Bone 01 - Die Kuppel
willst.« Dann wandte sie sich an Wandbrecher. »Du bist als Erster vorgetreten. Du darfst deine Richtung wählen.«
»Zartling-Wege«, sagte Zimmerhocker. »Auf jeden Fall Zartling-Wege!«
Wandbrecher jedoch zeigte auf seinen Mitbewerber. »Ich finde, dass der Verlierer zuerst wählen sollte.«
Quetschfausts Gesicht war knallrot geworden, aber er war nicht so dumm, wie Wandbrecher angedeutet hatte. Der große Mann zwang ein Lächeln durch die Tätowierungen auf seinem Gesicht. »Das war dein letzter Fehler, Dummkopf. Ich wähle Zartling.«
»Nun gut«, sagte Hausohr. »Geht und bereitet euch vor.«
Alle Jäger schnitten sich und schnippten einen Blutstropfen in ihre Richtung.
»Euer Blut ist zu mir zurückgekehrt«, intonierte sie, »und genauso werdet auch ihr zurückkehren. Mögen die Helden von euch Besitz ergreifen. Möge das Fleisch eurer Körper zum Stamm zurückkehren.
Die Jagd beginnt bei Anbruch der Dunkelheit.«
DER FEUCHTPFAD
»Du bist wahnsinnig«, sagte Zimmerhocker zu Wandbrecher. Er wirkte wie ein Freiwilliger, der erst jetzt feststellte, dass sein Bein doch nicht gebrochen war.
»Ja, sicher, wir sind alle verrückt«, sagte Steingesicht zu ihm. »Mit diesen beiden Brüdern ist doch überhaupt nichts normal, was, Stolperzunge? Aber mach dir keine Sorgen, Zimmerhocker, Wandbrecher wird uns alle zu viel Fleisch führen. Nur dass die Jagd ziemlich langweilig sein wird.«
»Das hoffe ich doch«, erwiderte Wandbrecher. »Eins wollte ich dir noch sagen, Steingesicht. Bitte tu diesmal nichts, um die Jagd spannender zu machen. Das ist ein ganz großer Gefallen, um den ich dich ausdrücklich bitte.«
Sie gingen zu Wandbrechers Haus, wo Moosherz zu ihnen stieß. Sie sah ihrem Ehemann nicht in die Augen, während sie ihnen getrocknetes Panzerrückenfleisch servierte. Steingesicht beklagte sich über den bitteren Geschmack, aber Zimmerhocker biss genüsslich hinein, wobei er zweifellos an seine verlorene Familie dachte.
»Das wird keine normale Jagd«, sagte Wandbrecher.
Unter den Fellen, auf denen er mit Moosherz schlief, zog er ein großes Netz aus Stricken hervor, an dem seine Frau mehrere Zehntage gearbeitet haben musste. Menschen benutzten solche Werkzeuge nur selten zur Jagd. Die meisten Überfälle fanden in nahe gelegenen Straßen statt, die von Völkern wie den Haarigen oder Krallenleuten beherrscht wurden, mit denen die Menschen einen Waffenstillstand hatten. Dort würde man mit den Netzen mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Verbündeten fangen als eine Mahlzeit. Außerdem wussten die Frauen Besseres mit ihrer Zeit anzufangen, als zu weben: zum Beispiel Fleisch räuchern oder Felle zu Kleidung verarbeiten.
Wandbrecher breitete das Netz aus und zeigte den anderen, dass an allen Ecken Stricke befestigt waren. Die vier Stricke vereinigten sich schließlich zu einem einzigen, dickeren Seil. Er zeigte ihnen auch einen dünneren Strick, an dem ein krummer Haken aus einem Stück Panzerrücken festgebunden war.
»Du siehst besorgt aus, Bruder.«
»Ich erinnere m-mich, wie du d-davon gesprochen hast, d-d-dass …«
»Es ist ein guter Plan, Stolperzunge!«, sagte Wandbrecher mit Nachdruck. »Das ist er. Das Einzige, was wir brauchen, ist viel Seil. Und hier haben wir es, nicht wahr?«
Stolperzunge verlor den Mut. Sein ganzes Leben lang hatte er sich unzählige Jagdpläne von Wandbrecher anhören müssen. Manche waren gefährlich, andere selbstmörderisch. Dieser Plan jedoch war einfach nur dumm, und wenn er fehlschlug, würden sie alle bei der nächsten Fleischversammlung vom neuen Häuptling verbannt werden. Aber er war zum Mitmachen entschlossen, weil er ansonsten nur noch hätte weglaufen können. Er begann bereits, sich eine solche Flucht in allen Einzelheiten auszumalen, bis er selber über die Dummheit dieser Idee lachen musste, worauf die anderen ihm besorgte Blicke zuwarfen. Er fragte sich, was sie sagen würden, wenn er ihnen verriet, woran er gedacht hatte.
Nur der legendäre Reisende hatte jemals die Heimat verlassen. Er war nach einer fünfzigtägigen Reise zurückgekehrt, auf der er viele Wunder gesehen und die neun besten Jäger des Stammes verloren hatte. Nachdem er seine Geschichte erzählt hatte, wurde er sofort als Freiwilliger ausgewählt, weil niemand einem solchen Wahnsinn Vorschub leisten wollte. Aber seine Geschichte lebte weiter, und später beteten Generationen junger Männer meistens zu seinem Geist, damit er in Zeiten der Not Besitz von ihnen ergriff.
Nein,
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