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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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Autorität in Frage?«
    »Das tue ich nicht«, sagte Wandbrecher. Er stand auf, um mit dem Häuptling auf gleicher Augenhöhe zu sein. Keine Spur mehr vom gehetzten Blick, den er seit seiner Hochzeit gehabt hatte, dafür ein anderer Ausdruck, den Stolperzunge nur zu gut kannte: die Besessenheit von einer verrückten Idee. Selbst die Vorfahren, die oben vom Gitter der Lagerfeuer auf sie herabblickten, mussten sich gefragt haben, was ihm diesmal in den Sinn gekommen war.
    »Ich werde mich jeder Entscheidung beugen, die du triffst, Häuptling. Ich werde der Erste sein, der springt, wenn du befiehlst. Aber erlaube, dass ich als treuestes Mitglied deines Volkes auf ein paar Dinge hinweise, an die du bei deinem Bemühen, das Richtige für deinen Stamm zu tun, vielleicht nicht gedacht hast.«
    Viele in der Menge grinsten, und Speerauge lachte laut auf. »Glaube nicht, ich würde nicht erkennen, wie du mich einzulullen versuchst, Wandbrecher! Aber ich werde dich anhören.«
    »Wir alle wissen, dass die Welt nicht so ist, wie sie sein sollte«, sagte Wandbrecher. »In fast jeder Nacht wird das Große Dach von Sphären erhellt, die sich gegenseitig jagen. Und nun ist es zur schrecklichen Vernichtung der Haarigen gekommen.«
    »Was ist daran so schrecklich?«, rief Steingesicht, der in der Nähe stand. »Immer wieder verschwinden Völker. Sie werden ausgelöscht, und dann nimmt ein neues ihren Platz ein. Guten Appetit, sage ich dazu!«
    Seine Worte wurden mit zustimmendem Gemurmel begrüßt, doch von Häuptling Speerauge kam weder ein Nicken noch eine Erwiderung.
    »Das hier ist anders«, fuhr Wandbrecher fort, »wie auch du wissen solltest, Steingesicht, mit deiner neuen Tätowierung! Die Haarigen sind keine schwachen Wesen wie die Zartlinge. Die Haarigen waren seit sehr langer Zeit unsere Nachbarn. Sie haben die Panzerrücken gut im Zaum gehalten und waren für uns ein nützlicher Puffer. Etwas Schreckliches muss geschehen sein, wenn ein so starkes Volk so schnell in die Knie geht.«
    Überall nickten die Jäger.
    »Die Haarigen haben verloren«, redete er weiter, »weil die Panzerrücken und die Hüpfer sie gemeinsam angegriffen haben. Sie haben zusammengearbeitet . Denkt darüber nach. Falls die Panzerrücken überhaupt sprechen können, tun sie es ohne Stimme – vielleicht mit Gerüchen oder Zeichen. Die Hüpfer dagegen sprechen mit piepsenden Lauten.«
    Stolperzunge musste lächeln. Dies war ein weiteres Lieblingsthema seines Bruders.
    »Aber selbst wir und die Haarigen, die sich auf ähnliche Weise mit Stimmen verständigen, waren nie in der Lage, mehr als ein oder zwei Worte der anderen Sprache zu verstehen. Selbst nachdem der arme Friedensmacher sein halbes Leben mit ihnen verbracht hat! Zwischen unseren Völkern ist eine Zusammenarbeit unmöglich.«
    Speerauge lachte. »Damit unterstützt du nur meinen Standpunkt, junger Wandbrecher. Welchen Nutzen sollen diese Haarigen haben, wenn sie nie mit uns zusammenarbeiten werden?«
    Wandbrecher schüttelte den Kopf und senkte die Stimme, um die Menschen zu zwingen, ihm genau zuzuhören. »Wenn die Panzerrücken und die Hüpfer die Haarigen vernichten konnten, indem sie zusammenarbeiten – wer wird dann der Nächste sein?«
    Diesen Gedanken hatten viele im Hinterkopf gehabt, aber nur wenige hatten ihn laut ausgesprochen.
    »Aber warum sollten sie uns vernichten?«, rief Speerauge. »Die Menge Fleisch, die ein Wesen essen kann, ist begrenzt!«
    »Ich bin mir sicher, dass unsere Nachbarn genau das Gleiche gedacht haben«, sagte der jüngere Mann. Er zeigte in Richtung Haarigen-Wege. »Aber in diesem Moment verrottet dort drüben eine große Menge Fleisch.« Er machte eine kurze Pause. »Ich sage nicht, dass die Panzerrücken planen, uns anzugreifen, aber wenn sie es tun, werden diese Haarigen zweifellos genauso wie jedes andere Wesen um ihr Leben kämpfen. Sogar noch besser. Mit ihren Keulen knacken sie jeden Panzer viel schneller als wir mit unseren Waffen. Wir brauchen die Haarigen an unserer Seite. Wir sind ein starkes Volk, wir können unsere Nahrungsvorräte anderswo anlegen. Aber was auch immer wir tun, wir brauchen diese Haarigen in unseren Straßen, wenn die Panzerrücken kommen!«
    Als Wandbrecher sich wieder setzte, herrschte nachdenkliches Schweigen. Endlich nickte Häuptling Speerauge. »Dein Rat ist gut, junger Mann. Vorläufig folgen wir deinem Vorschlag und holen uns unser Essen anderswo. Als einer unserer besten Jäger wirst du die Jagd anführen.

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