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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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blieb Baumsängers Miene ernst. Sie suchte den Blick des jungen Jägers und legte ihre freie Hand auf seine Schulter. Stolperzunge hatte in seinem Leben noch nie größeres Unbehagen empfunden.
    »Stolperzunge, bin ich die Einzige, die glaubt, dass sie nicht ihn, sondern dich hätte erwählen sollen?«
    Er riss sich von ihr los und stolperte nach draußen ins Tageslicht.

    Inzwischen hatte Wandbrecher viele erfolgreiche Hinterhalte organisiert und wurde von allen anerkannt. Als er die Leute aufforderte, von Haus zu Haus zu gehen, um die Straßensperren wieder aufzubauen, die die Eindringlinge zerstört hatten, stimmten sie sofort zu und schienen sogar dankbar zu sein, dass er Befehle gab. Er traf sich häufig mit Jägern, die auf seiner Seite standen. Einige von ihnen hatten im Fleischrat gedient und nahmen ihn trotz seines Alters ernst. Er hatte ständig zu tun, aber er hatte immer Zeit für Stolperzunge und Indrani, auch wenn sie seine Besuche offenbar nicht schätzte.
    »Wir müssen die Panzerrücken töten«, sagte er eines Tages zu Stolperzunge.
    »N-n-natürlich!«
    »Du verstehst nicht, Bruder«, sagte Wandbrecher. Er hatte den Aufbau neuer Verteidigungseinrichtungen überwacht. Der Staub zeichnete die Konturen seiner Muskeln nach und verbarg die Tätowierung der Bluthäutigen, die in eine Speergrube fielen. Seine Stimme war rau vor Durst, aber er war viel zu sehr mit dem beschäftigt, was er sagen wollte, um aus der Schädelschale in seiner Hand zu trinken oder sich den Inhalt einfach nur über das blonde Haar zu schütten, das ihm an der Kopfhaut klebte. »Wir müssen sie töten, auch wenn wir gar nicht dazu kommen, sie zu essen.«
    Es war eine ungewöhnliche Vorstellung, aber nachdem Stolperzunge sie einmal geschluckt hatte, kam sie ihm völlig vernünftig vor. Die Panzerrücken hatten gelernt, mit anderen Völkern zusammenzuarbeiten. Obwohl nun ein paar Haarige unter den Menschen lebten, konnte von einem Bündnis zwischen ihnen keine Rede sein.
    Stolperzunge hatte es natürlich versucht. Er brachte Indrani Erwachsenensprache bei, und mittlerweile verstand sie das meiste von dem, was er sagte. Doch als er versucht hatte, die Haarigen zu unterrichten, hatten sie ihn gar nicht beachtet. Vor ihnen stotterte er nie, aber das spielte keine Rolle. Es war, als würden sie die Hälfte seiner Worte überhaupt nicht hören. Als er einmal zu beharrlich geworden war, hatte ein großes Männchen ihn gestoßen und zu Boden geworfen. Nur dem legendären Friedensmacher war es je gelungen, zu einer Verständigung mit den Haarigen zu gelangen. Es hieß, dass selbst er sie nur unzureichend verstanden hatte und nicht dazu fähig gewesen war, einige ihrer Laute nachzuahmen. Sie hatten ihn als Kind gefangen genommen, und aus Gründen, die nur ihnen bekannt waren, darauf verzichtet, ihn zu essen. Am Ende hatten sie ihn nach Hause geschickt, halb wahnsinnig, in dicke Felle gekleidet und kaum in der Lage, mit seinen Artgenossen zu sprechen. Kaum.
    »Auch die Hüpfer müssen sterben«, sagte Wandbrecher. »Genauso wie die Flieger.«
    Die Brüder saßen im Eingang des Hauses ihrer Mutter. Drinnen übte Indrani Faustschläge und Fußtritte gegen einen Fellsack, den sie an der Decke aufgehängt hatte. Seltsames Benehmen.
    Stolperzunge wollte Wandbrecher nicht sagen, dass Indrani ihn dazu gebracht hatte, die gleichen Schläge zu üben. »Um unkrank zu werden«, hatte sie gesagt, »und wieder… wieder…« Dabei hatte sie die Arme angespannt.
    »Stark?«
    »Ja. Stark zu werden.«
    Also hatte Stolperzunge geschlagen und getreten, wenn niemand ihn dabei beobachten konnte. Vor allem nicht sein Bruder.
    »W-w-was w-wolltest du s-s-sagen?«
    »Was?«
    Wandbrecher hatte schon wieder den Faden verloren. Ständig blickte er über Stolperzunges Schulter auf seine neue Frau und schien von ihren ungewöhnlichen Übungen fasziniert zu sein. Stolperzunge sehnte sich danach, die beiden miteinander allein zu lassen, aber er wusste, dass Indrani dafür sorgen würde, dass er es bitter bereute. Außerdem würde es sowieso nichts nützen. Sie verstand genug Menschensprache, um zu begreifen, was Wandbrecher wollte, aber sie weigerte sich trotzdem, die Felle mit ihm zu teilen oder auch nur über ihre Herkunft zu reden. Manchmal hätte Stolperzunge seinen Bruder am liebsten geschüttelt. »Moosherz wartet jede Nacht auf dich! Wie kannst du überhaupt irgendeine andere Frau begehren?«
    Aber er wusste, dass Wandbrecher ehrgeizige Pläne hatte, und wenn er

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