Bombenspiel
auf das Taj Mahal Hotel in Mumbai vor über einem Jahr.
Er war kein Fanatiker und auch kein Held. Erst recht kein Märtyrer. Er war ein Strippenzieher im Hintergrund, ein Puppenspieler, ein Scharlatan der bösen Tat. Es war ihm egal, für wen er seinen Auftrag ausführte, es war nur wichtig, dass er gelang. Dafür stand der Name Raghunandan Rajah.
Daher hatte er den Zulu gewähren lassen, als er seinen Plan, nach Kroonstad zu fahren, aufdeckte. Egal, was er dort herausfand, es würde nichts an der Ausführung des Attentats ändern. Sollten sich doch die Schwarzen und Weißen, die alten Feinde des vergangenen Südafrika, zerfleischen, die Bomben waren sicher versteckt, die Zünder hatte er selbst programmiert. Nichts und niemand würde den Einsturz des Skywalk verhindern können.
Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, beharrte der Mann am anderen Ende der Leitung auf einer Antwort.
Aber der Inder blieb stur. Es schien ihm nicht angeraten, sich zu offenbaren. »Ich habe mich nicht weiter darum gekümmert«, log er, »es war mir nicht wichtig genug.«
»Na gut, wie du willst«, zischte Kalkoen. »Aber halt die Augen auf. Wenn du was herausfindest, meldest du dich. Und Paul weiß ja wohl, was er mit der neugierigen Journalistin zu tun hat.«
»Wenn Paul das nicht weiß, wer denn dann«, kommentierte Raghu und hielt damit das Thema für beendet.
Olifants Goud, Mpumalanga
Noch am Abend desselben Tages – die Gäste waren fast alle zu Bett gegangen – saß Alan Scott allein auf der Veranda von Olifants Goud. Das seltsame Verhalten Dr. Goldbäcks und die Aufschrift auf dem Kästchen waren ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Nasana, eine kleine Urwaldrepublik in Zentralafrika, von einem Despoten regiert, Gorillaland. Schließlich war ihm eingefallen, wer ihm helfen konnte.
Joe Looman. Fünf Jahre war das her. Die Geschichte mit den gewilderten Nashörnern in Kenya, damals, als er Linda kennengelernt hatte. Später war Joe in den Kongo geflogen, wo er die letzten Jahre für ein Waldelefantenprojekt zuständig gewesen war. Danach hatte er in Ruanda gearbeitet. Joe war seither auch mehrmals in Nasana gewesen, das wusste Alan. Mit viel Glück würde er ihn in Kigali erreichen.
Er hatte Glück.
»Mensch, Scottie, alter Gauner«, begrüßte ihn Joe am Telefon. »Wo steckst du, was verschafft mir die Ehre?«
»Gut, dass ich dich erreiche, Joe. Bin zurzeit in Südafrika auf einer Farm. Hör mal, ich muss dich was fragen!«
»Schieß los, Alter. Was kann ich für dich tun?«
»Sagt dir der Name …«, Scott schielte auf die Notiz, die er sich von der Aufschrift des Metallkästchens gemacht hatte, »… N’kuwaloobo etwas? Das muss irgendwo in Nasana sein. Du treibst dich doch dauernd dort herum?«
»N’kuwaloobo?«, wiederholte Joe, »na klar, ’n kleines Dorf am Ukewelefluss. Bin auf dem Flussschiff mit einigen Expeditionen dort vorbeigekommen. Nasana ist sonst nicht so mein Ding. Zu unsicher. Politisch instabil. Dauernd Unruhen und Militärputsch. Aber in N’kuwaloobo haben wir immer übernachtet. Warum fragst du?«
»Kann es sein, dass es dort eine Klinik gibt? N’kuwaloobo Medical Clinic?«
Scott hörte nur ein Knacksen in seinem Handy, für kurze Zeit schien die Leitung tot zu sein, doch dann hörte er Joes Stimme wieder mitten im Satz: »… alter Arzt aufgebaut hat, ich glaube, sogar aus Südafrika. Ein Quertreiber und Außenseiter, so viel ich weiß. Hab mich mal ziemlich lang mit ihm unterhalten. Hat wohl vor Jahren versucht, in Kigali Fuß zu fassen, aber die wollten ihn hier nicht. Zu schräge Denke, der Alte, Rassismus und so. Ein Burenkämpfer, der heute noch von der Apartheid träumt. Bin nicht sonderlich mit ihm klar gekommen. Seinen Namen weiß ich nicht mehr.«
»Was fällt dir sonst noch zu ihm ein?«
»Er hat die Schwarzen Kaffer genannt, das ist mir damals sofort aufgefallen. Und er hat die Buren als den erfolgreichsten weißen Stamm in Afrika bezeichnet. Warum willst du denn das alles wissen?«
»Wir haben hier einen etwas seltsamen Typen auf der Farm. Deutscher Arzt, macht ein ziemliches Geheimnis um seinen Rucksack. Ich konnte heute einen Blick hineinwerfen und habe die Aufschrift N’kuwaloobo Medical Clinic gelesen. Jetzt möchte ich einfach wissen, was …« Weiter kam er nicht, denn Joe fiel ihm ins Wort: »Warte mal, da fällt mir gerade was ein! Mann, dass ich da nicht gleich drauf gekommen bin!«
»Was ist denn, was hast du?«
»Da stand was in der
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