Bone 01 - Die Kuppel
gar keinen Fall geschlagen geben und hievte es fast im Alleingang an Land.
Die drei Männer näherten sich dem Wesen mit gezückten Speeren. Aber sie brauchten sie gar nicht mehr. Die Bestie im Netz schlug noch ein paarmal um sich, bevor sie zu ihren Vorfahren zurückkehrte. Sie war anderthalbmal so groß wie ein Mensch und hatte schwarze, ölige Haut. Der Mund war voller Zähne, die sich in einem angekauten Arm verbissen hatten. Als sie das Monstrum herumdrehten, fanden sie darunter den Rest von Zimmerhocker. Sein erstarrtes Gesicht war eine Fratze tiefsten Entsetzens.
»Großartiger Plan!«, sagte Steingesicht wütend. »Einfach brillant!«
Wandbrecher war aschfahl geworden, und er zitterte. Trotzdem befahl er den anderen beiden, ihm zu helfen, den Haken wieder aus dem Wasser zu ziehen.
Dann schleppten sie den bedauernswerten Zimmerhocker und die Bestie aus dem Feuchtpfad zum Mittelplatz, wo Hausohr und andere schwangere Frauen (aber nicht Moosherz) auf den Sieger des Wettbewerbs warteten. Hausohr bemühte sich, sachlich zu bleiben, aber die anderen taten ihre Bewunderung lauthals kund. Sie berührten das Monstrum und fragten sich, wie es schmecken mochte und wie es am besten zubereitet werden sollte.
In der Zwischenzeit wurde ein Läufer losgeschickt, der herausfinden sollte, wer das Recht an Zimmerhockers Fleisch hatte.
»Jetzt nehmen wir uns die Brücke zum Zartling-Revier vor«, sagte Wandbrecher.
»Wie?«, wollte Steingesicht wissen, der immer noch wütend schnaubte. »Als wir noch zu viert waren, konnten wir nur mit Mühe verhindern, von diesem Ding ins Wasser gezerrt zu werden. Wie sollen wir es zu dritt schaffen? Wollen wir darum bitten, dass nur kleine Bestien den Köder annehmen?«
»Dazu ist mir schon eine Idee gekommen«, sagte Wandbrecher. »Ich hätte gleich daran denken sollen, aber neue Pläne müssen immer erst getestet werden, bis sie richtig klappen.«
»Oh ja, zuerst kommt der Test! Ich bin mir sicher, dass Zimmerhocker stolz darauf ist, dir zu bahnbrechenden Einsichten verholfen zu haben!«
Sie gingen durchs Tor in Richtung Zartling-Wege. Vermutlich suchte die andere Gruppe irgendwo dort draußen nach unachtsamen Wesen. Stolperzunge hielt es für unwahrscheinlich, dass sie immer nur mit einem Kadaver zurückkehrten, wie Wandbrechers Trupp es getan hatte. Sie würden das Fleisch irgendwo lagern und alles auf einmal nach Menschen-Wege bringen.
Am nächsten Feuchtpfad sorgte Wandbrecher dafür, dass sie sich mit weiteren Stricken an Wurzeln verankerten, bevor sie das Netz ins Wasser warfen. Aus Furcht blieben sie wachsam, und sobald sie sahen, dass eine Bestie den Köder angenommen hatte, zogen die drei im Rhythmus zu Wandbrechers Rufen, fast wie eine Gruppe Frauen, die Felle klopfte.
In dieser Nacht gingen sie von einem Feuchtpfad zum nächsten und leisteten Schwerstarbeit. So fingen sie vier der öligen Wesen und ein gepanzertes Monstrum, das doppelt so groß wie ein Mensch war und wie ein entfernter Verwandter der Krallenleute aussah.
»Dies«, sagte Steingesicht widerwillig, »muss die erfolgreichste Jagd seit den Zeiten des Reisenden gewesen sein. Vier Jäger in einer Nacht, und nur einmal drohte Gefahr. Das kann nicht gutgehen.«
Ihnen blieb noch ein Fünftel der Nacht für die Jagd, aber nun biss nichts mehr an. »Mit dieser Taktik werden wir nie wieder Erfolg haben«, sagte Wandbrecher. »Jetzt wissen sie Bescheid.«
Als schließlich das Große Dach heller wurde, zogen sie die Stricke wieder an Land. Diesmal war es unglaublich leicht, weil etwas das Netz abgeschnitten und die Enden des Seils durch die Augenhöhlen eines menschlichen Schädels gefädelt und miteinander verknotet hatte.
»Das war es«, sagte Wandbrecher. Stolperzunge nickte. Er fragte sich, ob ihre Bemühungen ausgereicht hatten, ihnen das Leben zu retten.
Im Verlauf des Morgens schleppten sie den Rest ihrer Beute auf den Mittelplatz, wo die schwangeren Frauen warteten. Inzwischen hatten sie den Wasserkadaver geschlachtet und in ordentliche Stücke zerteilt, die sich leicht gegen Quetschfausts Beute abwägen ließen. Zu diesem Zweck war eine Stelle freigeräumt und gesäubert worden, aber bisher hatte sich der große Held noch nicht blicken lassen.
»Er wird kommen«, sagte Steingesicht. Es klang fast, als würde er sich darauf freuen.
Während des Vormittags füllte sich der Platz mit neugierigen, aufgeregten Menschen, doch von Quetschfausts Trupp war immer noch nichts zu sehen. Erst als es wieder dunkel
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