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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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Champagner!«
    »Glück gehabt!«, sagt Leon erleichtert, »jede andere würde mir jetzt den Rost runtermachen.«
    »Ich nicht, mein Lieber, weiß ich doch, dass ich als Ausgleich am Wochenende von dir zum Essen ausgeführt werde, nachdem du mir den Rasen gemäht hast.«
    »Okay«, gibt Leon klein bei, obwohl er gerade mit dem verdammt schnell wachsenden Rasen von Helma genügend zu tun hat.
    »Geschenkt, ich mähe, was du willst, und ich lade dich ein, wohin du willst.«
    »Gut, dann gibt es jetzt meinen Fisch. Ich habe einen Bärenhunger und eine ganze Seeforelle für uns in der Backröhre bereitliegen.«
    »Seeforelle!«, wiederholt Leon verhalten, verschweigt, dass er schon genau solch ein Monstrum beim Heinzler allein gegessen hat, und lässt lieber schnell den Champagnerkorken knallen. »Verdammt, du bist wirklich die beste Frau!«, ruft er ihr noch zu, geht schnell heiß duschen und lässt sich danach zum Mitternachtsessen den Bodenseefisch von Lena servieren. Welches Glück für ihn, dass er immer essen kann. Er ist ein bekennender Anhänger der Präventivmedizin und isst immer gern, bevor ihn der Hunger quält.
    Lena hat den frischen Fisch selbst ausgenommen, dann die Filets beidseitig mit einer Kapernmarinade bestrichen und den Bauch mit den frischen Kräutern und Meeresbohnen gefüllt. Dazu gibt es ein säuerliches Zitronendressing, mit dem auch der Salat angemacht ist, dazu den prickelnden Champagner.
    »Ein aphrodisisches Mahl«, haucht Leon Lena ins Ohr, »ich spüre schon die Wirkung …«
     
    Am nächsten Morgen bieten die beiden ein Bild einträchtiger Familienidylle. Lena ist äußerst vergnügt. Sie hat auf der Terrasse fürs Frühstück gedeckt. Ein weiterer herrlicher Sommertag bricht am Bodensee an.
    Leon blättert in seiner Zeitung. Der Aufmacher berichtet vom Bombardement eines Tanklastzugs in Afghanistan. Viele Zivilisten sind unter den Toten. Zwei F-15-E-Kampfflugzeuge hatten bei völliger Dunkelheit präzise und zielgenau die Menschen beschossen. ›Der Tod kommt vom Bodensee‹ stand auf dem Flugblatt, das der Freiburger Rüstungsgegner Jürgen Grässlin Leon während der Dornier-Recherchen vor Tagen in die Hand gedrückt hatte. Damals dachte er noch, Afghanistan ist weit weg. Doch er weiß, die Kampfmaschinen sind ausgestattet mit ausgefuchsten Techniken der Bodensee-Ingenieure. Kein gutes Thema für die Heimatzeitung und auch nicht für den idyllischen Morgen, nach dieser Nacht mit Lena.
    Helma kommt hinzu, sie reißt Leon aus seinen trüben Überlegungen, zwinkert Lena komplizenhaft zu, grüßt die beiden herzlich und diktiert, für Leon völlig unvermittelt, ihm sein Tages-Programm nach ihrem Plan: »Der Rasen kommt als Erstes dran«, bestimmt sie und fuchtelt mit einem Messer vor Leons Gesicht herum. »Jetzt wohnst du hier schon ein Jahr, aber von Gartenarbeit hast du noch immer keinen blassen Schimmer.«
    »Du musst ihm alles aufschreiben, der vergisst noch schneller als du, was er zu tun hat. Und dann musst du alles kontrollieren«, rät Lena, »der will es nicht anders. Mir hat er auch versprochen, am Wochenende zu helfen, aber was meinst du, wie mein Garten aussehen würde, wenn ich mich auf ihn verlassen würde?«
    »Herrgottsack«, hält Leon dagegen, »die zwei Damen! Die eine macht auf Wissenschaftlerin, bringt ihr Studium aber nicht zu Ende, die andere ist Pensionärin! Schafft also auch nichts, und der einzige Trottel hier, der seinen Lebensunterhalt ehrlich selbst bestreitet, soll auch noch für die Dämchen nach seinem verdienten Feierabend Nebenerwerbslandwirt spielen.«
    »Und Tierpfleger«, wirft die 90-jährige Helma spontan ein, krault ihrem alten Hund den Nacken und bittet: »Mit Senta solltest du nach dem Rasenmähen und Büscheschneiden auch mal wieder ausgehen, du weißt, sie braucht unbedingt mehr Bewegung.«
    »Hey«, echauffiert sich Leon nun ernsthaft, »ich arbeite! Ich habe heute echt genug zu tun. Ich muss meine Kreuzerchen verdienen, um meine Miete zu bezahlen.«
    »Leon!«, zischt Lena in einem scharfen Ton, »500 Euro für drei Zimmer mit Seeblick und Gartenterrasse, und das hier in Überlingen! Du weißt, welchen Deal du mit Helma hast.«
    Leon nickt, gibt sich geschlagen, er weiß, dass er die günstige Miete in dieser Traumlage am Bodensee nur Lena zu verdanken hat, die ihrer Tante versprach, dass er den Garten als Gegenleistung pflegen würde. Und Senta, der alte Hund, gehört eben zur Familie, irgendwie hat Leon ihn mit adoptiert, als er in die

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