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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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Denken. Sprüche aus einer Seifenoper.
    Sie liebte sich doch nicht. Sie wäre ja schon froh, wenn sie sich ertragen könnte. Hasste sich, aber ertrug sich. So geht das. Von sich selbst kann man sich nicht trennen, also ... Ich habe mir mich nicht ausgesucht. Mit den Karten, die verteilt worden sind, wird gespielt.
    Das Mädchen. Ihr Abbild. Was willst du bei den Zutaten verlangen.
    Sie hasste das Kind nicht.
    Aber es war schwer zu ertragen.
    Noch schwerer jedoch, es zu verlieren. Unerträglich.
    Das gebrochene Versprechen. Der Verlust des Vertrauens. Die Konsequenzen. Die Wiederherstellung des Vertrauens.
    Mutter und Tochter, niemand sonst.
    Die Wiederherstellung der Verbindung.
     
    Endlich.
    Paula parkte an der vertrauten Stelle.
    Zu viel um die Ohren. Viel zu wenig Ruhe. Schlaf. Da geriet man beim Rechnen schon mal durcheinander.
    Anderthalb plus eins sind zweieinhalb. Zweieinhalb Tage. Sechzig Stunden. Da kommt schon mal ... der Durst. Und nach dem Durst die Müdigkeit. Der Schlaf.
    Die Zeit der Vorwürfe war vorbei. Der Schlaf wartete. Neben dem Mädchen.
    Das Röhrchen ist noch unangetastet. Da werden mir die Augen schon zufallen.
    Es kann nur besser werden.
    Draußen ... dunkel.
    Zwei kleine Elefanten ... marschierten durch die Lande.
    Zwei ...
    Das darf nicht wahr sein!
    Der dreckige kleine Bengel.
    Mit irgendeinem Mann. Jemand ... der mir bekannt vorkommt.
    Wo ... versuch, darauf zu kommen ... Jetzt aber schnell ...
    Voller Einsatz. Frontal.
    Paula rannte fast. Streckte die Arme aus wie zur Umarmung. Öffnete den Mund zum Lächeln, zu einem enormen Lächeln.
16
    Tomi war die ganze Zeit vorangegangen, aber jetzt verlangsamte er den Schritt. Sie hatten den direkten Weg über die Wiese genommen, auf der frischer Schnee lag. Zwei Spuren im Schnee, ein kleiner Indianer und ein großer Indianer, auch im Weiß deutlich zu erkennen, obwohl die Lichtkreise der Lampen spärlich waren und die Dunkelheit zugenommen hatte. Es schneite nicht mehr.
    Tomi warf einen Blick auf Ari, wirkte ängstlich. Sie gingen schnurstracks auf eine freie Fläche zwischen zwei Wohnblocks zu.
    Man hörte einen Pfiff. Ein undeutliches Rufen.
    »He!«
    »Das ist der ...«
    »Hier!«
    Zischlaute, Getuschel.
    Wenig später erreichten sie ein Areal, das von vierstöckigen Wohnblocks gesäumt war. Weiter vorne stand ein noch etwas höheres Gebäude.
    Die Lampen beleuchteten das Gelände ungleichmäßig, es war schwer, auf Anhieb zu erkennen, wer da alles unterwegs war. Hier und da Schatten in Hauseingängen. Jemand tuschelte ins Handy, ein anderer hielt das Telefon vor sich, eine SMS piepste. Und plötzlich standen drei Kinder im Hof, dann vier. Gleich darauf kamen noch zwei hinzu. Spöttisches Gelächter.
    Dann wurde das Lachen schwächer, es mischte sich Unsicherheit ins Getuschel.
    »Welcher Eingang?«, wollte Ari wissen.
    Tomi zeigte es ihm.
    Ari ging geradewegs über den Hof, Tomi dicht in seinemFahrwasser, direkt auf die Kinderschar zu. Tomi hatte sich das nicht ausgedacht, jetzt konnte Ari es sehen. Jungen, Mädchen, nur wenige Jahre älter als Anni, in den Blicken Hass, Wut, Grausamkeit.
    Eine große Schar im Kreis um den kleinen Jungen, das Gefühl der Macht, die Stimulanz der Überlegenheit.
    Ari spürte die Schulter des Jungen an seinem Arm, Tomi schubste ihn fast, drängte sich so dicht wie möglich an ihn heran.
    Sie passierten die Schar. Ari schaute allen der Reihe nach in die Augen. Die Blicke wichen ihm aus, richteten sich auf Tomi, Hass und Verachtung, aber keiner traute sich, etwas zu tun. Ari war ein Erwachsener, das setzte ihrem Mut Grenzen.
    Woher dieser Hass? Der Grund war nicht von Bedeutung. Es fand sich immer etwas, dachte Ari, wenn jemand Talent dazu hat, fällt ihm immer etwas ein.
    Einen Moment lang genoss er seine Macht. Dann wurde ihm schlecht von dem sadistischen Hass der Herde. Beschämend. Beängstigend. Ein, zwei Jahre älter, und sie wären nicht vor ihm ausgewichen.
    Aber jetzt taten sie es, Ari und Tomi gingen unbehelligt vorbei.
    Ein Schneeball flog über sie hinweg.
    »Scheiß Gehirnzwerg.«
    Ari drehte sich schnell um.
    Die Kinder erschraken, rannten davon, spritzten wie ein Fischschwarm auseinander.
    »Wir gehen einfach weiter«, sagte Ari zu Tomi.
    Vom Parkplatz her näherte sich eine Frau dem Hauseingang.
    Eine Frau, die ihm bekannt vorkam.
    Das war ... die Mutter einer Klassenkameradin von Anni.Die Mutter der Ballerina. Er hatte die Frau erst am Tag zuvor gesehen. Derselbe rotbraune Mantel, aber ...

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