Bombe an Bord (Haie an Bord)
lagen.
Sie warf beidhändig und mit enormer
Geschwindigkeit.
Lockenkopf hatte sich für schweres
Bombardement (Beschießung) entschlossen. Er warf mit Melonen wie mit
Medizinbällen.
Da er näher bei Tim stand, hatte der
erste Wurf einen Treffer erzielt.
Es ging alles so schnell. Der
Geschäftsmann begriff gar nicht, was draußen geschah.
Gaby, Karl und Klößchen wichen zurück.
Tim dachte: Himmel, ist meine Schulter
gebrochen?
Geplatzte Tomaten übersäten die Straße.
Die wenigen Passanten, die sich jetzt
in der Nähe befanden, hielten respektvoll Abstand.
Jetzt kriege ich dich, dachte Tim — und
wollte auf Lockenkopf los.
Im selben Moment endete der Spuk.
Mitten im Wurf wirbelte Drei-Zöpfchen herum
und wieselte um die Hausecke.
Lockenkopf schoß noch die dritte Melone
ab.
Er zielte gut. Tim mußte ausweichen.
Dann verschwand der kleine Dieb genauso schnell wie seine Komplizin.
Tim verfolgte sie nicht. Im Moment
fühlte er sich wie drei Paar eingeschlafene Füße.
Statt zur Verfolgung anzusetzen, drehte
er sich ahnungsvoll um.
Er sah gerade noch, wie Pferdegebiß in
einer handtuchschmalen Gasse verschwand.
Der Kerl hatte Vorsprung, aber
erhebliche Schwierigkeiten, mit seinem grotesk abgespreizten Arm durch die Enge
zu passen.
Den erwische ich! schoß es Tim durch
den Kopf — und er hob schon den Fuß zur Verfolgung.
Der Ladeninhaber verhinderte das.
Brüllend war er aus seinem Geschäft
herausgerannt.
Er sah die Verwüstung. Aber er wußte
nicht, was sich abgespielt hatte, hielt Tim für den Übeltäter — und klammerte
sich mit beiden Händen an dessen Arm.
Es war ein kleiner, dickbäuchiger
Glatzkopf, der Tim kaum bis zur Schulter reichte. Doch das Feuerwerk aus seinem
Mund ließ kaum ein Atemholen zu.
Außerdem schien er ein ausgezeichneter
Kenner italienischer Flüche zu sein.
Einige Signoras und Signorinas (Frauen
und Fräuleins), die in der Nähe standen, wurden rot und verlegen.
„Zum Teufel!“ schrie Tim den Mann an,
als es ihm zu bunt wurde, „ich habe Ihre Vitamin-Bomben nicht angerührt. Diese
beiden Früchtchen waren das... diese Südfrüchtchen... eh... ist ja auch egal.
Im übrigen: Io non parlo italiano (ich spreche nicht italienisch ).“
Eine Italienerin, vornehm gekleidet und
mit Sonnenschirm ausgerüstet, war offenbar Augenzeugin und fühlte sich auch als
solche.
Beruhigend redete sie auf den
Ladeninhaber ein, indes sich ihr mitfühlend-freundliches Lächeln immer wieder
auf Tim und seine Freunde richtete.
Der Dicke begriff, brummte, schimpfte
vor sich hin und rannte in den Laden zurück. Wahrscheinlich befürchtete er, daß
dort inzwischen eine Form von Selbstbedienung stattfand, die nicht in seinem
Sinne war.
„Ich... gesagt ihm haben“, erklärte die
Dame, „daß ihr nicht gewerfen, sondern nur getreffen.“
„Millecento (1100) grazie (Dank) !“
sagte Tim.
Es war die höchste Zahl, die er auf
italienisch wußte. Und sie erschien ihm angemessen.
Die Dame lächelte und entfernte sich.
Daß sie mit ihren weißen Schühchen, die bestimmt von dem berühmten Hersteller
Solio Pantofili stammten, in knackfrischen Ketchup trat, schien ihr nichts
auszumachen.
20. Gruppenfoto mit Carina
Gaby, Karl und Klößchen sahen aus, als
hätten sie sich in roter Farbe gewälzt.
Klößchen pflückte ein Stück Tomate von
seiner Schulter und schob es in den Mund.
„Pfui!“ sagte Gaby. „Ungewaschenes Obst
ißt man nicht.“ Karl begann zu feixen. Klößchen griente. Tim lachte lauthals,
und Gaby stimmte ein.
„Man kann es auch so sehen!“ rief Karl
und nahm seine Brille ab, um sich Lachtränen aus den Augen zu wischen. „Bei aller
Gemeinheit ist es nicht ohne Komik.“
„Meine Shorts sind im Eimer“, prustete
Klößchen. „Wie ist das, Gaby? Gehen Tomatenflecke leicht raus? Ein Glück, daß
ich genug Hosen mithabe.“
Tim bewegte seine Schulter. Der Schmerz
ließ nach. Gebrochen war offensichtlich nichts. Aber ein Bluterguß blieb ihm
sicherlich einige Zeit treu.
Gabys Blick fing seine Bewegung auf.
Sie trat hinter ihn und begann, auf seinem Rücken herumzuklopfen.
Das machte die Sache eher schlimmer;
aber lieber hätte er sich die Zunge abgebissen, als seiner Freundin Einhalt zu
gebieten.
„Was mich total bügelt“, sagte er in
die allgemeine Heiterkeit, „ist der Zusammenhang, der eben deutlich wurde. Die
beiden Kleinen und dieser Kerl mit den Pferdezähnen gehören zusammen. Oder?“
„Bestimmt“, nickte Karl. „Jedenfalls
glaube ich
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