Bombenspiel
Fox wusste, dass es Ballacks Schwachstelle war und kümmerte sich daher intensiv um die Behandlung. Bereits vor zwei Jahren, vor der WM 2006 in Deutschland, hatte der Mittelfeldstratege Wadenprobleme gehabt und konnte vom damaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann nicht für das Eröffnungsspiel eingesetzt werden.
Doch die von Doc Fox verordnete zweitägige Ruhepause hatte zur Folge, dass er schließlich guten Gewissens am Spieltag sein Okay für einen Einsatz des Kapitäns gegen Wales geben konnte. Dies war umso wichtiger, weil es aufgrund der Affäre Kurányi sowohl dem Bundestrainer als auch der Mannschaft schwer fiel, sich voll und ganz auf das Spiel zu konzentrieren. Kevin Kurányi, der auf der Gegentribüne saß, hatte am Samstagabend kurz nach 21.30 Uhr während des Spiels gegen Russland das Dortmunder Stadion vorzeitig verlassen und war nach Hause gefahren, wofür ihn Löw aus der Nationalmannschaft verbannt hatte.
Was Doc Fox freute, war, dass sich Löw, nach René Adlers gelungener Premiere gegen Russland, erneut für den Keeper entschieden hatte. Somit bot Löw gegen die Waliser die Siegermannschaft gegen Russland auf, doch wurde die Geduld der deutschen Fans auf eine harte Probe gestellt.
Dem Vize-Europameister fehlten Inspiration und Genauigkeit, gelangen kaum echte Torchancen, denn die Waliser staffelten ihre massive Defensive oft mit fünf Spielern auf einer Linie. Nach der Halbzeit gab es Arbeit für den Doc, als Klose wegen einer schmerzhaften Prellung am rechten Knöchel gegen Helmes ausgewechselt werden musste.
Die beste Torgelegenheit vergab Piotr Trochowski, der nach glänzender Vorarbeit von Schweinsteiger den Ball verfehlte, und auch Helmes kam kurz darauf einen Tick zu spät. Uns fehlt heute das Glück, dachte Doc Fox, als sowohl Schweinsteiger als auch Lahm weitere Chancen verpassten. Seine Geduld wurde weiter auf die Folter gespannt. Es dauerte bis zur 72. Minute, als dem Hamburger Piotr Trochowski mit einem Gewaltschuss aus 20 Metern Entfernung das Tor für die deutsche Nationalmannschaft gelang und er somit den Endstand von 1:0 erzielte.
Fünf Monate hatten sie nun Zeit, ehe im März gegen Liechtenstein die WM-Qualifikation weitergehen sollte.
Donnerstag, 23. Oktober 2008, Durban - Noch 595 Tage
Täglich pilgerten die Durbanites zu dem neuen Wunderwerk von eThekwini und bestaunten den gigantischen Stahlbogen, der sich wie eine riesige Wirbelsäule über die Dachkonstruktion des Moses-Mabhida-Stadions spannte. Man erzählte, dass man eines Tages dort sogar über 100 Stufen hinaufsteigen und vom Tal der tausend Hügel bis zum Indischen Ozean blicken könne. Sogar eine Seilbahn solle es geben, hatte in der Zeitung gestanden. Noch ein Jahr Bauzeit, hatte die Leiterin der strategischen Projektgruppe für die WM-Vorbereitungen der Stadt bei einem Fernsehinterview verkündet, dann würde das Stadion den Bewohnern von Durban mit seiner großartigen Atmosphäre zur Verfügung stehen.
Ihr werdet nicht lange Freude daran haben, hatte der Weiße gedacht und den Fernseher ausgeschaltet. Vom Fenster seines Appartements aus sah er den weißen Bogen am Abendhimmel leuchten und stellte sich vor, wie dieser nach der Detonation in sich zusammenkrachte.
… und ihr werdet euch wünschen, es hätte ihn nie gegeben …
2009
Mittwoch, 14. Januar 2009, Durban - Noch 512 Tage
Henning Fries war nicht nur beim stellvertretenden Construction Inspector Gys de Kock auf taube Ohren gestoßen. Auch Michael Fugger hatte eine Untersuchung erneut abgelehnt, da alle Veränderungen im Skywalk vom Chefstatiker Abdulrahman bin Hadid überprüft worden waren und die Architekten in Hamburg dessen Berechnungen bevorzugt hatten. Wichtig schienen allein die Einhaltung des Zeitplans und die Fertigstellung des Stadions bis Oktober 2009 zu sein.
Aber das Misstrauen des deutschen Ingenieurs war geweckt und Henning Fries versuchte fieberhaft herauszufinden, wer hinter den Änderungen steckte. Sein Verdacht richtete sich mehr und mehr gegen Abdulrahman bin Hadid, und er hatte versucht, über das Internet mehr über den Statiker herauszubekommen. Doch es gab keine Hinweise auf eine Verbindung zu Al Kaida, keine Anzeichen auf irgendwelche extremistischen Aktionen in seiner Vergangenheit.
Nein, Abdul war sauber. Und trotzdem traute Henning Fries ihm nicht. Ein Anruf in Hamburg sollte ihm Gewissheit verschaffen. Seine Pläne seien sehr wohl umgesetzt worden, hieß es. Henning Fries ließ seine Vermutung, dass
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