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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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weglaufen kam für niemanden mehr in Frage. Sie mussten sich an Wandbrechers Plan halten und hoffen, dass ein Held ihnen zu Hilfe kam.
    Als es dunkel wurde, trommelte Wandbrecher seinen kleinen Trupp zusammen und machte sich auf den Weg durch das Tor in Richtung Bluthaut-Wege, bis sie die Brücke erreicht hatten. Unter seiner Anleitung zerhackten sie einen frischen Zartlingkadaver und drückten ein blutiges Stück davon auf den Haken.
    »Was jetzt?«, fragte Steingesicht und leckte sich die Finger.
    »Jetzt kommt der leichte Teil«, sagte Wandbrecher augenzwinkernd. »Seht ihr, dass ich die Enden des Netzes mit Steinen beschwert habe? Wir werden es jetzt in den Feuchtpfad werfen, damit es sich ausbreitet, während es versinkt.«
    »Machen wir damit nicht die Wasserbestien auf uns aufmerksam?«, fragte Zimmerhocker nervös.
    »Wir wollen sie auf uns aufmerksam machen«, erwiderte Wandbrecher. »Wenn ein Jäger in den Feuchtpfad fällt, platscht es, nicht wahr. Und dann platscht es noch mehr, wenn er versucht, wieder herauszukommen.«
    »Ha!«, sagte Steingesicht. »Und dann kommen sie, um sich ihn zu holen. Aber diesmal sind wir es, die auf sie warten!« Er schlug Wandbrecher auf den Rücken. »Wieder so ein schleimiger Trick, aber dieser gefällt mir! Ich habe diese Feuchtpfadbestien schon immer gehasst und noch nie gesehen, wie eine gefangen wurde.«
    Also traten die Jäger an den Rand des trüben Wassers. Es war nichts zu sehen außer den matten Spiegelungen der Lichterstraßen und den winzigen Tropfen Dachschweiß, die auf die Oberfläche fielen. Das Platschen des Netzes wirkte in der Nacht extrem laut, auch wenn sich Stolperzunge sicher war, dass ein hineinfallender Mann mehr Lärm gemacht hätte. Er zuckte mit den Schultern. Jetzt hing alles von Wandbrecher ab.
    Er trat zu seinem Bruder und Steingesicht. Die drei Männer entfernten sich ein Stück vom Feuchtpfad und legten das Seil aus, das am Netz befestigt war, während Zimmerhocker auf dem Bauch liegend direkt am Ufer zurückblieb. Der ältere Mann hielt den dünneren Strick mit dem Haken. Ein Stück davon hatte er sich um das Handgelenk gewickelt, um es nicht zu verlieren, und das andere Ende hing im Wasser über der Stelle, wo das Netz am Grund des Feuchtpfades lag, wie sie alle hofften.
    »Jetzt warten wir«, sagte Wandbrecher. »Es könnte eine Weile dauern – ich weiß nicht einmal, ob es überhaupt Wasserbestien gibt, die bei Nacht jagen.«
    Die Männer setzten sich hin. Nichts bewegte sich, außer den Wolken kleiner Mooswesen, die harmlos waren, solange man sie nicht verschluckte, und das einzige Geräusch war Steingesichts leises Schnarchen. Seit dem Vorabend hatten die Männer nicht mehr geschlafen, und Stolperzunge bemerkte, dass die Lichterstraßen vor seinen Augen verschwammen, genauso wie in der Nacht, als sein Bruder Moosherz geheiratet hatte. Seitdem war so viel geschehen, aber jedes Mal, wenn er durch die Straßen ging, suchte sein Blick immer noch nach ihr. Es war schwer zu verstehen, dass Wandbrecher jetzt nur noch Augen für die fremdartige Indrani hatte.
    »Ich habe einen!«, rief Zimmerhocker.
    Die anderen drei setzten sich auf. Steingesicht rieb sich die Augen.
    Der Strick in Zimmerhockers Händen wurde straff. »Zieht!«, rief Wandbrecher den anderen zu. »Zieht es ins Netz!«
    Plötzlich wurde Zimmerhocker von den Beinen gerissen und verschwand im Feuchtpfad. Seine drei Gefährten starrten fassungslos, als das Wasser kochte. Dann griff sich Steingesicht einen Speer und rannte auf das Ufer zu.
    »Nein, Steingesicht!«, rief Wandbrecher. »Es ist zu spät! Das Seil! Zieht am Seil!«
    Er und Stolperzunge zogen gemeinsam, während Steingesicht am Ufer des Feuchtpfades herumsprang, ohne etwas ausrichten zu können. Dann verfing sich etwas im Netz. Die Brüder zerrten mit aller Kraft, aber es wehrte sich. Ihre Füße rutschten über den Boden, und ihre Sohlen schrammten schmerzhaft über die Pflanzenwurzeln.
    »Steingesicht!«
    In hilfloser Wut zerbrach der große Jäger den Schaft seines Speers über dem Knie und kehrte zu ihnen zurück. Er packte das Seil vor Stolperzunge, stemmte die Füße gegen einen Stein und zog wie zehn Männer. Seine Augen traten hervor, sein Gesicht war wutverzerrt. Ein Held hatte von ihm Besitz ergriffen, dachte Stolperzunge voller Ehrfurcht.
    Tatsächlich tauchte der Rand des Netzes schon bald über der Böschung des Feuchtpfades auf. Etwas schwarz Glänzendes kämpfte darin, aber Steingesicht wollte sich auf

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