Bombe im Bikini
»Wenn es sich dabei nur um ein und denselben Herrn handelt. Sagen Sie
ihm, Miss Seidlitz und ihr Teilhaber Johnny Rio seien da .«
Der Butler zögerte einen
Augenblick, dann machte er uns sorgfältig die Tür vor der Nase zu.
»Was meinst du wohl, was das zu
bedeuten hat ?« fragte ich.
»Im allgemeinen heißt es, daß
die Herrschaften heute keine Zeitung bestellen möchten«, meinte Johnny. »Aber
vielleicht will er uns nur nicht allein ins Haus lassen und meldet uns jetzt
doch an. Wir geben ihm fünf Minuten Zeit, dann ziehen wir wieder an der Glocke .«
Es dauerte etwa drei Minuten,
dann ging die Tür auf.
»Don Alfredo wird Sie jetzt
empfangen«, verkündete der Butler höflich.
»Besten Dank, mein Freund«,
sagte Johnny. »Und ich gebe Ihnen die Erlaubnis, uns zu durchsuchen, wenn wir
wieder wegfahren — falls dann etwas vom Silber fehlen sollte .«
Der Butler führte uns in einen
riesigen Raum, eine Art Atelier. Das Mobiliar war antik, und ein gutes Dutzend
lebensgroßer Gemälde schmückte die Wände. Die Gemälde hatten eines gemeinsam:
Es waren sämtlich Porträts von Stieren.
Ich sah Johnnys Mund sich ein
bißchen öffnen, als er sie erblickte, aber schließlich war er ja auch kein
Experte für Stierkampf wie ich.
Don Alfredo erwartete uns. Er
saß am Kopfende eines ellenlangen Tisches. An seinem anderen Ende thronte
Conchita, sehr elegant in einem grauen Kleid mit einer Stola aus kostbarer
Spitze.
Don Alfredo nickte uns flüchtig
zu. »Welchem Umstand verdanke ich die Ehre ?«
»Ich war neugierig«, gestand
Johnny. »Sie scheinen so versessen darauf, meine Teilhaberin zu ermorden, daß
mich der Grund interessiert .«
Don Alfredo blickte über den
langen Tisch hinweg Conchita an.
»Ein Scherz ?« fragte er sie.
»Allem Anschein nach«, sagte
sie mit kühler, klirrender Stimme.
»Ich fand’s heute früh gar
nicht zum Scherzen«, sagte ich, »als Sie mir erzählten, Tonio und Pedro würden
mich umbringen, und als Ihre Tochter anfing, mich zu durchsuchen .«
»Da fällt mir ein...« Conchita
strich behutsam über ihr geschwollenes Kinn. »Ich habe noch etwas wettzumachen .«
»Aber eins muß ich Ihnen
lassen, Esteban«, sagte Johnny. »So leicht geben Sie nicht auf. Die Polizei hat
Tonio festgenommen .«
»Tonio ?« sagte Don Alfredo verständnislos. »Die Polizei?«
»Nun erzählen Sie mir ja nicht,
Sie hätten vergessen, daß Sie ihn losgeschickt haben, Mavis zu ermorden«, sagte
Johnny.
»Ich glaube, dieser Mann ist
verrückt«, sagte Conchita.
»Ich weiß nichts davon, daß
Tonio nach Mexiko City gefahren ist«, sagte ihr Vater. »Ich schwöre es !«
»Sie schwören ?« Johnnys Blick glitt über die Stierporträts an den Wänden. »Beim Seelenheil
Ihrer Ahnen?«
Don Alfredo feuerte seine
Serviette auf den Tisch und stand auf. Seine Stimme zitterte vor Wut. »Ich
denke nicht daran, mich an meinem eigenen Tisch beleidigen zu lassen! Ich rate
Ihnen, dieses Haus auf der Stelle zu verlassen, Señor... andernfalls entheben
Sie mich jeder Verantwortung für Ihr Wohlergehen!«
Johnny brannte sich umständlich
eine Zigarette an. »Wollen wir die Unterhaltung nicht mal mit einem Fünkchen
Wahrheit erhellen ?«
»Wahrheit?« Conchita lachte.
»Das sagt ein Erpresser !«
»Die Erpressung war Mavis ’ Idee«, sagte Johnny. »Sie glaubte, so vielleicht
herauszufinden, wieviel Sie über den Mord an Juan
Gonzales wissen .«
»Nichts wissen wir«, sagte sie
kühl.
Johnny grinste sie an. »Das ist
kaum zu glauben«, sagte er, und unter seinem Blick wurde sie ein bißchen rot.
»Wir haben die erpresserische
Drohung der Señorita für bare Münze genommen«, sagte Don Alfredo, »und aus
diesem Grunde beschloß ich, ihr ein wenig Angst einzujagen. Die beiden Männer
und die Ankündigung, sie würden sie umbringen, dazu die Durchsuchung durch
meine Tochter — all das sollte sie einschüchtern. Unglücklicherweise lief sie
weg, und wir hatten keine Möglichkeit mehr, es ihr zu erklären .«
»Und Sie wissen wirklich nicht,
daß Ihr Tonio heute nachmittag in der Stadt war und
versucht hat, meine Teilhaberin umzubringen ?«
»Nein !« sagte Don Alfredo mit Nachdruck. »Ich schwöre es bei meiner Ehre als Edelmann.
Ich schwöre es bei allen Esteban-Stieren, den mutigsten Stieren, die seit acht
Generationen in Mexiko gezüchtet werden .«
Johnny blies eine Rauchwolke
zur Decke und sah ihn weiter unverwandt an. »All right«, sagte er. »Wir wollen
die Frage nach Tonio einmal auf sich beruhen
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