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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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durch einen Treffer von Marcell Jansen zu einem Spielstand von 2:0, bei dem es zur Enttäuschung der deutschen Fans bis zur Halbzeitpause blieb.
    Schweinsteiger und Podolski legten zu Beginn der zweiten Halbzeit noch nach, doch im Vergleich zu anderen Begegnungen mit dem Alpenzwerg, bei denen es sechs, acht oder neun Tore gegeben hatte, war das 4:0 kein wirklicher Triumph. Von einem ›Pflichtsieg‹ sprach dann auch Schweinsteiger tags darauf in der Presse, während sich Joachim Löw unterm Strich zufrieden zeigte und die ›Pflichtaufgabe als erfüllt‹ betrachtete.
     
     

Montag, 30. März 2009, Durban - Noch 437 Tage
    Der Sicherheitsbeauftragte uThembani Mthetwa stellte sich dem Araber in den Weg, als dieser in der Dämmerung die Baustelle verlassen wollte. Abdulrahman bin Hadid war eine Schlüsselfigur in ihrem Plan und Paul Dhlomo hielt große Stücke auf ihn. Der Zulu hingegen war dem Baustatiker aus Dubai von Anfang an mit großem Misstrauen begegnet.
    »Was hat der Arab mit uns zu tun?«, hatte er Paul Dhlomo geifernd gefragt. «Reicht es nicht, dass der Inder mitmischt und ein Weißer der Boss ist?« Aus seiner Stimme klang der Hass, den er allen Andersfarbigen entgegenbrachte.
    »Wir brauchen ihn«, hatte Paul geantwortet. »Er kämpft für unsere Sache.«
    »Ich traue ihm nicht.«
    »Dann stell ihn auf die Probe.«
     
    Noch am selben Abend hatte uThembani Mthetwa den Araber vor der Baustelle abgepasst, den schmächtigen, schmalen Mann bei den Schultern gepackt und ihn gegen die Sichtschutzmauer der Großbaustelle gepresst. Die breiten Nüstern Mthetwas bebten, Schweißtropfen bildeten sich auf seiner hohen Stirn und rannen über Nase und Wangen bis auf das Kinn, wo sie sich in wirrem Bartflaum verfingen. »Du bist ein Muselmann. Warum bist du hier?«
    Die Augen des Arabers verengten sich zu schmalen Sehschlitzen und die schwarzen Brauen krümmten sich nach innen. Sein Blick hatte etwas Stechendes, als er antwortete: »Ich bin ein freier Araber und kämpfe, für wen es mir passt.«
    »Und wer sagt mir, dass ich dir vertrauen kann?«
    »Paul vertraut mir. Er hat mich in London kämpfen sehen.«
    »Paul! Paul ist ein Shona. Auch wenn ihn jeder für einen Xhosa hält! Er lügt schon, wenn er von seiner Herkunft spricht und kann mir viel erzählen. Ich glaube nur, was ich gesehen habe.«
    »Ich habe dir nichts zu beweisen. Ich arbeite für Paul und das reicht.«
    »Mir reicht das nicht!«, zischte der Zulu, hielt plötzlich sein Kurzschwert in der Hand und zielte auf Abduls Hals. Rot glänzten die Kerben in dem grauen hölzernen Griff. Das Schwert war sein einziger Besitz, den er nach seinen Jahren auf Robben Island wiederbekommen hatte. Der Mann, der es für ihn aufbewahrt hatte, hieß Paul Dhlomo. Auf Mthetwas breiter Nase glänzten die Schweißperlen und seine blutunterlaufenen gelblichen Augen schienen vor Hass förmlich zu sprühen. Die wulstigen Lippen spuckten die Worte aus, die er jetzt dem Araber entgegenstieß: »Zeig mir, wie du tötest, Arab! Los!«
    Er zerrte ihn zu seinem Wagen, einem halb von Rost zerfressenen, ehemals sandfarbenen Nissan, zwängte ihn hinter das Steuer und schob sich neben ihn auf den Beifahrersitz. Er steckte den Schlüssel ins Zündschloss und kommandierte, das Schwert an Abduls Kehle: »Los, fahr! Ich sage dir wohin!«
    Sein Gesicht glühte, als der Araber aufs Gaspedal trat und nach seiner Anweisung Richtung Norden fuhr.
    Abdulrahman bin Hadid steuerte schweigend und ohne ein Zeichen von Furcht neben dem Zulu stadtauswärts. Die Dämmerung hatte sich rasch über Durban herabgesenkt und Mthetwa dirigierte ihn in eine der Wohnsiedlungen. An einer unbeleuchteten Straßenecke ließ er ihn anhalten, machte den Motor aus, und suchte mit einer Hand auf dem Rücksitz nach einem Gegenstand, der sich unter einer schmutzig braunen Decke verbarg.
    »Kannst du damit umgehen?«, krächzte er und hielt dem Araber die Mündung der Kalaschnikow unter die Nase. Der nickte stumm und drückte die Waffe sanft mit zwei Fingern aus seinem Gesichtsfeld.
    Mthetwa zielte mit der Klinge weiter auf Abduls Hals. »Los! Nimm das Gewehr und leg an. Da vorne ist dein Ziel.«
    Abdulrahman starrte aus dem geöffneten Fenster. Vorsichtig, fast liebevoll nahm er das MG und schob den Lauf nach draußen. Er sah die Menschen näher kommen. Eine Familie. Weiße.
    »Zuerst den Mann, dann die Frau, dann das Kind!«, befahl Mthetwa. »Jetzt!«
    Der Araber spürte das Metall der Klinge an seinem Hals. Die Familie

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