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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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anrollte und Saari ansteckte, und gleich darauf lachten beide.
    »Es ist nicht ganz einfach«, sagte Paula. »Ich komme hierher, stelle den ganzen Laden auf den Kopf ... penne an Ihrem Schreibtisch ein ... Und als Sie mich wecken ... weine ich Ihnen zuerst die Schulter nass und werde anschließend unverschämt.«
    Sie lachten lange, das Lachen zweier müder Menschen.
    »Sollten wir ... Wäre es für uns nicht langsam Zeit, in Richtung Heimat aufzubrechen«, brachte Saari schließlich heraus.
    »Ja, unbedingt«, sagte Paula. Sie stand schwankend auf,drehte sich dann aber zu Saari um. »Jetzt, nach allen Bekenntnissen ... Erzählen Sie mir was von sich.«
    Saari schwieg eine Weile.
    »Ist es Ihnen recht, wenn ich es ein andermal tue?«
    Paula wartete kurz.
    »Ist mir recht.«
    Sie sahen einander an. Überrascht. Neugierig.
    »Wir gehen jetzt wirklich besser«, sagte Paula.
    »Brauchen Sie ein Taxi?«, fragte Saari.
    Paula sagte, sie sei mit dem Auto da. Bot Saari an, ihn mitzunehmen, wobei sich herausstellte, dass er auf ihrem Weg wohnte.
     
    Als sie aus der Tür traten, schlug ihnen der kalte Wind entgegen.
    Paula zitterte noch im Auto. Motor anlassen, Heizung voll aufdrehen.
    Als es warm wurde, kehrte auch das Gedächtnis zurück, alles kehrte zurück. Die Besprechung um neun, die Unterlagen, die kreuz und quer durcheinander auf ihrem Schreibtisch warteten. Sie musste ins Büro ... Nein, nach Hause. Zuerst nach Hause. Mirja ... Nein, zuerst die Unterlagen ...
    Paula warf einen Blick auf Saari. Er saß stocksteif neben ihr, schien sich zu fürchten. Aber warum unnötig langsam fahren, auf leeren Straßen?
    »Da vorne dann rechts«, sagte Saari scheinbar ruhig.
     
    In der Nähe des Zentralparks, Mietshaus aus den frühen 50er Jahren, eine alte Welt. Passt zu ihm, dachte Paula. Etwas älterer Jahrgang als sie. Lichtjahre entfernt. Jähe Bremsung direkt vor der Tür. Paula sah Saari an, der erleichtert den Gurt löste.
    Niedlicher Kerl.
    »Wie wäre es ... Wenn wir schon mal hier sind«, sagte Paula.
    »Sagen Sie nur. Kann nur was Verrücktes sein«, meinte Saari, der noch mit dem Gurt hantierte.
    »Na eben. Ich dachte, wie wär’s, wenn ich mich auf einen Drink zu Ihnen einlade. Wär das was?«
    Saari schwieg.
    »Und Ihre Tochter? Mirja?«
    Paula erschrak.
    »Na ja. Eine Nacht kommt sie schon klar.«
    »Ich dachte ...«
    »Was?«
    »Sie haben was von einem Kindermädchen gesagt ...«
    »Ja, ja, das meine ich ja. Eine Nacht kommt sie schon mit dem Kindermädchen klar.«
    Stille. Leere Blicke.
    »Ich weiß nicht, ob ich ... Drinks im Haus habe.«
    Paula lachte.
    »Erkki aus dem Weltall.«
    Plötzlich wirkte Saari beleidigt.
    »Und wo kommt die kleine Paula her?«
    »Aus dem schwarzen Loch«, erwiderte Paula.
    Saari zögerte, dann öffnete er die Wagentür.
    »Das war ein Scherz«, sagte Paula.
    »Tschüs«, sagte Saari. »Gute Fahrt.«
    Die Tür fiel zu.
    »Gute Nacht«, rief Paula durch die Scheibe. »Ich komme irgendwann demnächst mal Hallo sagen. Und danke für alles.«
    Dann fuhr sie los. Im Spiegel sah sie, dass Saari noch am Straßenrand stand. Rief er ihr etwas hinterher, oder redete er vor sich hin? Komischer Kerl. Fahr nach Hause, hatte er vielleicht gesagt.
    Aber das tat Paula nicht.
     
    Ein Fehler. Vertrauensbruch. Konsequenzen. Wiederherstellung des Vertrauens.
    Das Vertrauen des Arbeitgebers enttäuschen. Die erteilten, vereinbarten Aufgaben nicht erfüllt. Konsequenzen.
    Das Vertrauen der Mutter enttäuschen. Die Vereinbarung gebrochen. Konsequenzen.
    Die Mama kommt. Aber noch nicht gleich.
    Auch die Mama muss nachdenken dürfen. Im Stillen an sich arbeiten.
    Man kann nicht für einen anderen lernen.
    Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Zuerst die Arbeit, dann der Schlaf.
20
    Danke. Und Verzeihung.
    Ein Tag liegt hinter mir, ein langer Tag. Die Dankbarkeit ist groß, aber die Wörter sind klein, die ewig gleichen, abgenutzten. Verzeihung.
    Irgendwie befindet sich dieser Mensch nicht im Gleichgewicht.
    Dieser Mensch ... Die Frau. Aber dieser Mensch ... dieser Mensch hier. Ich ... Ich scheine selbst nicht im Gleichgewicht zu sein.
    Was ist es denn? Das Gleichgewicht? Dass einen nichts beunruhigt und erschüttert? Dass einen nichts bewegt?
    Gerade vorhin ...
    Ich mag keine ... Ich habe nie darüber nachgedacht, ob ich Frauen mag. Auf diese Weise mag.
    Auch Männer nicht.
    Ich habe das nie ergründen müssen. Ob ich mehr aufMädchen oder Jungs. Wie man so sagt. Auch wenn darum überall ein Riesenhallo

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