor seinem Tod am 24. Mai 1956, anlässlich des Geburtstags von Buddha Jayanti, zum Buddhismus konvertierte. Die Zeremonie fand in Nagpur statt, ungefähr eine halbe Millionen Dalit wohnten ihr bei, von denen die meisten in der Folge ebenfalls zum Buddhismus übertraten.
Ambedkar hatte nichts gegen bestimmte Religionen, er respektierte alle und konnte jeder etwas Positives abgewinnen. Nach meiner Ansicht wird es erst problematisch, wenn die Gläubigen miteinander in Streit geraten. Allzu oft eskalieren
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