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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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jedi Flasch nur de Einkaufspreis unn mer zahle nur’s Korkgeld uff. Ä schpitze Idee. Kenne mer dehäm in de Palz iwwernemme.«
    »Fällt bei Ihrem Mineralwasser nicht so ins Gewicht«, gluckst der Scherzbold der Runde, »der Schraubverschluss Ihres Krawallwassers hat keinen Kork.« Er prustet noch lauter und hebt Sibolds Mineralwasserflasche für alle sichtbar in die Höhe.
    »Sie glauben, dass die Israelis dahinterstecken?«, lässt Sibold sich nicht auf das Geplänkel ein, »hinter beiden Fällen? Hinter Kluge und dem Motorbootanschlag?«
    »Herrgott ja«, platzt es schließlich aus dem Älteren heraus, »ich denke, Sie sind Beamter, Polizeibeamter? Glauben Sie, was Sie wollen, von mir aus sind Sie Mohammedaner oder Katholik. Himmelherrgottsakrament, wir glauben nichts! Wir ermitteln, soweit dies möglich ist und soweit wir unserem Staat dienen, das ist unser Job! Dabei achten Sie bitte immer auf eines: Jede Ermittlung, nicht jede Wahrheit dient dem Staat!«
    »Verstehe schon«, versucht Sibold zu beschwichtigen.
    »Gar nichts verstehen Sie!« Der BKA-Beamte wird immer lauter. »Sonst hätten wir Sie nicht nach Hause schicken müssen! Aber gehen Sie mal davon aus, dass die übergeordneten Stellen wissen, was wir zu tun haben, und genau deren Anweisungen befolgen wir. Und ob Israeli oder Ami, genauer Mossad oder NSA oder CIA, sie sind für uns alle tabu. Punkt.«
    »Also doch!«, seufzt Sibold und trinkt sein Wasserglas leer.
    »Himmelherrgottsack ja!«, brüllt sein Kollege ärgerlich und setzt unmissverständlich hinzu: »Ihr Krawallwasser bezahlen wir, einen schönen Abend, Herr Kollege!«

20
    Leon öffnet die Augen, Sonnenstrahlen fallen in sein Gesicht. In seiner Nase hat sich ein unangenehmer Geruch eingenistet, sowie ein fahler Geschmack im Mund. Er will sich bewegen, kann aber seine Hand nicht zum Kopf führen, will sich umdrehen, doch seine Glieder sind fixiert. Auf seinem Mund klebt ein Pflaster, er kann nur durch die Nase atmen. Dabei riecht er diesen abgestandenen Gestank unentwegt. Chloroform, wird es ihm bewusst. Dunkel erinnert er sich an das Geschehene, jetzt erst ist ihm klar: Er ist gefesselt.
    Er schaut sich hilflos um, sieht die Welt aus der Käferperspektive, über sich der kleine Couchtisch und die leeren Weißweinflaschen. Das Treffen mit Herbert Stengele kommt ihm wieder in den Sinn, die Ankunft von Markus Kluge und Iris Köppke. Verdammt, die hatten ihn in Stengeles Wohnung niedergeschlagen! Noch einmal sieht er Iris Köppke vor sich, wie sie ihn anstarrt, kurz darauf kommt der Schmerz in seinem Schädel und die Kopfschmerzen hauen ihn erneut fast um.
    Erschöpft, mut-und hilflos fallen ihm die Augen zu, doch er will sich der Ohnmacht des Chloroforms nicht mehr hingeben, er muss sich aus dieser Situation so schnell wie möglich befreien. Wo ist Herbert Stengele?, fragt er sich besorgt. Sein Hirn startet bei Null, läuft jedoch schnell auf Hochtouren. Drei Fragen drängen sich auf: Wo sind die drei hin? Was haben sie vor? Ist Herbert Stengele in ihrer Gewalt?
    Er versucht sich zu bewegen, seine Lage zu verändern, zu robben, doch er ist an der Couch festgezurrt und kann sich keinen Zentimeter von ihr wegbewegen. Seine Hände sind auf den Rücken gebunden. Lang gestreckt liegt er auf dem Boden, wie ein liegen gelassener, zusammengerollter und zusammengeschnürter Teppich.
    Um Hilfe rufen funktioniert nicht, wenn er sich zu heftig bewegt, benötigt er zu viel Sauerstoff und ihm würde die Luft ausgehen. Plötzlich überkommen ihn Atemnot und Erstickungsangst. Schnell realisiert er seine aussichtslose Lage und bleibt ängstlich ganz ruhig liegen, vermeidet jegliche körperliche Anstrengung. Einatmen – ausatmen, verordnet er sich, gaaanz ruhig, gaaanz tief, wie lange, weiß er nicht, dann schläft er wieder ein.
    Ein greller Schrei weckt ihn erneut. Zuerst sieht er nur schwarze, ausgelatschte Schuhe vor seinen Augen, danach dicke Wollstrümpfe, einen ausfallenden breiten Schurz, und obenauf ein dickes Gesicht mit einem Kopftuch, aus dessen weit geöffnetem Mund der Lärm dringt.
    Leon versucht etwas zu sagen, röchelt angestrengt und sieht dabei flehentlich zu dem dicken, in Tuch eingewickelten Kopf auf.
    Endlich schließt sich der Mund, die Frau stellt ihr Kreischen ein, beugt sich neugierig zu ihm hinunter und reißt ihm schließlich, ohne Rücksicht, das Heftpflaster mit einem Ruck von seinen Lippen und Bartstoppeln.
    Leon schnappt heftig nach Luft. »Machen Sie mich frei, schnell!«,

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