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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Zeitung, noch gar nicht lange her. Zwei Wochen vielleicht. Es hat ein Feuer gegeben. Die Klinik existiert nicht mehr. Alles abgefackelt.«
    »Und dieser Arzt?«
    »Tot. Ich such dir den Artikel raus, hast du ein Faxgerät?«
    Alan suchte Jeffs Visitenkarte und gab Joe die Nummer.
    »Man hat hier immer von geheimen Experimenten in der N’kuwaloobo Medical Clinic gemunkelt. Ein Freund von mir, der bei der Kigali Police arbeitet, hat sogar erzählt, dass sie da biologische Kampfstoffe entwickeln. Aber die Regierung von Nasana hat keine Kontrollen durchgeführt. Die konnten machen, was sie wollten. Na ja, jetzt ist das alles erst mal vorbei.«
    »Joe, schick mir den Artikel, wenn’s geht, noch heute Nacht. Ich setz mich neben das Fax und warte.«
    Sie verabschiedeten sich.
    Alan goss sich einen Glenlivet Single Malt aus Jeffs gut sortierter Whiskybar ein und harrte in dem kleinen Büroraum neben dem Faxgerät aus. Die Worte Joes gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Biologische Kampfstoffe! Er sah diese seltsamen Glasfläschchen vor sich, in dem Kästchen, das der Arzt in seinem Rucksack hütete wie sein Allerheiligstes.
    Jeff van Rossen hatte Kontakt zur Universität in Pretoria, wo es eine medizinische Fakultät gab. Wenn man nur den Inhalt dieser Fläschchen dort untersuchen lassen könnte …
    Er stand auf und schlich nervös durchs Haus. Es war spät, doch er hatte noch Hunger. In Ulla van Rossens Vorratskammer wurde er fündig. Die abgelegene Farm war auf Vorräte angewiesen, sie konnten es sich nicht leisten, jede Woche zum Einkaufen zu fahren. In dem gekühlten Raum fand sich alles, was das Herz begehrte. Alan nahm sich eine Büchse Bohneneintopf aus dem Regal und wollte das Licht schon wieder ausmachen, als sein Blick bei Ullas Kosmetikvorrat hängen blieb. Seifen, Cremes, Shampoo, Rasierwasser, Parfüm. Die Flakons erinnerten ihn an die Fläschchen in Goldbäcks Rucksack. Fast dieselbe Form. Und wenn er nun …?
    Seine Gedanken wurden unterbrochen vom Surren des Faxgeräts. Eine halbe Minute später hielt Alan Scott ein DIN-A4-Blatt mit einem nur schwer zu entziffernden Artikel in der Hand. Ein schwarz verwischtes Foto zeigte ein verkohltes Haus vor qualmenden Baumskeletten. Alan setzte sich und las, so gut es ging. Danach stellte er sich nur eine Frage: Was hatte Dr. Goldbäck auf Olifants Goud mit dem abgefackelten Labor in Nasana und dem im Feuer umgekommenen Urwalddoktor zu tun?
     
     

Dienstag, 8. Juni 2010, Umfolozi, KwaZulu-Natal - Noch 2 Tage
    Das Reptil lag träge und meisterhaft durch das verwelkte Laub der Mopanesträucher getarnt auf dem Boden und rührte sich nicht. Es war mit über einem Meter Länge eines der größten Exemplare seiner Art, doch der Körper wirkte mit dem kurzen Schwanz und dem massigen Umfang plump und ungelenk. Es vertraute auf die Tarnung seines graubraunen Schuppenkörpers mit den schwarzen und gelben quer gebänderten Ornamenten, der sich perfekt in die Umgebung einfügte und das Reptil wie ein Stück Holz aussehen ließ. Ahnungslose Beute näherte sich bis auf wenige Zentimeter dem lauernden Muskelpaket, dann fuhr der dreikantige Kopf mit geöffnetem Rachen in Sekundenbruchteilen nach vorn und die zentimeterlangen Giftzähne bohrten sich wie kleine Dolche in das Fleisch des Opfers. Allerdings wartete die große Viper seit Tagen vergeblich.
    Sie war eine Jägerin der Nacht und nutzte die Sonnenstunden nur, um ihren wechselwarmen Körper aufzutanken. Jetzt, in der Dämmerung, lag sie auf der Lauer, regungslos harrend, todbringend. Sie registrierte alles, was sich in ihrer Umgebung bewegte, bekam sogar Geräusche mit, obwohl sie kein Trommelfell besaß.
    Sie nahm die Erschütterungen von Schritten wahr, nur das Trippeln eines Kleinsäugers, das sich durch die Schwingungen auf ihr inneres Ohr übertrug, dann fuhr die gespaltene Zunge aus der kleinen Öffnung ihres Mauls und nahm den Geruch der Beute auf. Mithilfe des Jacobsonschen Organs in zwei Höhlungen des Munddachs analysierte sie die Duftpartikel und registrierte die Maus als mögliches Beutetier. Das Licht der untergehenden Sonne spiegelte sich in ihren senkrecht geschlitzten Pupillen, die sich nach Einbruch der Dunkelheit öffnen und ihr das Sehen in der Nacht ermöglichen würden. Die Maus fest im Blick und ihr Züngeln, bestätigten ihr, dass das Opfer näher kam.
    Die Schlange reagierte mit äußerster Konzentration, jeder Muskel ihres Körpers angespannt, der Hals in einem leichten S gekrümmt, um im richtigen

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