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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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noch nur mit ihrem rosafarbenen Bademantel bekleidet. Eingepackt sind ihre blonden Haare unter einem Netz, die vorderen Strähnen sind in Griffig-Haarwickler gerollt, ihre Delrin-Nadeln geben dem kunstvollen Aufbau einen Halt.
    »Schnuckilein, das passt mir gut, ich brauch ja nicht viel anzuziehen, wir fahren doch nach Zürich«, gluckst sie, »da werde ich schon was Passendes für heute Mittag finden. Glaubst du, Verena trägt noch schwarz?«
    »Was weiß ich«, knurrt Schwanke, »aber du warst ja nicht mit Matthias verheiratet.«
    »Der wäre mir viel zu jung gewesen«, kichert sie, »und außerdem hab ich den Chef abbekommen!«
    »Und der lebt noch!«, antwortet er ungerührt und spürt im gleichen Augenblick eine Angst in sich aufsteigen, die ihn seit den ungeklärten Morden in seiner Nähe immer wieder befällt. Er schiebt die Bilder des toten Matthias und die Explosion des Motorbootes von sich und verschwindet, das Kirchenlied ›O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal … ‹ vor sich hin summend, im Bad.
     
    Vor dem Eisentor der Zufahrt zum noblen High-Tech-Werk Defensive-Systems steht ein blauer Porsche 911. Leon sitzt darin und lächelt unschuldig-freundlich in die Kamera über dem Tor. Er winkt, gibt Lichthupe, das Tor bewegt sich und öffnet langsam beide Flügel.
    Geht doch, denkt Leon und fährt durch den Park vor das moderne Businessgebäude. Er steigt aus, marschiert zu dem Portier in seinem Glaskasten am Eingangsportal und fragt nach Schwanke. Der Mann am Eingang will ihn abwimmeln, ohne Termin läuft gar nichts, und der Direktor sei heute nicht in der Firma.
    »Ach so«, lacht Leon, »der Herr Direktor frühstückt noch in seinem Schloss. Ja, wenn das so ist, trinke ich einen Kaffee mit ihm.«
    Der Portier will ihn zurückhalten, er ruft ihm aufgeregt aus seinem Glasgefängnis sämtliche Drohungen nach, aber Leon hat seine Ohren zugeklappt, er will nichts hören, schließlich weiß er in der Zwischenzeit längst, wie er zu dem Wohnhaus von Schwanke gelangt.
    Er verschwindet um den prächtigen Fabrikkasten herum und läuft zielstrebig über den ihm wohlbekannten Privat-Parkplatz zu dem alten Schlösschen. Der Kies knirscht unter seinen Schuhen, hinter sich hört er noch immer die verzweifelten Rufe des Pförtners, vor sich sieht er Schwanke unter einem weißen Sonnensegel sitzen. Es ist ein Bild wie aus einer Urlaubsbroschüre. Das Wasser des Bodensees leuchtet blaugrün, die Oberfläche liegt ruhig und friedlich im Hintergrund. Im Mittelpunkt der Idylle steht ein großer, bunt gedeckter Frühstückstisch. Entspannt sitzt Schwanke im Schatten und liest aufmerksam seine Morgenlektüre.
    »Da steht doch nichts Neues für Sie drin«, platzt Leon in die vermeintliche Ruhe.
    Schwanke erschrickt. Er fährt zusammen. Ungläubig blickt er zu Leon auf. »Heinomol, wie kommen Sie hierher?«, fragt er ärgerlich und etwas aggressiv.
    »Mit dem Auto«, erwidert Leon trocken, »ich habe heute schon die Zeitung gelesen und da dachte ich mir, jetzt fragst du einen Hauptdarsteller des Tagesgesprächs persönlich.«
    »Ich rufe meinen Wachdienst, der gibt Ihnen die Antwort, die Sie brauchen.« Gunther Schwanke ist aufgebracht und greift zu einem mobilen Telefonhörer, der vor ihm auf dem Tisch liegt.
    Leon macht, bevor Schwanke Alarm schlagen kann, einen großen Schritt nach vorn, drückt seine rechte Hand auf die schwere Pranke des Unternehmers und presst sie fest auf das kleine Gerät, sodass Schwanke nicht mal seine Finger bewegen kann. Mit ruhiger Stimme sagt er: »Das bringt doch nichts, lassen Sie uns lieber in Ruhe reden. Wir sind hier ungestört und vielleicht ist Ihnen das bald recht.«
    »Warum?«, knurrt Schwanke skeptisch.
    »Vielleicht weil Sie mir erklären wollen, wie die Amerikaner in den Besitz Ihrer Patente gelangt sind?«
    »Heinomol, des sind sie nit! Wir haben so gut wie verkauft, aber nicht an die Amerikaner.«
    »Warum sagt dann der amerikanische Präsident, dass er über Nacht ein System besitzt, das in Zukunft den Krieg der Sterne entscheiden wird? Und warum erläutert er dabei genau das System, das Sie entwickelt haben und seit Matthias Kluges Tod wie Sauerbier auf dem Markt anbieten?«
    »Schatzi, wir können fahren.« Leon blickt zur Balkontür, lässt von Schwankes Hand ab und starrt irritiert zu dem blonden Frauenwunder, das sich mit überdeutlichen Rettungsringen hüftschwingend zu ihnen an den Tisch bewegt. Unsicher lächelt er ihr zu, er weiß nicht,

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