Bone 01 - Die Kuppel
Hoffnung auf Rückkehr verloren, bis du mir versprochen hast, mich nach Hause zu bringen.«
»Ich habe nur versucht, dich aufzumuntern«, sagte er. »Mir war klar, dass wir es niemals schaffen würden. Der Reisende brach mit den größten Jägern des Stammes auf, und selbst er kehrte allein zurück.«
Wieder drückte sie seine Hand. »Ich weiß«, sagte sie. »Aber nun hat jemand große Schwierigkeiten auf sich genommen, um uns am Leben zu erhalten.«
»Woher willst du das wissen, Indrani?«
»Ich werde beobachtet, Stolperzunge, und damit meine ich nicht die Sphären. Sie erwarten mehr als einen unterhaltsamen Todeskampf von mir. Ich weiß nur noch nicht, was genau. Ich erzähle dir den Rest der Geschichte, wenn ich mir sicher bin. Bis dahin« – nach einem letzten kurzen Druck ließ sie seine Hand los – »sollten wir schlafen.«
»Wie?«, wollte er fragen. Sein Herz hatte sich nicht mehr so leer angefühlt, seit er gedacht hatte, sie würde Wandbrecher lieben. Wie sollte er Schlaf finden? Aber er versuchte es trotzdem. Bis die ersten Platten des Großen Dachs hell wurden.
EIN PLAN
Steingesicht säuberte sich zum ersten Mal, seit er und Stolperzunge den Sprecher von den Fliegern geholt hatten. Seine Arme waren dünner geworden, aber immer noch muskulös genug, damit sich die Tätowierungen wie die Wesen wanden, die sie darstellten. Zartlinge und Bluthäute, Hüpfer und Panzerrücken – alle hatten seinen Speer geschmeckt. Selbst seine Augen hatten die Stumpfheit früherer Tage verloren.
Stolperzunge war so begeistert, ihn wieder auf den Beinen zu sehen, dass er von der Kampfübung, die er zusammen mit Varaha abgehalten hatte, zu Steingesicht rannte. Zum allerersten Mal umarmte er den großen Jäger wie ein Familienmitglied.
Der Mann nickte ernst und winkte den erschöpften Neuankömmlingen zu. »Diese Leute sind nutzlos«, sagte er. Die Männer und Frauen in der Nähe ließen die Köpfe hängen, als sie seine übersetzten Worte hörten, oder taten so, als würden sie sich mit den Fetzen ihrer zerrissenen Kleidung beschäftigen. »Aber sie brauchen trotzdem Essen in den Bäuchen, was?«
Stolperzunge nickte. Das Fleisch aus dem Kampf in der Gasse wäre bald aufgebraucht, und dann drohte die Lage ziemlich verzweifelt zu werden.
»Gut.« Steingesicht zeigte auf den Sprecher. »Mit diesem Ding an deinem Gürtel wird es dir nicht schwerfallen, Verhandlungen zu führen, oder? Wenn du es tust, will ich dein erster Freiwilliger sein.«
Stolperzunge starrte ihn fassungslos an. In der näheren Umgebung verstummten alle Gespräche.
»Es ist mein Rücken.« Der große Mann beugte sich vor, so weit er konnte, um vorzuführen, wie wenig Bewegungsspielraum ihm noch geblieben war. »Ich bin fast so nutzlos wie diese Leute. Und ohne Nachkommen habe ich in der Welt keinen Platz mehr, und …«
»Nein, Steingesicht!«, widersprach Stolperzunge entsetzt. »Ich brauche dich! Auch diese Menschen brauchen dich. Sie brauchen dich, damit du sie ausbildest!«
Steingesicht schüttelte verärgert den Kopf. »Ohne den Sprecher können sie doch nicht einmal richtig sprechen, was? Sie sind langsam und dumm. Schwächer als Kinder. Ein Mann sollte von seinem Vater und seinen Onkeln lernen, wie man jagt. Für diese Leute bin ich weder das eine noch das andere. Das Einzige, was ich ihnen geben kann, ist mein Fleisch, solange es noch gut ist.«
»Steingesicht, ich …«
Der größere Mann packte ihn an den Schultern. »Ich will es für dich und Indrani tun, Stolperzunge. Das weißt du doch, was?«
»Aber …«
»Gut, du möchtest warten, bist es wirklich nötig ist. Ja, das verstehe ich. Aber wenn die Zeit kommt, musst du mir die Ehre erweisen, der Erste zu sein. Ich hätte es schon vor langer Zeit tun sollen, Stolperzunge, aber dann ist dein Vater an meine Stelle getreten. Er hätte noch tausend Tage vor sich gehabt. Mindestens tausend! Was würde er über mich denken, wenn ich nicht bereit wäre, das Gleiche zu tun? Ein Mann sollte seine Tage doch sinnvoll nutzen, was? Und nicht zögern.«
Er humpelte davon, bevor der jüngere Mann noch irgendetwas dazu sagen konnte.
»Mehr Steine!«, rief Varaha einer Gruppe völlig erschöpfter Männer zu. Schweiß klebte auf ihrer dunklen Haut. Ihr tiefschwarzes oder manchmal graues Haar stand ihnen in nassen Büscheln vom Kopf ab, wo sie es sich aus dem Gesicht gewischt hatten. Der gut aussehende junge Lehrer hatte mindestens genauso viele Steine wie sie geschleppt, doch er atmete nur ein
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