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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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über die Stelle hinwegstrich, an der er gelegen hatte. Seine Krallen schlugen Funken, als sie das Dach streiften. Er drückte sich das Horn an die Lippen und blies mit aller Kraft. Zwei weitere Trompetenstöße hallten durch die Straßen. Der zweite brach mittendrin ab.
    Dann kam er auf die Knie hoch, und plötzlich zerbrach das Horn in seinen Händen, als es von einem Speer getroffen wurde. Er blickte auf und sah einen Flieger auf der Mauer hocken, die schuppigen Flügel ausgebreitet, als wollte er den Menschen zu einer Umarmung einladen. Seine riesigen schwarzen Augen blickten genau in die seinen. Stolperzunge hatte das Gefühl, darin einzutauchen wie ein Kind, das sich im Schoß seiner Mutter vergrub.
    Ferne Rufe ließen ihn wieder zu sich kommen. Er hob den Speer des Fliegers auf, worauf sein Feind sofort die Flucht ergriff. Inzwischen zitterten die Muskeln seiner noch nicht ganz verheilten Beine, und Schweiß bedeckte seinen ganzen Körper. Er blickte über die Brüstung und suchte nach dem Ursprung der Schreie. Beim Anblick, der sich ihm bot, wäre er beinahe rückwärts hingefallen. Eine große Gruppe Panzerrücken zog sich neben dem Turm unter einem halbherzigen Regen aus Speeren und geschleuderten Steinen zurück. Sie trieben mindestens fünf komplette Familien vor sich her – Menschen, die er sein ganzes Leben lang gekannt hatte. Er sah auch Hellzahn unter ihnen, zusammen mit ihren zwei jüngeren Schwestern.
    Bislang waren keine zehn Jäger eingetroffen, um sich dem Feind zu stellen. Sie hielten sich verwirrt zurück, weil sie wussten, dass sie in der Unterzahl waren.
    Stolperzunge hob einen Stein auf die Brüstung des Turms. Früher hatte er kaum ein Problem mit dem Gewicht gehabt, doch in seinem geschwächten Zustand hätte es ihn fast zu Boden gerissen. Er balancierte ihn auf der Kante und stieß ihn dann hinunter. Er machte sich gar nicht die Mühe, nachzusehen, wo er landete. Vielleicht besser so, dachte er, falls er versehentlich einen der Gefangenen getroffen hatte. Er holte einen weiteren Stein, während all seine Muskeln um Schonung flehten. Ein Flieger, vielleicht derselbe, den er verscheucht hatte, stieß herunter und landete vor ihm auf der Mauer. Stolperzunge griff nach dem Speer und war überrascht, dass sich der Feind nicht zurückzog. Es war schon fast zu spät, als er sich fallen ließ. Eine Feuerspur schoss quer über seinen Rücken, als eine andere Bestie ihn von hinten angriff.
    Er rappelte sich auf, aber die Flieger hatten sich längst davongemacht. Als er wieder über die Brüstung blickte, sah er einen Panzerrücken, der von seinem Stein erschlagen am Boden lag. Die anderen waren jetzt außer Reichweite.
    Die Zahl der Jäger hatte sich inzwischen auf zwanzig erhöht, und nun war auch Speerauge eingetroffen, um Anweisungen zu geben. »Weitere Männer sind unterwegs, Jungs! Wir müssen sie erwischen, bevor sie den Feuchtpfad überqueren!«
    Stolperzunge war schwindlig. Etwas rumorte in seinem Hinterkopf. Er dachte, dass den Panzerrücken klar gewesen sein musste, dass die Menschen sie bemerken und sie verfolgen würden. Sie mussten gewusst haben, dass ihre Feinde in kürzester Zeit viele Jäger zusammentrommeln konnten.
    »Sp-p-p-peerauge!«, rief er. »H-h-hinterh-halt!«
    Speerauge blickte mit einer Maske des Zorns zu ihm auf. »Hältst du mich für blöd, Junge? Wir werden ihnen nirgendwohin folgen, wo wir nichts mehr sehen.« Er führte die Jäger hinaus ins Niemandsland. Jetzt waren es dreißig, doppelt so viele wie die Panzerrücken, die bereits die Brücke überquerten. Stolperzunge hatte noch nie so viele Jäger gesehen, die gleichzeitig loszogen. Sie schrien ihre Wut hinaus, machten ihre Steinschleudern bereit und schwenkten ihre Speere. Ein erhebender Anblick! Er brachte sein Blut in Wallung, obwohl er wusste, dass es ein Fehler sein musste.
    Er sah, wie die Panzerrücken versuchten, ihre Gefangenen zur Eile anzutreiben. In der Hektik fielen zwei Kinder in den Feuchtpfad.
    Aber Hilfe war unterwegs. Die Jäger hatten innerhalb weniger Herzschläge die Hälfte der Entfernung zum Feind zurückgelegt. Dann sah Stolperzunge, wie sich zwischen den Bäumen auf der Menschenseite des Feuchtpfades etwas bewegte. Hüpfer! Es waren vielleicht zwanzig. Er rief eine Warnung, so laut er konnte.
    Zu spät. Die Jäger blickten sich nicht einmal um. Sie warfen sich auf die Panzerrücken. Inzwischen hatten viele von ihnen Speere wie die von Stolperzunge, und zahlreiche Bestien fielen dem

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