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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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einen Trupp Bluthäute. Er hätte gern Alarm geschlagen, konnte es aber nicht tun. Er wagte es nicht einmal, ein Feuer zu entzünden, um Indrani zu wärmen, als ihm die Suppe ausging.
    Er blickte zu zwei Sphären auf, die fast genau über ihm schwebten. Es war seltsam, dass sich fast immer eine in Indranis Nähe aufzuhalten schien. Das Dach wurde dunkler. Die quadratischen Platten verloren die blaue Färbung, wurden grau und schließlich schwarz, während das Gitternetz der Lichterstraßen langsam heller wurde. Die ganze Zeit rührten sich die Sphären nicht von der Stelle. Schließlich wandte sich Stolperzunge ab, um die Vorräte zu inspizieren.
    Sie hatten acht Streifen getrockneten Fleischs. Jeder Streifen konnte einen Jäger einen Tag lang ernähren. Er riss ein Stück davon ab und kaute so lange, bis seine schmerzenden Kiefer das Fleisch in einen weichen Brei verwandelt hatten. Diesen vermischte er in der Schädelschale eines Fliegers mit Wasser und flößte ihn Indrani ein.
    »Wir sind am Ende«, sagte er, während er ihre Kehle massierte. »Wir können nicht mehr zurück, und woanders können wir auch nicht hin.«
    Andererseits… falls Wandbrecher irgendwie zu Tode kommen sollte …
    Schon wieder dieser schreckliche Gedanke! Wie konnte ein Mensch einen anderen töten, wo doch jeder jeden brauchte? Wenn der Stamm so stark ausgedünnt worden war, dass die Gefahr des Aussterbens drohte? Menschen töteten ihre Artgenossen nur, um sie von ihrem Leid zu erlösen. Gelegentlich konnte der Häuptling einem Jäger einfach befehlen, zum Wohl des Stammes sich freiwillig zu melden. Auf diese Weise trugen sogar Ehebrecher und andere Verbrecher zum Überleben aller bei.
    Stolperzunge war klar, dass er Wandbrecher nicht ermorden konnte, nicht einmal diesen neuen Wandbrecher, der seinen Bruder ansah und ihn doch nicht sah. Niemand sonst war stark genug, um den Stamm zu retten. Niemand sonst kam auch nur annähernd an ihn heran.
    Ein bestialischer Gestank lenkte Stolperzunge von seinen Überlegungen ab. Indrani hatte sich beschmutzt. Er fluchte, weil er viel früher daran hätte denken sollen. Zumindest war es ein Lebenszeichen.
    Im Verlauf der nächsten Tage schrumpfte sein Fleischvorrat zusehends. In den Straßen unter ihnen zogen immer wieder Jagdgruppen vorbei, aber sie suchten nach Fleisch und nicht nach Verbrechern. Doch Indrani hatte nun immer weniger Schaum am Mund, und ihr Körper verkrampfte sich nicht mehr so oft wie zu Anfang. Sie beide brauchten Fleisch. Stolperzunge konnte kaum noch an etwas anderes denken, obwohl er wusste, dass er gar kein Lebensrecht mehr hatte.
    Als es dunkel wurde, nahm er Speer und Schleuder, mehrere Steine und einen Wasserbeutel. Eine Zeitlang beobachtete er die Straße vom Dach aus, bevor er hinunterstieg. Er war noch nie allein auf die Jagd gegangen. Von allen Stammesmitgliedern hatte nur Quetschfaust eine derartige Dummheit mehr als einmal überlebt.
    Er machte sich auf den Weg zum Feuchtpfad, wobei er sich ständig im Schatten hielt und sich sofort in Hauseingängen versteckte, wenn er glaubte, etwas gehört zu haben. Dann hörte er etwas anderes: menschliche Stimmen. Er erstarrte und wartete, während er hoffte, dass er sich nicht durch seinen gelegentlich knurrenden Magen verriet. Ein Handelstrupp kehrte aus dem Revier der Krallenleute zurück. Drei der Wesen begleiteten die Menschen, aber sie konnten keine Freiwilligen sein, weil sie nicht gefesselt waren und sogar eigene Waffen in ihren hakenförmigen Krallen trugen. Also hatte Wandbrecher mithilfe des Sprechers ein Bündnis geschlossen! Stolperzunge änderte die Richtung, um der Gruppe nicht zu nahe zu kommen.
    Er beschloss, in Richtung Zartling-Wege zu gehen, weil er hoffte, dass dort vielleicht noch ein paar Panzerrücken oder Hüpfer zurückgeblieben waren. Wenn er von niemandem erwischt wurde, konnte er zumindest die Gegend erkunden und am folgenden Tag zurückkehren.
    Er erreichte den Feuchtpfad auf der Seite der alten Grenze zum Territorium der Krallenleute, blieb aber auf dem Menschengebiet, bis er eine Stelle im Wald erreicht hatte, wo ein alter Baumstamm über dem Wasser lag. Sowohl Menschen als auch Zartlinge hatten den Baum in der Vergangenheit als Brücke zur anderen Seite benutzt. Nun überquerte Stolperzunge den Feuchtpfad und schlich sich durch den Wald, bis das Zartling-Gebiet wie ein Vorhang aus schwarzem Moos vor ihm lag. Kein Feuer erhellte die Nacht, und die Türme schienen nicht bewacht zu sein. Aber da sein

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